Auf dem Weg zur Jungjägerin (V): Die Abschlussprüfung

„Da liegen die Nerven dann doch erst einmal blank“

Auf dem Weg zur Jungjägerin (V): Die Abschlussprüfung

Abschlussprüfung Jagdschein
Abschlussprüfung Jagdschein

Rund 200 Tierarten auswendig lernen, Waffenhandhabung einüben, Jagdrecht und Wildbrethygiene büffeln – das und noch vieles mehr mussten sich Sophie von Korff und ihre Mitschüler in ihrem achtwöchigen Jagdkurs aneignen. Bis zur Abschlussprüfung, die nicht umsonst „das grüne Abitur“ genannt wird, muss der Stoff sitzen. Ein ganzes Wochenende lang werden die angehenden Jungjäger in verschiedenen Prüfungssituationen in Stadthagen im Landkreis Schaumburg ganz genau unter die Lupe genommen.

Von Nervosität keine Spur!

Angesicht der Fülle des Stoffes könnte man meinen, dass bei Sophie von Korff am Tag vor der Prüfung die Nerven blank liegen – weit gefehlt! „Meine Nervosität hält sich in Grenzen, gestern war es aber schlimmer“, sagt sie. „Ich habe meine Lernsachen zwar noch mitgenommen, möchte mich aber auch nicht verrückt machen.“ Bereits am Vortag ist die ganze Gruppe in Stadthagen angereist und stimmt sich im Forsthaus Halt gemeinsam ein. Bei einem Revierspaziergang geht Jagdlehrer Ol Holler von der Jagdschule Waldfee mit seinen Schülern noch letzte Details durch. „Das war sehr hilfreich! So können wir jetzt ein bisschen besser einschätzen, womit wir rechnen müssen und was wir vielleicht sogar ausschließen können“, ist Sophie von Korff beruhigt. Jeden Tag hat sie während ihrer Semesterferien für die Abschlussprüfung gelernt – perfekt vorbereitet fühlt sie sich dennoch nur fast: „Bei den Vögeln und dem Thema Landbau habe ich durchaus noch Lücken“, gibt sie zu. „Und die Jagd- und Schonzeiten werde ich mir heute Abend sicherheitshalber auch nochmal ganz genau ansehen.“

Sophie von Korff

Früh geht es am ersten Prüfungsmorgen los. Erste Station: der Schießstand. „Der Keiler ging super!“, sagt Sophie von Korff, die nach der Schießprüfung immer noch ganz aufgedreht ist. „Nach drei Schüssen hatte ich den ersten Prüfungsteil schon erfüllt.“ Die Prüflinge haben maximal fünf Schuss, von denen zwei „im Leben“ sein müssen. Danach geht es weiter mit dem Bock – das gestaltet sich allerdings etwas kniffeliger: „Irgendwie bin ich mit der Waffe nicht so gut zurecht gekommen und habe meine Zeit gebraucht, um die richtige Position zu finden.“ Die angehende Jungjägerin macht es spannend und nutzt alle fünf Schuss aus. Die letzten beiden sitzen – zwei Mal in der 10!

„Da liegen die Nerven dann doch erst einmal blank, Ausnahmezustand!“, gibt sie zu. „Beim letzten Schuss dachte ich, mein Herz springt mir aus der Brust!“ Trotz der Aufregung absolviert sie auch die Flintenschießprüfung mit Bravour – der erste Teil ist also geschafft! „Da fällt einem eine Riesen-Last von den Schultern. Die Prüfer waren richtig nett und haben sogar den ein oder anderen Tipp gegeben“, sagt Sophie von Korff erleichtert. 

Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es für die Prüflinge mit dem schriftlichen Teil weiter. Zu fünf Themenfeldern wird mit je 20 Fragen ihr Wissen abgefragt. 30 Minuten Zeit pro Thema. „So viel Zeit brauchte ich aber nicht“, ist von Korff zufrieden. Zwar hat sie nicht die richtige Antwort auf alle Fragen gewusst – zum Beispiel auf die gefürchteten Fragen zur Vogelkunde –, aber sie ist sich sicher: „Das wird mir nicht das Genick brechen. Bestanden habe ich auf jeden Fall!“ Jetzt heißt es erst einmal runterkommen beim gemeinsamen Abendessen mit der ganzen Prüfungsgruppe. Und ein Schnaps, um die Nerven zu beruhigen, darf an diesem Abend auch nicht fehlen.

Foto: Jagdschule WaldfeeLetzte Instruktionen vor Prüfungsbeginn.
Foto: Jagdschule WaldfeeLetzte Instruktionen vor Prüfungsbeginn.

Die mündliche Prüfung – Ab ins Revier!

Foto: Jagdschule WaldfeeIn der mündlichen Prüfung muss Sophie von Korff unter anderem verschiedene Tierarten bestimmten.
Foto: Jagdschule WaldfeeIn der mündlichen Prüfung muss Sophie von Korff unter anderem verschiedene Tierarten bestimmten.

Am nächsten Morgen geht es raus ins Revier. Dort muss Sophie von Korff mehrere Trittsiegel identifizieren, verschiedene Schädel bestimmen, erläutern, um welchen Baumbestand es sich handelt, und Getreidesorten erkennen. Der Prüfer bittet sie, an kleinen Setzlingen Verbissspuren auszumachen, und natürlich darf auch die Waffenkunde nicht fehlen: „In der Prüfung wurde ein Wildunfall simuliert. Wir mussten ein angefahrenes Stück Schwarzwild von seinem Leiden erlösen, einmal mit einem Fangschuss und einmal mit der kalten Waffe“, erklärt sie.

Im Prüfungsteil Wildbrethygiene müssen die Schüler verschiedene Organe identifizieren. „Ich habe alles erkannt bis auf den Hoden vom Schwarzwild“, ist Sophie von Korff mit dem Ergebnis zufrieden. „Dann hatte der Prüfer noch seinen Jagdhund dabei. Einen Deutsch-Drahthaar, den ich als Vorstehhund identifizieren musste.“ Es folgten weitere Fragen rund um die Hundeausbildung.

Und so ist es endlich geschafft: Unsere Jungjägerin hat nach all der intensiven Arbeit der letzten Wochen ihren Jagdschein bestanden! „Ich bin so erleichtert und freue mich einfach riesig!“, sagt sie erschöpft, aber glücklich.

Die Abschlussfeier: „Ein Horrido, ein Horrido, ein Waidmannsheil…“

Abschlussprüfung Jagdschein
Abschlussprüfung Jagdschein

Zurück in Münster ist die Stimmung in der Gaststätte Kruse Baimken ausgelassen. Jagdlehrer Ol Holler steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben: „Eine so heterogene Gruppe auf den Punkt vorzubereiten, braucht viel Fingerspitzengefühl, da alle unterschiedliches Vorwissen mitbringen. Ich freue mich daher sehr, dass alle bestanden haben!“ Zum Abschluss findet er sehr persönliche Worte für jeden einzelnen seiner Schüler und überreicht gemeinsam mit seinem Team feierlich die Jägerbriefe. Diese wurden von dem Künstler Ruppe Kosellek gestaltet und sind ein besonderer Hingucker: Zu sehen sind der Dürerhase und eine Zielscheibe, auf die alle Schüler vorab mit einem Luftgewehr geschossen haben. Dazu gibt es einen Anstecker, der aus der ersten abgefeuerten Patrone gefertigt wurde. „Damit bekommt ihr eine schöne Erinnerung an den ersten Schuss vor und den ersten Schuss nach der Prüfung“, sagt Holler. Zum Abschluss singen alle feierlich: „Ein Horrido, ein Horrido, ein Waidmannsheil…“. Die Stimmung ist eine ganz besondere.

Sophie von Korff schmiedet Pläne

Sophie von Korff freut sich nun schon sehr, bald ihren Jagdschein einlösen und mehr Praxiserfahrung sammeln zu können. Sie schmiedet bereits erste Pläne: „Meine Familie und ich planen an Pfingsten auf Bockjagd zu gehen.“ Außerdem steht Ende Mai ein Familienwettbewerb nahe Hamburg an – hier gilt es beim Tontaubenschießen einen begehrten Wanderpokal nach Hause zu holen. Waidmannsheil!

Stolz hält Sophie von Korff ihren Jägerbrief in den Händen.
Stolz hält Sophie von Korff ihren Jägerbrief in den Händen.

Zu den anderen Teilen unserer Jüngjägerinnen-Serie gelangen Sie hier:
Auf dem Weg zur Jungjägerin (I): Die 1. Theoriestunde
Auf dem Weg zur Jungjägerin (II): Wildbrethygiene
Auf dem Weg zur Jungjägerin (III): Die erste Schießstunde
Auf dem Weg zur Jungjägerin (IV): Halbzeit!