Aufs Korn genommen – selbstverständlich Selbstlader

Selbstverständlich „Selbstlader“

Frank Rakow – Aufs Korn genommen
Frank Rakow – Aufs Korn genommen

Rund 80 Millionen Menschen in Deutschland sind Nichtjäger. Sie schauen uns zu, bewerten unser Tun und entscheiden politisch über unser Schicksal. Gesetze und Vorschriften werden eben nicht im Wald gemacht. Viele Gründe, um sich mit dieser fast hundertprozentigen Mehrheit unserer Mitbürger gutzustellen – selbst wenn’s manchmal schwerfällt.

Auch die Gerichte sind nicht frei vom Zeitgeist und fällen Urteile, die für uns nur schwer nachvollziehbar sind. So wie kürzlich das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes zur Magazinkapazität von halbautomatischen Waffen (wir berichteten). Ein Jäger hatte auf die Zulassung von Magazinen mit mehr als zwei Schuss geklagt. Dieser Schuss ging nach hinten los. Denn der Spruch des obersten Gerichtes hatte zur Konsequenz, dass es für alle Gewehre dieser Bauart mit Wechselmagazin keine Rechtssicherheit mehr gibt. Erst der Bundesrat kann im September (wir berichteten) den vielen Besitzern ermöglichen, diese Waffen vor allem bei den kommenden Drückjagden wieder flächendeckend einzusetzen. Hoffentlich stellt sich nicht erneut jemand quer wie bei der beabsichtigten Novellierung des Bundesjagdgesetzes (wir berichteten).

Das wird nicht der letzte Akt zum Umgang mit Waffen bleiben. Unsere Gesellschaft hat bei diesem Thema eine ausgeprägte Phobie entwickelt. Dementsprechend irrational sind die Argumente. Im Umgang mit Laien spielt deshalb schon die Bezeichnung eine wichtige Rolle. Deshalb meine Empfehlung: Die Bezeichnung „halbautomatische Waffen“ sollten wir aus unserem Sprachgebrauch streichen. Für Außenstehende klingt das äußerst martialisch, beinahe wie „Maschinengewehr“. Das erweckt Assoziationen zu Krieg, Terror oder anderen schrecklichen Dingen.

„Selbstlader“ ist genauso richtig und in der Außenwirkung wesentlich „sozialverträglicher“. Das mag manchen jetzt vielleicht nebensächlich erscheinen. Doch ich bin mir sicher, in einer Gesellschaft, die von Informationen überflutet wird und sich dadurch stark an Schlagworten orientiert, spielen solche Begrifflichkeiten eine entscheidende Rolle. Wer macht sich schon die Mühe, Hintergründe zu erforschen, wenn es ihn nicht weiter angeht?

Die Methode, Begriffe „weichzuspülen“, hat in der Jägerschaft durchaus Tradition. Denn auch die Jägersprache nimmt vielen Begriffen eine unnötige Härte: Wir erlegen oder strecken das Wild (und schießen es nicht einfach tot), Blut nennen wir Schweiß, wir sprechen von Abfangen und nicht von Abstechen, von Aufbrechen und Zerwirken statt von Schlachten, von Kurzwildbret statt von Geschlechtsteilen usw.

Für mich ist eine Anpassung an die Befindlichkeiten unseres Umfeldes kein „Klein-beigeben“ oder Kuschen. Es ist eher Rücksichtnahme zum Vorteil der Jagd, damit uns nicht noch mehr Fesseln bei unseren Ausflügen in Wald und Flur angelegt werden. Lieber ein bisschen Kreide fressen, als die Freude an der Jagd verlieren.

Der Autor

Frank Rakow, Jahrgang 1949, Jäger von Kindesbeinen an. Über 40 Jahre als Journalist und Verleger in Sachen Jagd im In-und Ausland unterwegs. Gründer des Nimrod-Verlages. Zuletzt Chefredakteur der Deutschen Jagdzeitung und von „JAGEN WELTWEIT“. Lebt und jagt heute mit Gewehr und Kamera im wildreichen Vorpommern.