ASP: Was Jäger jetzt beachten müssen

„Die Erkrankung betrifft nur Schweine, sodass weder der Mensch noch unsere anderen Haus- und Wildtiere in Gefahr sind.“

(ASP) Afrikanische Schweinepest: Was Jäger jetzt beachten müssen

Woran erkennt man ASP-infizierte Tiere und könnte die Seuche auch nach Deutschland kommen? Wir haben beim Friedrich-Loeffler-Institut nachgefragt.

Dr. Sandra Blome vom Friedrich-Loeffler-Institut

Wildschweine
Wildschweine

Die Afrikanische Schweinepest, kurz ASP, ist eine Viruserkrankung, die nicht nur für Wildschweine, sondern auch für Hausschweine meistens tödlich endet. Insbesondere in Osteuropa breitet sich die Seuche immer weiter aus (wir berichteten). Was müssen Jäger und Reisende jetzt über die Afrikanische Schweinepest wissen? Wir haben bei Dr. Sandra Blome vom Friedrich-Loeffler-Institut nachgefragt. Die selbstständige Bundesbehörde beschäftigt sich mit der Gesundheit von Nutztieren und dem Schutz des Menschen vor Infektionen, die durch Tiere übertragen werden. Hier sind die wichtigsten Antworten im Überblick.

Frau Dr. Blome, woran erkennt man ein infiziertes Tier und wie verläuft die Krankheit? Wie können Jäger erkennen, ob ein Wildschwein erkrankt ist?

Die Erkrankung geht mit hohem Fieber und schweren, aber unspezifischen Symptomen einher. Unter experimentellen Bedingungen sehen wir, dass die erkrankten Tiere eng beieinander liegen, wenig oder kein Futter mehr aufnehmen und im Endstadium kaum noch auf Reize von außen reagieren und unter Atemproblemen leiden. Seltener treten auch Krampfanfälle, Nasenbluten und blutiger Durchfall auf.

Unter Feldbedingungen wurde beobachtet, dass erkrankte und tote Stücke an Suhlen und Wasserläufen anzutreffen waren. Häufig werden sich die Tiere jedoch in die Einstände zurückziehen und kaum sichtbar sein.

Wir gehen davon aus, dass das auffälligste Anzeichen eines Eintrages der ASP eine erhöhte Sterblichkeit ist, das heißt, es wird Fallwild gefunden (durch Jäger, Spaziergänger oder auch Hunde). In einigen Fällen wurden ganze Rotten tot aufgefunden, an anderen Orten betraf es eher Einzeltiere.

Beim Aufbrechen können Veränderungen an den Lymphknoten (blutig-marmorierte Schnittflächen), den Nieren (flohstichartige Einblutungen), den Lungen (schaumiger Inhalt, Blutungen) und anderen Organen festgestellt werden. Da das Immunsystem beeinträchtigt ist, können auch andere Erkrankungen wie Räude oder Wurmbefall verstärkt werden.

Fotos: Friedrich-Loeffler-Institut / Erkennungsmerkmale der ASP an inneren Organen.
Fotos: Friedrich-Loeffler-Institut / Erkennungsmerkmale der ASP an inneren Organen.
Grafik: Friedrich-Loeffler-Institut / Afrikanische Schweinepest in Osteuropa seit dem 1. Januar 2017 (Stand 21. März 2017)
Grafik: Friedrich-Loeffler-Institut / Afrikanische Schweinepest in Osteuropa seit dem 1. Januar 2017 (Stand 21. März 2017)

In welchen Gebieten kommt die ASP aktuell vor? 

Derzeit sind in unserer direkten Nachbarschaft die baltischen EU-Staaten und Polen betroffen. Des Weiteren melden sowohl die Ukraine als auch Russland weiterhin Fälle der ASP. Kürzlich gab es auch eine Meldung aus Moldawien, hier waren dieses Mal Hausschweine betroffen.

Davon unabhängig ist das „alte“ Geschehen auf Sardinien (seit 1978), das nach wie vor nicht abgeschlossen ist. 

Wie verläuft die Ausbreitung und gibt es eine Prognose, wann und ob die ASP auch nach Deutschland kommen könnte? 

Die ASP-Ausbrüche haben in den EU-Staaten eine deutlich andere Ausbreitungstendenz gezeigt, als wir angenommen hätten, sodass Prognosen derzeit schwierig sind.

Die Seuche hat sich weder rasant gen Westen ausgebreitet, was man von einer Erkrankung mit hoher Kontagiosität (Ansteckungsfähigkeit) hätte erwarten können, noch ist sie aufgrund der hohen Virulenz von selber erloschen. Jede Woche werden neue Fälle aus der Schwarzwildpopulation gemeldet und auch Ausbrüche in Hausschweinen treten immer wieder auf. Vermutlich ist es eher eine Frage, wann die Seuche uns erreicht – weniger ob.

Welche Übertragungsmöglichkeiten gibt es?

Das Virus kann sowohl durch direkten (Tier zu Tier) als auch indirekten Kontakt (kontaminierte Gegenstände oder auch Nahrungsmittel) übertragen werden. Da unter Umständen sehr geringe Virusdosen ausreichen können, um ein Tier zu infizieren, sind auch Übertragungswege wie das unachtsam entsorgte Wurstbrot, mechanische Vektoren oder der Kontakt zu kontaminierten Futtermitteln denkbar. In der Schwarzwildpopulation könnte der Kontakt zu toten Artgenossen eine große Rolle spielen, wobei nicht klar ist, wie eng diese Kontakte tatsächlich sind.

Ist die ASP auch für Menschen gefährlich? Können Schweinefleisch und Wildbret aus den betroffenen Regionen noch bedenkenlos verzehrt werden? Gibt es Zubereitungshinweise? 

Die Erkrankung betrifft nur Schweine, sodass weder der Mensch noch unsere anderen Haus- und Wildtiere in Gefahr sind. Der Verzehr von Schweinefleisch und Wildbret ist somit aus dieser Sicht unbedenklich. Die normalen Regeln einer guten Küchenhygiene sind davon natürlich unberührt. Dass Fleischabfälle nicht in den Schweinetrog gehören, dürfte inzwischen auch hinreichend bekannt sein; es ist verboten.

In den betroffenen Gebieten werden derzeit alle geschossenen und tot aufgefundenen Stücke Schwarzwild virologisch und serologisch untersucht. Legal sollten also nur negative Tiere beziehungsweise deren Wildbret in Umlauf kommen. Produkte von Hausschweinen dürfen aus den Restriktionszonen nicht gehandelt werden.

Wodurch könnte die ASP eingeschleppt werden? Wie sieht das zum Beispiel mit Jagdtrophäen aus? 

Da das Virus in Schweiß sehr lange und in großen Mengen vorhanden ist, können blutige Messer, Stiefel und andere Gegenstände eine Gefahr darstellen. Des Weiteren ist das Virus in Rohwurst- und Rohschinkenprodukten über mehrere Monate stabil und kann somit bei unabsichtlicher Verfütterung eine Übertragungsquelle darstellen. Vollständig behandelte Jagdtrophäen sind unbedenklich.

Manche deutsche Jäger gehen auch im Ausland auf die Jagd – beispielsweise in Osteuropa. Welche Verhaltensregeln müssen sie jetzt beachten?

Wichtig ist die gründliche Reinigung und Desinfektion aller möglicherweise kontaminierten Gegenstände. Besondere Vorsicht ist mit Dingen geboten, die direkten Schweißkontakt hatten. Dazu gehören auch Stiefel, Lappen, Wildwannen, Messer und Kleidungsstücke. Auf das Mitbringen von Wildbret und Wildprodukten sollte verzichtet werden. Vollständig behandelte Trophäen sind jedoch, wie schon gesagt, ungefährlich.

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ASP im Fokus (I): Die Jäger und die Seuche
ASP im Fokus (II): Das schafft keine Sau
ASP im Fokus (III): Das Schwarzwild, die Seuche und die Politik
ASP im Fokus (IV): Die Seuche lässt kaum Überlebenschancen
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