Wahl-Schüsse ins eigene Tor

Wahl-Schüsse ins eigene Tor

Für Landwirte und Jäger ist der Machtverlust der Volksparteien kein gutes Omen – für die Grünen schon.

Sowohl in Sachsen als auch in Brandenburg stehen die Zeichen auf eine mögliche „Kenia-Koalition“ (Foto: Chickenonline)
Sowohl in Sachsen als auch in Brandenburg stehen die Zeichen auf eine mögliche „Kenia-Koalition“ (Foto: Chickenonline)

Wenigstens Wölfe und Jagdgegner dürfen sich freuen: In zwei weiteren Bundesländern sind die Grünen auf dem Weg zum Mitregieren. Wer ein wenig Hirn hat, kann sich denken, was das für den ländlichen Raum bedeutet. Nicht nur, was die Jagd angeht, sondern auch für die Bauern. Und im Forst, der momentan dabei ist, selbst angehäufte Scherbenhaufen zu kaschieren.

Wenn auch Jäger meinten, ihre Stimme für die AfD könne ihre Sache zum Besseren wenden, müssen sie spätestens seit dem Wahlabend begreifen, dass in der Politik einfache Rechnungen nur selten aufgehen. Wer an der Urne so die Besinnung aufs Konservative befördern wollte, hat das Lager des Neo-Bürgertums gestärkt – die Öko-Allmachtsträume ebenso wie die lebensfernen Illusionen einer vermeintlich allseligmachenden Naturlehre.

Dadurch, dass die Grünen immer öfter zum Regieren gebraucht werden, wird sich jener modische Wandel in den Unionsparteien verschärfen, der schon die Sozialdemokraten um ihr angestammtes Profil gebracht hat. Wer dann noch realökologischen Sachverstand in die Regierungsarbeit einbringen soll, ist die wirklich entscheidende Frage, nicht nur für die Ökonomie abseits der Ballungszentren.

Die Hoffnung, dass es ganz so schlimm nicht kommen werde, ist trügerisch. Um beim Regieren dabei zu sein, müssen die Grünen ja offenbar nicht unbedingt weiter dem Wandel zu mehr Realitätssinn darstellen, der ihren sommerlichen Höhenflug erst möglich machte. Es könnte weiter genügen, Fragen zu stellen, ohne Antworten zu geben.

Jägern und anderen Naturkundigen bleibt da bis auf Weiteres wohl nur der unbequeme Weg, mit Argumenten gegen populäre Halbwahrheiten zu kämpfen. Und innerhalb der Parteien ganz genau hinzusehen, wer ihre Interessen voranbringt. Gegebenenfalls auch gegen den Zeitgeist.