Interview: der jagdliche Bullshitgenerator

Interview: der Mann hinter dem jagdlichen BullshitGenerator

Werner Steckmann in der Natur
Werner Steckmann in der Natur

Wer bist du, wo kommst du her, was ist dein jagdlicher Background?

Mein Name ist Werner Steckmann. Ich bin 52 Jahre alt und tätig als User Interface Developer, Autor für die „Pirsch“, Koch, passionierter Jäger und Sammler sowie Hundeführer. Meine Erfahrungen in der Revier- und Jagdpraxis und in der Verarbeitung von Wildbret lasse ich in meine beiden Blogs jagdtipp.de und wernerkochtwild.de einfließen. Mich begeistert neben der überragenden Qualität des selbst erlegten Wildbrets die Tatsache, unmittelbar alle Schritte dieser Wertschöpfungskette beeinflussen zu können. Aktuell bin ich vom Wursten und Pökeln von Wildbret infiziert und ein Großteil der Beute wandert deshalb in Grillbratwürste, Salami und Schinken. Ich konnte inzwischen den elften Jagdschein lösen und kümmere mich an meinem Wohnort, rund 30 Kilometer südwestlich von Nürnberg, um einen Teil eines etwa 900 Hektar großen Niederwildreviers, in dem Sauen sporadisch als Wechselwild vorkommen. Außerdem erweitere ich meinen jagdlichen Horizont gerne auf diversen Jagden in ganz Deutschland. 

Was ist der jagdliche Bullshitgenerator?

Der jagdliche Bullshitgenerator ist der humorvolle Versuch, die Jägerschaft für das Thema Kommunikation und ihre Wirkung nach außen zu sensibilisieren. Die Verwendung der immer gleichen Worthülsen in Kombination mit schlechten Bildern von erlegtem Wild am Haken ist ein Bärendienst für unsere Sache. Vielleicht erkennt sich ja der eine oder die andere auch wieder? Was ich definitiv nicht möchte, ist jedoch, die Jägersprache oder deren Fachbegriffe zu verunglimpfen.

Wie kamst du auf die Idee, ihn zu programmieren?

Wegen meiner beiden Blogs bin ich recht viel in Facebook und Co. unterwegs. Dabei fiel mir schon lange die bei einigen Zeitgenossen verbreitete Kommunikation auf, und zwar in Textbausteinen à la: „Beim allerletzten Büchsenlicht konnte ich die Gelegenheit nutzen und nur über Kimme und Korn auf 30 m einen kapitalen Bock mit meiner Sauer 202 (.300 Win. Mag., Teilmantel 170 grs.) an den Platz bannen.“ Besser und spannender könnte das ein 65-jähriger Beamter einer vollkommen spaßbefreiten bundesdeutschen Behörde nicht formulieren. Auch wenn es Ausnahmen gibt, zum Beispiel Bertram Quadt und Max Götzfried: Stereotype, wo man hinsah – viel Dunkel und wenig Licht! Das Ganze wurde dann kurzentschlossen an einem Nachmittag konzipiert und am Folgetag umgesetzt. Die Programmierung dahinter ist unfassbar simpel und mit nur zehn Zeilen PHP-Code realisiert.

Woher kommen die ganzen Sprüche?

Das meiste davon wurde tatsächlich, wenn auch nur teilweise, in irgendwelchen Gruppen so gesagt. Ich habe dann nur noch ein paar Insiderwitze und spaßige Tierarten hinzugefügt. Am nächsten Tag wurde der Input aus dem Freundeskreis hinzugefügt und fertig war Version 1.0. Wer übrigens noch eine gute Idee für den Text hat – immer her damit!

Foto: Werner Steckmann
Foto: Werner Steckmann

Bei allem Spaß am Bullshitgenerator, wie empfindest du Jagd in sozialen Netzwerken?

Als Administrator und Mitglied diverser Facebook-Gruppen und -Seiten (Wilde Küche, Lost Hunters from Xing, Jagdtipp) bekommt man einerseits einen recht guten Einblick, wie Jäger ticken, und muss da bei Auswüchsen manchmal auch klare Kante zeigen. Das geht von ekelhaften, lieblos hingerotzten Erlegerbildern, verletztem Persönlichkeitsrecht, nicht waidgerechten Tipps bis hin zur völligen Ahnungslosigkeit, was bestehendes Jagd- und Lebensmittelhygienerecht betrifft. In diesen Augenblicken zweifle ich, ehrlich gesagt, sehr an den Selbstheilungskräften der Jägerschaft.

Wie kommt es, dass Jäger sich in den sozialen Netzwerken oft untereinander nicht „grün“ sind?

Oft entstehen Konflikte daraus, dass Theoretiker und Schreibtischtäter/-jäger den Mund sehr voll nehmen, aus irgendwelchen Standardwerken zum Thema rezitieren und gar nicht merken, wie lächerlich sie sich damit in den Augen der Praktiker machen, die jeden Tag draußen sind und es aus langjähriger Erfahrung einfach besser wissen. Oder wenn pickelige 16-Jährige einem Jäger mit 30 und mehr Jagdjahren die Jagd erklären und dann aus Angst vor dem Gesichtsverlust nicht mehr zurückrudern können und stur auf ihrem Standpunkt beharren. Ich denke, diese Konflikte entstehen zum Teil auch aus dem Medium heraus, in dem es relativ ungefährlich ist, sich nicht gruppenkonform zu verhalten und so um Aufmerksamkeit zu heischen. Im richtigen Leben – von Angesicht zu Angesicht – hätten die meisten dieser Trolle, aus Angst vor körperlichen Konsequenzen, nicht den Mut, den Mund so voll zu nehmen…

Andererseits entstehen in den sozialen Netzwerken aber auch interessante neue Kontakte, neue Impulse und es gibt gute Möglichkeiten zu netzwerken, sich über akut anstehende Herausforderungen oder gemeinsame Events auszutauschen und mit Freunden, Bekannten und Jagdkameraden in Kontakt zu bleiben.

Darüber hinaus sehe ich persönlich dort aber gerade den Trend, dass es oft nicht mehr um ehrliche Meinungen, eigene Ansichten und Empfehlungen oder Tipps geht, sondern nur noch um mediale Selbstdarstellung, Werbung, Markenpflege und das Besetzen lukrativer Nischen.  Das kann man oft daran erkennen, dass sogenannte Influencer eine bestimmte Marke, Bekleidung, Waffe oder ein bestimmtes Zielfernrohr recht oft bei allen möglichen Gelegenheiten erwähnen und über den grünen Klee loben, in die Kamera halten und recht häufig „zufällig“ im Umfeld auftauchen. Absolut okay, wenn das Ganze als Sponsoring oder Werbung gekennzeichnet ist – falls nicht, macht man sich als unabhängiger Experte unglaubwürdig.

Was ist dein nächstes Projekt? Der „Wie-alt-mag-das-Stück-sein-Schätzer“?

(lacht) Gar keine schlechte Idee, darf ich das verwenden? Aber im Ernst: Neben meinem normalen 40-Stunden-Job, meiner Familie, meiner Arbeit für die „Pirsch“ und diversen Site-Projekten arbeite ich gerade an einem Internetshop. Für was genau, wird noch nicht verraten. Darüber hinaus ist ja bald auch wieder Blattjagd angesagt! Für mich neben der Drückjagd und der Lockjagd bei der Fuchsranz im Winter übrigens eine der spannendsten Jagdarten überhaupt. Während dieser Zeit muss dann alles andere hinten anstehen.

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