Auf’s Korn genommen (I): Gib Laut!

Gib Laut!

Frank Rakow
Frank Rakow

Jetzt beginnt für den Rehwildjäger die Hohe Zeit. Es ist eine gute Gelegenheit aktiv zu jagen und den heimlichen Bock mit verlockenden Tönen aus seinem Einstand zu holen.  

Schon in jungen Jahren hat mich die Blattjagd fasziniert. Doch mein zartes Gefiepe brachte nur wenig Erfolg. Und wenn es klappte, standen meist nur Jünglinge zu. Erst durch Kontakt zu Blattjagdspezialisten, wie Günter Reitmayr und Klaus Demmel, lernte ich: Leisetreten bringt nichts. Mit kräftigen Lauten bis hin zum Geschrei wird vor allem der alte Bock herausgefordert. Wenn’s passt, noch unterstützt durch imitiertes Plätzen, Fegen und Ästeknacken.

Das ganze Szenario soll dem Platzbock das Eindringen eines Nebenbuhlers in sein Hoheitsgebiet vortäuschen. Das zwingt ihn, nach dem Rechten zu schauen, wer es da mit seinen Rehdamen treibt. Gerade im Wald versuchen wir Jäger uns das ganze Jahr so geräuschlos wie möglich zu bewegen. Deshalb hat es mich viel Überwindung gekostet, so einen lauten Budenzauber zu veranstalten.

Haben Sie keine Angst, Ihr ganzes Revier in Unruhe zu versetzen. Diese akustische Attacke richtet keinen Flurschaden an, im Gegenteil, Sie werden mehr Erfolg haben. Unbeteiligte Rehe noch anderes Wild stört sich an diesen Hardcore-Liebesgeräuschen. Sauen stehen sogar manchmal ebenfalls zu.

Also nutzen Sie die Periode bis Mitte August und zaubern Sie ein paar interessante Veteranen aus dem Unterholz hervor. Ich möchte wetten, Sie erleben ein paar Überraschungen der angenehmen Art. Und nicht verzagen, wenn’s ein paar Mal nicht klappt, das passiert den Spezialisten auch. Doch sie versuchen es mit aller Vehemenz immer wieder. Denn nur wer kräftig Laut gibt, wird erhört.

Der Autor

Frank Rakow, Jahrgang 1949, Jäger von Kindesbeinen an. Über 40 Jahre als Journalist und Verleger in Sachen Jagd im In-und Ausland unterwegs. Gründer des Nimrod-Verlages. Zuletzt Chefredakteur der Deutschen Jagdzeitung und von „JAGEN WELTWEIT“. Lebt und jagt heute mit Gewehr und Kamera im wildreichen Vorpommern.