Mondphasen – eine Glaubenssache?

Mondphasen – eine Glaubenssache?

Mond
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Ob der Mond das Verhalten von Mensch und Tier beeinflusst, ist eine alte Streitfrage. Und für Menschen, die mit der Natur leben, bis heute wichtig. Für viele Bauern, Jäger und Fischer ist die Antwort ein klares Ja, auch wenn die Beweise mehr aus der Erfahrung kommen, nicht aus der reinen Vernunft. 

Nicht wenige Waldbauern, Zimmerer und Schreiner schwören bis heute darauf, dass richtig gutes Holz dann gewonnen wird, wenn die Bäume im Winter geschlagen werden. Und zwar möglichst bei abnehmendem Mond. Bis heute gibt es Leute, die für solches „Mondholz“ gerne einen höheren Preis bezahlen und die Popularität der alten Regeln ist in den vergangenen Jahrzehnten sogar gewachsen

Auf der Jagd spielt der Mond ebenso eine Rolle von ungebrochener Bedeutung. Nicht nur wegen der Lichtverhältnisse, wenn es bei Nacht auf Sauen oder Füchse geht. Sondern auch wegen der Erfahrung, dass Mondphasen den Erfolg beeinflussen – und wenn es nur subjektiv so empfunden wird. Bis hin zur Planung einer Jagdreise, weil zunehmender Mond stabilere Wetterverhältnisse verspricht. Mit Statistik lässt sich zwar fast alles widerlegen, aber nicht die Erfahrung von vielen Generationen.

Beeinflussen die Mondphasen den Jagderfolg? 

Es gibt allerdings auch die gesicherte Erfahrung, dass die Sauen in unserer Kulturlandschaft in mondhellen Nächten lieber in der Deckung bleiben. Aber liegt das nicht am hohen Jagddruck und vielleicht daran, dass wir aus Tradition gerne bei Vollmond ansitzen? Und ist damit die These widerlegt, dass die Mondphasen Einfluss haben auf das Verhalten der Wildtiere?

Charles Ritz, der nicht nur eine Fliegenfischer-Legende war und ist, sondern auch ein höchst technikbegabter Mensch gewesen ist, war vom Einfluss der Mondphasen auf die Fischerei derart fasziniert, dass er der Erforschung des Phänomens sehr viel Zeit und Mühe widmete. Eine vollständig überzeugende Erklärung fand auch er nicht – aber seine penibel geführten Statistiken belegen, dass was dran sein muss an der Sache mit den „Solunaren Beißzeiten“.

Der Philosoph Immanuel Kant, berühmt durch seine „Kritik der reinen Vernunft“, hielt zwar gar nichts von der These, dass der Mondwechsel Einfluss habe auf „Tiere und Pflanzen“. Aber gerade die heutige Wissensgesellschaft beginnt solche Zweifel zu hinterfragen. So wird niemand mehr ernsthaft den entscheidenden Einfluss des Mondes auf die Gezeiten der Weltmeere bestreiten. Und auch nicht das Gespür der Tiere für Wetterwechsel, das auch studierte Meteorologen neidisch machen könnte

Es mag ja Jäger geben, denen der Stand des Mondes ziemlich egal ist. Aber die Alterfahrenen unserer Zunft müssen nicht erst in den Kalender schauen oder googeln, um darüber Bescheid zu wissen. Es ihnen gleich zu tun, ist zumindest kein Schaden. Und ein Jagdtagebuch hat immer Platz für den Vermerk der jeweiligen Mondphase. Auch wenn dabei herauskommen sollte, dass Herr Kant in dieser Frage womöglich irrte.

Am Rande: Zur Winterjagd auf Rauhfußhühner in Schweden wählt unsere Gruppe seit einem Vierteljahrhundert am liebsten die Woche vor dem jeweiligen Vollmond. Und die langjährige Statistik belegt, dass dieser Termin besonders erfolgreich ist. So sind schon reichlich Kopfmenschen unter unseren Jagdfreunden zu Mondphasen-Fans geworden. So wahr die Vögel schon weit im Voraus spüren, wie hart ein Winter wird.