Wolfsabschüsse nach Angriff auf Waldarbeiter

Wolfsabschüsse nach Angriff auf Waldarbeiter

Wölfe verlieren die Scheu vor Menschen – Obduktion untermauert Vermutungen

Ein Wolf fletscht die Zähne (Beispielbild: iStock/ twildlife)
Ein Wolf fletscht die Zähne (Beispielbild: iStock/ twildlife)

In der vergangenen Woche sollen mehrere Wölfe in Polen Waldarbeiter bei der Arbeit bedrängt haben. Diese wussten sich nicht mehr anders zu helfen und versuchten die Tiere mit ihren Kettensägen abzuwehren. Viele Medien berichteten bereits darüber. Jetzt gibt es neue und interessante Entwicklungen in diesem Fall. Wir haben das bisher Geschehene für Sie zusammengefasst:

Waldarbeiter von Wölfen bedrängt

Am 01. März waren mehrere Waldarbeiter in einem Wald bei Brzozów, einer polnischen Stadt in der Woiwodschaft Karpatenvorland, mit Baumfällarbeiten beschäftigt als zwei von ihnen von aggressiven Wölfen bedrängt worden sind.

Der Montagmorgen in der Podlesie-Forstwirtschaft bei Brzozów begann für drei Waldarbeiter ganz normal. Zwei der Männer arbeiteten nur wenige Meter voneinander entfernt, ein weiterer Kollege in ca. 50 Metern Entfernung als sich ihnen unvermittelt mehrere Wölfe näherten. Im Nachhinein werden sie sagen, dass es eigentlich für sie nichts besonderes ist während der Arbeit verschiedenen Wildtiere zu sehen, auch Wölfe. Das jedoch – bis dahin – immer nur aus der Ferne. Dieses Mal sei es anders gewesen. „Die Situation war wirklich gefährlich“, wird einer der Männer zitiert. „Wir hatten Angst“.

Was war geschehen? Die Männer arbeiteten nach eigenen Angaben schon ca. eine Stunde als einer der Männer von einem lauten Schrei seines Kollegen aufgeschreckt wurde und sich zu ihm umdrehte. Er schaute in seine Richtung und sah drei Wölfe, die sich ihm näherten. Eines der Raubtiere war bereits nur noch fünf oder sechs Meter von ihm entfernt. Ein zweiter Wolf näherte sich ihm von hinten. Der Mann selbst sei nicht mehr als vier Meter von seinem Freund entfernt gewesen und das dritte Tier, noch etwa 20 Meter weit weg. Um die Wölfe abzuschrecken, ließ einer der Waldarbeiter seine Motorsäge kurz aufheulen.

Doch die Wölfe entfernten sich daraufhin nicht wie erwartet, sondern wurden eher aggressiver, fletschten ihre Zähne und kamen weiter auf die beiden Männer zu. Als die beiden Männer realisierten, dass jetzt alle drei Wölfe anfingen sie zu umkreisen, ließen sie ihre Kettensägen mit voller Drehzahl laufen. Die Tiere wichen daraufhin kurz zurück, was die Waldarbeiter zu einer kurzen Flucht in Richtung des Platzes nutzten, an dem sie ihre Ausrüstung und auch den Treibstoff für die Sägen lagerten.

Doch die anfänglich erhoffte Sicherheit trügte. Die Wölfe kamen zurück. Sie näherten sich den Männern erneut – dieses Mal lediglich von einer anderen Seite. Das bedrohliche Szenario wiederholt sich – jedes Mal, wenn die Männer ihre Kettensägen aufheulen ließen, wichen die Wölfe etwas zurück, um sich kurz darauf wieder zu nähern.

„Erst als wir mit unseren Sägen Vollgas gaben und uns zügig auf die Wölfe zubewegten, flohen sie schließlich über einen Abhang“, erinnert sich einer der Arbeiter. Die ganze Aktion habe 10 bis 15 Minuten gedauert.

Die Männer meldeten die Geschehnisse ihren Vorgesetzten und der Forstaufsichtsbehörde.

– Wenn jemand allein im Wald wäre, könnte es tragisch enden –  

Wie die Männer weitererzählen, hörten sie immer wieder Berichte, dass sich Wölfe den umliegenden Bauernhöfen nähern und Hunde beißen.

„Ich habe den Eindruck, dass der Wolf keine Angst mehr vor dem Menschen hat“, sagt einer. Er gibt zu, dass er sich nach der letzten Situation im Wald nicht mehr wohl fühlt.

„Wir gingen wieder zur Arbeit, aber jetzt schaue ich zurück und überprüfe, ob sich hinter mir ein Tier befindet. Wir hatten Glück, dass wir Sägen haben, etwas, mit dem wir den Wolf erschrecken können. Aber jemand allein im Wald, vielleicht sogar mit einem Kinderwagen, wird keine Möglichkeit haben, sich zu verteidigen“, fügt er hinzu.

Edward Marszałek: „Es ist schwer zu sagen, warum sich die Tiere aggressiv verhalten haben.“

Edward Marszałek, Sprecher der Regionaldirektion für Staatswälder in Krosno, bestätigt, dass das Verhalten der Wölfe, denen die Waldarbeiter in den Wäldern bei Brzozów begegneten, seltsam war und dass dies als eine Form des Angriffs angesehen werden könnte.

„Die Waldarbeiter haben es geschafft, sich zu verteidigen, sie wurden nicht verletzt, die Wölfe sind zurückgewichen. Wir haben die Regionaldirektion für Umweltschutz und die lokale Regierung über dieses Ereignis informiert, um die Bewohner zu warnen. Besonders auch deshalb, da diese Wölfe nach Angaben der Forstaufsichtsbehörde bereits in der Nähe der Kreisstraße nach Brzozów beobachtet wurden“, sagt Marszałek weiter.

Auch gibt er zu, dass Förster bereits seit einiger Zeit schon die Erfahrung machen, dass Wölfe aufgehört haben, sich nur in sicherem Abstand von Menschen zu bewegen. Grundsätzlich sei dies kein Grund zur Panik, doch warum sich die Tiere in diesem Fall so aggressiv verhalten haben, sei schwer zu sagen.

Ausnahmegenehmigung führt zu Abschuss von zwei Jungwölfen

Der Bürgermeister von Brzozów beantragte direkt am Dienstag (02.03.2021) bei der Generaldirektion Umweltschutz (GDOŚ) die Entnahme der drei Wölfe.

Daraufhin führten Vertreter der Regionaldirektion eine Ortsbegehung durch. Sie bestätigten die Version der Waldarbeiter anhand von Spuren. Während ihrer Inspektion des Waldstückes sahen sie auch Wölfe, die – wie zuvor – den Menschen relativ nahe kamen und keine Angst zeigten.

Am Freitag, dem 5. März, erteilte der Generaldirektor für Umweltschutz dann schließlich mündlich die Erlaubnis, bis zu drei Wölfe zu erschießen.

„Diese Entscheidung beruht auf der Notwendigkeit, unverzüglich zu handeln, um die Sicherheit von Menschen, einschließlich der im Wald arbeitenden Menschen, zu gewährleisten“, begründet Piotr Otrębski, Sprecher der GDOŚ die Erteilung der Ausnahmegenehmigung zur Wolfsentnahme.

Bereits am Samstag (06.03.2021) waren zwei der Tiere tot.

Ein mit der Entnahme beauftragter Jäger erschoss die zwei Wölfe praktisch direkt nacheinander im Gebiet des Dorfes Zmiennica, etwa 1,5 km von dem Ort entfernt, an dem der Vorfall mit den Waldarbeitern stattgefunden hatte. Hinweise von Anwohnern, die die Tiere am selben Tag bereits in der Nähe ihrer Häuser gesehen hatten, führt zu diesem schnellen Erfolg. Das kann wiederum als Bestätigung dafür angesehen werden, dass die Wölfe ihre arttypische Scheu vor dem Menschen verloren hatten und sich dauerhaft in der Nähe von Menschen aufgehalten hatten.  Die Entnahme des dritten Tieres wurde bis auf weiteres ausgesetzt.

Die Untersuchung der beiden jungen Wölfinnen erbrachte weitere Erkenntnisse

Die Kadaver der beiden jungen Wölfinnen wurden nach Sanok gebracht. Ihre Autopsie wurde von Stanisław Kaczor, einem Distrikttierarzt, durchgeführt.

Er bestätigte sich die anfängliche Vermutung, dass es sich um zwei weibliche Jungwölfe im Alter von 10 bis 11 Monaten handelte. Einer wog 24,4 kg, der andere 24,1 kg.

Die beiden Wölfinnen waren gesund und wiesen, jedenfalls phänotypisch alle Merkmale auf, die darauf hinwiesen, dass es sich um Wölfe und nicht um Hybriden handelte. Sie suchten jedoch nach Lebensmitteln in Haushaltsmülltonnen.

Bei der Untersuchung wurde darüber hinaus festgestellt, dass eines der Tiere Anzeichen einer fortgeschrittenen Räude aufwies. Durch den durch die Räudemilben verursachten Juckreiz, leidet das Tier und kann sich dadurch unruhig verhalten, beschreibt Stanisław Kaczor den Befund.

Noch aufschlussreicher ist jedoch der Befund, dass sich im Magen des anderen Tieres Karotten- und Kartoffelschalen befunden hatten, was darauf schließen lässt, dass sich das Tier im Bereich menschlicher Siedlungen am Hausmüll bediente.

Nachdem weitere Proben entnommen worden sind, die der genauen genetischen Untersuchung der Tiere dienen sollen und etwaige Rückschlüsse auf das unnatürliche Verhalten der Wölfe geben sollen, sollen die Tierkörper präpariert werden.

 

Erstellt mit Material von nowiny24.pl.