Schwere Zeiten für Forst-Experimente Teil II

Schwere Zeiten für Forst-Experimente, Teil II

Im Nationalpark Harz stehen die Zeichen wegen einer Strafanzeige auf Sturm.

Der Brocken im Harz
Der Brocken im Harz

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Wir sorgen uns um das Fichtensterben in Sibirien und verteufeln zugleich unsere heimischen Fichten, wie ein Grundübel der Naturferne. Wir pflanzen massenhaft Buchen in grenzwertigen Höhenlagen und wundern uns, wenn sich Reh und Hirsch daran genossen machen. Wir lassen die Käfer über Nationalparkgrenzen hinaus gewähren, obwohl sie als Wald-Killer dem Schalenwild weit überlegen sind. Und obwohl die Hitzesommer zeigen, dass die Laubwaldeuphorie als Strategie gegen den Klimawandel wohl überbewertet wurde.

5.000 Hektar Fichtenwald haben die Käfer vernichtet im Harzer Nationalpark Ost. Die dort auch für das Käfer-Management zuständige Försterin Sabine Bauling kommentiert dies in der Süddeutschen Zeitung eher gelassen: „Der Borkenkäfer hat als Katalysator gearbeitet.“ Während Fremdenverkehrsfunktionäre und sogar Förster der benachbarten Wirtschaftswälder den trostlosen Anblick der Käfer-Brachen beklagen, sieht die Öko-Fachfrau da auch positive Seiten: „Der Wald verwandelt sich, und wir haben die Chance, die Verwandlung zu beobachten.“

Andere sehen eher ihre Warnungen bestätigt. Zum Beispiel der ehemalige Nationalpark-Chef Wolf-Eberhardt Barth. In den Wiedervereinigungsjahren kämpfte er vergeblich darum, die moderate Käferbekämpfung beizubehalten. Nach Personalrochaden für den Ost-West-Proporz durften die Waldschädlinge dann auch im niedersächsischen Teil des Schutzgebiets weitgehend ungehindert beim „Waldumbau“ helfen.

So erlebt die „Weihenstephaner Lehre“ – im Mutterland Bayern mittlerweile etwas in die Jahre gekommen – im Harz bis heute eine neue Blütezeit. Geschuldet wohl auch der Wiedervereinigung. Hinter den Kulissen kursieren pikante Geschichten über anhaltende Ost-West-Konflikte im Grünen Holz.

Dass die Käferkapriolen überregionale Medien erreicht haben, dürfte diese Debatte befeuern: Die Botschaft, dass der Wald wichtig fürs Klima ist, bewegt mittlerweile auch Politiker, die das Problem bisher eher für (Wald)bauern-Theater hielten. Und Oberförster in den Ministerien, die lange glaubten, dass reichlich Drückjagden genügen, um den Forst zu retten.

Am Rande: Neuerdings konzentriert sich die Forstwirtschaft auf die Suche nach mediterranen Baumarten, die mit Trockenheit und Hitze besser klarkommen als das angestammte Saatgut. Und im Harz haben die Nationalpark-Manager noch fünf Jahre Zeit, den Öko-Waldumbau zu schaffen: Dann wird geprüft, ob es genug Urwald gibt, um die Nationalpark-Kriterien zu erfüllen. Ob die Käfer-Brache dabei als Urwald durchgehen wird, ist die nächste spannende Frage.