„Weiße Zone“ für Brandenburg gefordert

„Weiße Zone“ für Brandenburg gefordert

Landwirte fordern festen Zaun zur ASP-Prävention an der Grenze zu Polen. BUND sieht Zaun gegen Schweinepest kritisch.

Von Landwirten gefordert, von Naturschützern vehement abgelehnt – ein fester Zaun zur ASP-Prävention (Beispielbild: Thomas B.)
Von Landwirten gefordert, von Naturschützern vehement abgelehnt – ein fester Zaun zur ASP-Prävention (Beispielbild: Thomas B.)

Der Landesbauernverband Brandenburg (LBV) fordert eine feste Zaunanlage an der Grenze zu Polen. Sie soll das Risiko der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest nach Brandenburg verringern. Der Landesverband Brandenburg des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hält dagegen die Errichtung eines festen Zaunes an der Ostgrenze von Brandenburg für ungeeignet, um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu verhindern.

„Es ist fünf vor zwölf!“

Bei aktuell 2.339 Fällen der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen und zwei Fällen bei Schweinen in Nutztierbeständen in Polen (Stand: 12.05.2020), blicken Brandenburgs Landwirte mit großen Sorgen auf die weitere Ausbreitung der Tierseuche.

Die Einschleppung der ASP nach Deutschland hätte schwerwiegende wirtschaftliche Folgen für die Schweinehalter. Der derzeitige Schweinepreis würde sofort unter Druck geraten, außerdem gelten dann Handelsbeschränkungen bis hin zu Verbringungsverboten. „Wir fordern deshalb Bund und Land dazu auf, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, um die Einschleppung der ASP nach Deutschland möglichst zu verhindern. Eine temporäre feste Zaunanlage an der deutsch-polnischen Grenze ist in der gegenwärtigen Situation notwendig geworden.“, erklärt LBV-Präsident Henrik Wendorff.

Aus Sicht des Bauernverbandes wäre es darüber hinaus sinnvoll eine zweite Zaunreihe zu errichten und die Fläche zwischen den Zäunen als „wildschweinfreien Zone“ zu etablieren. Eine Einzäunung stünde bei einem sehr wahrscheinlichen Seuchenausbruch in Brandenburg ohnehin an. Nur mit dem Unterschied, dass in diesem Fall schmerzliche Restriktionen auf die Schweinehalter zukämen.

Der LBV Brandenburg und die Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Brandenburg seien sich einig, dass die Einrichtung einer „weißen Zone“ schon vor einem Seuchenausbruch positive Wirkungen entfalten und möglicherweise ein Übergreifen der Seuche verhindern könnte. Positive Erfahrungen aus Belgien und Frankreich würden dies belegen.

Problematisch sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch die fehlende Rechtsgrundlage für die präventive Errichtung fester Zaunanlagen außerhalb von Restriktionszonen. Außerdem müsse die Nutzung der dafür notwendigen Grundstücke außerhalb staatlichen Eigentums gesetzlich geregelt werden.

BUND sieht Zaun gegen Schweinepest kritisch

BUND-Landesvorsitzender Carsten Preuß: „Die geplante Errichtung eines Zaunes berücksichtigt die tatsächlichen Verbreitungswege der Afrikanischen Schweinepest nicht. Der Erreger wird viel eher mit Salami- oder Schinkenbrot eingeschleppt. Der Zaun würde hingegen alle Bemühungen zur Vernetzung von Lebensräumen zunichtemachen.“

Des Weiteren kritisieren die Naturschützer, dass sich an einem ähnlichen Zaun an der deutsch-dänischen Grenze Hirsche und Rehe immer wieder verletzen und verenden und der Zaun auch für Fischotter, Biber, Wölfe, Wisente und Elche eine Gefahr und ein Hindernis darstellen würde. Außerdem stünde die große Frage im Raum, wie die Zustimmung der betroffenen Grundstückseigentümer eingeholt werden solle und sowieso gebe es entlang der Grenze zu Polen eine Reihe von Schutzgebieten, in denen keine baulichen Anlagen errichtet werden dürften.

Weniger Mais und großräumige Drückjagden

Der BUND Brandenburg schlägt dagegen vor, den Maisanbau in 5 bis 10 Kilometer Entfernung zu Oder und Neiße zu reduzieren, da Mais für die Wildschweine eine gute Deckung und Nahrungsgrundlage darstellt.

Verbleibende Maisanbauflächen müssten mit 15 bis 20 Meter breiten Bejagungsschneisen versehen und großräumig angesetzte Drückjagden durchgeführt werden.

Eine verstärkte Bejagung sei auch ohne ASP notwendig, da die Besatzdichten von Wildschweinen in vielen Gebieten so hoch geworden seien, dass erhebliche Schäden in den landwirtschaftlichen Kulturen entstehen. Auch vergrößere sich dadurch die Wahrscheinlichkeit des Ausbruchs und der anschließenden Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest.