Wilderei-Anzeige nach Forst-Drückjagd
Neue Jagdszenen aus Unterfranken: Teilnehmer einer Drückjagd im Staatsforst wurden vom Pächter des angrenzenden Privatwalds wegen gemeinschaftlicher Jagdwilderei angezeigt.
Erst zum Ende des vergangenen Jahres hatte es in Unterfranken Schlagzeilen wegen Wilderei gegeben: Ein alter Herr verlor seinen Jagdschein, weil er einen Rothirsch streckte, obwohl der Abschussplan bereits erfüllt war. Dass sich der Jäger auf einen Hegeabschuss berief, weil das Tier stark abgekommen war, interessierte im Gerichtsverfahren nicht (wir berichteten).
Nun geht es nicht um Abschusspläne, sondern um Missachtung von Reviergrenzen: Erst kamen dem Pächter eines Genossenschaftsreviers im Steigerwald insgesamt vier fremde Hunde mit Warnwesten aus seinem Wald entgegen, später auch noch bewaffnete Jäger – Gäste einer großen Treibjagd im benachbarten Staatsforst.
Stunden später entschuldigte sich die Revierförsterin telefonisch „für den unglücklichen Verlauf der Jagd“. Der Nachbar, ein Polizeibeamter, wundert sich: Die Reviergrenze sei eindeutig durch eine Forststraße markiert, Verwechslung nicht möglich.
Pikant: In der Vergangenheit hatten Förster mehrfach erfolglos beantragt, Drückjagden auf das angrenzende Privatrevier auszuweiten. Dabei hatte bereits der frühere Pächter beklagt, dass es durch den Jagddruck im Staatsforst nahezu unmöglich sei, Abschusspläne zu erfüllen.
Der neue Pächter will nicht aufgeben, sondern kämpfen: „Dies hat mit Jagdkultur nichts mehr zu tun“, sagte er der „Mainpost“ und spricht von einem „konsequenten Feldzug gegen das Rehwild“.
Nicht nur im Steigerwald verfolgen Jäger den Ausgang der Strafanzeige mit großem Interesse: Das Forstamt Oberammergau musste gerade mal 10.000 Euro Buße zahlen, nachdem Förster und ihre Gäste 68 Tiere über den planmäßigen Rotwildabschuss hinaus erlegten. Private kann schon ein einziger Hirsch zu viel den Jagdschein kosten – zumindest in Unterfranken.