Schaukämpfe im Wolfspelz

Schaukämpfe im Wolfspelz

Während Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller seine Nationalpark-Ranger im Schwarzwald schon mal den Wolfsfang mit der Schlingenfalle üben lässt, streitet die grünschwarze Koalition in Stuttgart um ein sachdienliches Raubtier-Management.

Ziehender Wolf
Ziehender Wolf

Eingeweihte sprechen von Schaukämpfen, die das Stammpublikum der Grünen bei der Stange halten sollen. Für Wolfsskeptiker ist bei dieser Rollenverteilung der Koalitionspartner CDU zuständig. Tatsächlich scheint die Stuttgarter Koalition in der Wolfsfrage weit weniger zerstritten als oberflächliche Betrachter glauben.

Die Fakten: Gemeinsam mit dem Saarland und Hessen arbeitet Baden-Württemberg seit Monaten an einer „Eingreiftruppe“, um schnell auf Wolfsprobleme zu reagieren. Nach einem Massenriss von Schwarzwald-Schafen bekannten sich auch prominente Grüne zur Entnahme als letztem Ausweg. Und Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen verbreitet erkennbar genervt seine Ansicht, dass es wichtigere Umweltfragen gäbe als den Wolf.

Dass eine realistische Wolfspolitik im Mutterland des „NABU“ gerade eine von Grünen geführte Landesregierung vor besondere Herausforderungen stellt, liegt andererseits auf der Hand. Aber da sind auch noch die (ebenfalls ungewöhnlich erfolgreichen) Grünen im Nachbarland Bayern. Sie schickten extra eine Delegation nach Niedersachsen, um zu studieren, warum dort die rotgrüne Landtagskoalition zerbrach – auch am Wolf.

Auffällig ist, dass Bayerns Grüne bei Pro-Wolf-Durchhalteparolen gern der kleineren Oppositionspartei SPD den Vortritt lassen. Im Allgäu, mit dem besonders heiklen Konflikt zwischen Wolf und Bergweide, ist die Entnahme als letztes Mittel ohnehin keine echte Streitfrage unter den Landtagsparteien. Wo die Bergbauern doch schon drohten, den traditionellen Viehscheid abzusagen.

Interessant dabei: Bayerns Landesjagdverband verzichtet im Gegensatz zur Jägerschaft in Baden-Württemberg demonstrativ auf die wohlfeile Forderung, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. Die Münchner Staatsregierung weiß ohnehin vom Nachbarn Sachsen, dass die juristische Formalität in der Praxis allenfalls Symbolcharakter hat, wenn Wölfe Probleme machen.

Baden-Württembergs CDU-Landwirtschaftsminister Peter Hauk genießt derweil die Lufthoheit über Jäger- und Bauernstammtischen: „Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht erfolgen muss. Wir werden weiter in der Sache Druck machen.“ Dass der grüne Ministerpräsident aber viel zu machtbewusst ist, um die Regierungskoalition auf einem Nebenkriegsschauplatz scheitern zu lassen, gilt als sicher. Zumal die Grünen im Südwesten auch auf dem flachen Land Stammwähler haben.

Im Zweifel hat die CDU zudem schlagende Argumente: Die Umweltminister von Niedersachsen und Schleswig-Holstein, die derzeit durch Wolfsentnahmen kompromisslose Wolfsfreunde an ihren Lieblingsparteien verzweifeln lassen, gehören zu SPD und Grünen. Und deren Nord-Stern Robert Habeck gab letzthin nach dem Besuch bei einem Schafhalter im Brandenburgischen schon mal den Diplomaten: „Es wird weder eine Lösung geben, die einen gesellschaftlichen Frieden herstellt, wenn wir den Wolf ausrotten, noch wenn wir naiv nichts ändern.“ Da können sich alle Beteiligten wohl ihren eigenen Reim drauf machen.