Zu viele Wölfe sind des Mufflons Tod

Zu viele Wölfe sind des Mufflons Tod

Traurig, aber wahr – wo der Wolf sich ansiedelt werden die Mufflons ausgerottet.

Wolf und Mufflon
Wolf und Mufflon

Das älteste Mufflon-Vorkommen in Deutschland ist wohl leider Geschichte. Diverse Medien zitieren dazu Förster Peter Pabel: „Das Vorkommen in der Göhrde ist vollkommen erloschen, es war das Älteste in Deutschland.“ Der Jäger Pabel, der Vorsitzender des Hochwildrings Göhrde der Jägerschaft des Landkreises Lüneburgs ist, gilt als Fachmann in Sachen Mufflons und hat die Ausrottung der Wildschafe in seiner Heimat schon vorhergesehen: „Das war zu erwarten – wenn der Wolf kommt, verschwindet das Muffelwild“, wird er weiterhin zitiert.

Pabel weist darüber hinaus darauf hin, dass es sich bei den „Göhrde-Mufflons“ möglicherweise um das einzig reinrassige Vorkommen in Deutschland gehandelt haben könnte, da es Kreuzungen mit Hausschafen oder anderen Rassen dort nicht gegeben habe. „Diese Genressource ist jetzt verloren gegangen, das macht es so bedauerlich“, führt Pabel dazu aus.

Bevor sich der Wolf in der Region Lüneburg ansiedelte, gab es dort einen Bestand von rund 300 Mufflons. Peter Pabel gibt an, die letzten Tiere im Herbst 2017 gesehen zu haben. Innerhalb von drei Jahren wurde demzufolge die Population fast vollständig ausgelöscht. Nur noch sehr selten und vereinzelt würde man die Tiere noch zu Gesicht bekommen. Wahrscheinlich dies auch nicht mehr allzu lange. Pabel betont in diesem Zusammenhang, dass es ihm als Wolfsberater fern liege „einen Krieg gegen den Wolf anzuzetteln“, da er „dem Tier gegenüber durchaus positiv eingestellt“ ist.

Dem Muffelwild, wie der Jäger die Mufflons nennt, wird eine angeborene Eigenschaft zum Verhängnis, die sie aus ihrer ursprünglichen Heimat, wahrscheinlich Korsika oder Sardinien, mitgebracht haben – ihr Fluchtverhalten. Droht beispielsweise Gefahr durch Wölfe, so reagieren die Tiere darauf mit einer kurzen, aber rasanten Flucht. Im gebirgigen Terrain ihrer ursprünglichen Heimat reichte dies zumeist, um sich in die Sicherheit einer höhergelegenen felsigen Region zu bringen, in die ihnen ihre Verfolger nur schwerlich folgen konnten. In der Göhrde, in der es bekanntlich eher weniger Berge gibt, ist dieses Verhalten für die Mufflons tödlich. Hier stoppen sie nach der kurzen Flucht, bleiben zumeist im Rudel stehen und werden so zu einer sehr einfachen Beute für den Wolf.

Wahr ist auch, dass nicht jeder über die Dezimierung der Mufflon-Bestände unglücklich ist. Mancher Waldbesitzer wird sich aber wohl freuen, da die Tiere in Wäldern für durchaus größere so genannte „Schälschäden“, sprich das Fressen an den Rinden der Bäume, verantwortlich sein können. Auch Naturschutzverbänden wie dem NABU dürften nicht gerade die Tränen kommen, wenn das Mufflon, das erst vor gut 100 Jahren vom Menschen in Deutschland ausgewildert wurde, nicht mehr Teil der deutschen Fauna ist.

So schreibt beispielsweise der nordrhein-westfälische NABU-Verband in seiner Position zur Landesjagdgesetznovelle 2018: „Im Fall des Mufflons fordert der NABU aus Natur- und Tierschutzgründen diese nichtheimische Art komplett abzuschießen, weil die Individuen, optimal an ein Leben auf felsigen Inseln angepasst, infolge der hier vorherrschenden weichen Böden Hufleiden entwickeln. Ihre Hufe wachsen oft extrem lang und bereiten erhebliche Schmerzen. Zudem verstärken sie den Druck auf den natürlichen Aufwuchs im Wald. Mufflons schädigen darüber hinaus seltene Biotope wie Felsköpfe.“

Klar ist, dass sich bei der ständig wachsenden Wolfspopulation in Deutschland etwas ändern muss, wenn das Mufflon auch weiterhin in der Bundesrepublik vorkommen soll. Wer einmal das Glück hatte diese faszinierende Tierart in freier Wildbahn erleben und vielleicht sogar auf sie jagen zu dürfen, der wird sich, allen Unkenrufen zum Trotz, dafür einsetzten, dass dies auch unseren nachfolgenden Generationen noch vergönnt sein wird!

Die Ausrottung des Mufflons in Deutschland wäre ein herber Verlust und deshalb sollten wir in den Diskussionen um den Wolf dringend damit aufhören, eine Tierart gegen die andere auszuspielen und uns um einen Kompromiss bemühen, der (hoffentlich) das Überleben beider Spezies ermöglicht (Anm. d. Verf.). Darüber hinaus schmecken Mufflons nicht nur dem Wolf vortrefflich.