Rückschlag für die Öko-Wasserkraft

Rückschlag für die Öko-Wasserkraft

Ein bayerische Pilot-Projekt hält offenbar nicht, was die Macher versprochen hatten

Die Loisach mit Blick auf den Wetterstein (Symbolbild: titusrullus)
Die Loisach mit Blick auf den Wetterstein (Symbolbild: titusrullus)

In Bayern platzt gerade der nächste Traum von der „Grünen Energie“. Auch die neuen, vermeintlich „fischfreundlichen“ Wasserkraftwerke richten „signifikante Schäden“ an. Nicht nur an den Fischen, sondern im gesamten Öko-System.

Was Sachkundige von Beginn an befürchteten, scheint sich zu bewahrheiten: Umweltfreundliche Wasserkraftwerke gibt es nicht. Ein von vielen (auch kommerziellen) Hoffnungen begleiteter Großversuch im Freistaat Bayern endet demnächst, wohl mit Ernüchterung.

Für die intakte Natur, sagt der international renommierte Gewässer-Biologe Jürgen Geist, seien „innovative Technologien“ für neuartige Wasserkraftwerke „nicht zwangsläufig besser“ als herkömmliche Anlagen. Der Professor nennt die Zwischenergebnisse seiner umfangreichen Untersuchungen sogar „besorgniserregend“. Das gilt auch für die Verschlammung des Gewässergrunds, der damit für die Reproduktion bedrohter Fischarten und selten gewordener Insekten ausfällt.

Besonders umstritten war und ist das mit großen Versprechen durchgesetzte „Schachtkraftwerk“ in der Loisach unterhalb von Garmisch-Partenkirchen. Nicht nur ein FFH-Naturschutzgebiet von europäischem Rang, sondern unter Fachleuten bekannt als eines der letzten leidlich intakten Fließgewässer der Alpen-Nordseite. Wir berichteten frühzeitig: https://www.natuerlich-jagd.de/blog/Energiewende-auf-Kosten-der-Natur.html

Vor der hektischen Energie-Wende nach dem Atom-Unfall im japanischen Fukushima waren mehrere Anläufe gescheitert, das wilde Wasser für die Stromerzeugung zu bändigen. Nach Fukushima drehte der Wind: Nicht nur in der Münchner Staatsregierung, sondern auch im Loisachtal: Den Anwohnern wurde billiger Strom versprochen, auf den sie bis heute vergeblich warten. Der Landrat von den Freien Wählern setzte sich über die Bedenken seiner Umwelt-Fachbeamten hinweg.

Die damalige Bürgermeisterin der Marktgemeinde Garmisch-Parternkirchen, eine Sozialdemokratin, ließ Bedenkenträger abblitzen und die Gemeindewerke in das Projekt Öko-Wasserkraft einsteigen. Der NABU (in Bayern Landesbund für Vogelschutz) hüllte sich in vornehmes Schweigen. Die Konkurrenz vom Bund Naturschutz zog vor Gericht, gemeinsam mit dem Landesfischereiverband.

Während viele regionale und überregionale Medien den Dammbruch für die neue Schachtkraftwerk-Technik bejubelten, erzielten die Kläger vor Gericht einen Vergleich: Das Kraftwerk darf gebaut werden, muss aber zurückgebaut werden, wenn der Bestand besonders bedrohter Fischarten durch die Turbinen um mehr als zehn Prozent schrumpfen sollte.

Ob das 5,7 Millionen teure Vorzeigeprojekt tatsächlich weg muss, ist noch völlig unklar. Die endgültigen Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung durch den Geist-Lehrstuhl der Technischen Universität München stehen noch aus. Außerdem wurden in der Loisach auch reichlich Steuer-Millionen versenkt, was einen Rückbau nicht einfacher machen dürfte.

Aber was der Professor in einer Sendung des Bayerischen Fernsehens (https://www.br.de/mediathek/video/naturschutz-gegen-wasserkraft-wie-sinnvoll-sind-kleine-wasserkraftwerke-av:60ccb0a925ac9600070d5281) schon mal vorab verrät, lässt Gegner der Wasserkraft um jeden Preis schon mal hoffen. Am Rande: Der BR-Beitrag lässt auch erkennen, wie „einfühlsam“ die Ökostrom-Architekten mit dem Landschaftsbild im malerischen Loisachtal umgehen.

Weniger gut dürfte die Stimmung in der Kraftwerks-Lobby sein: Dort galt das Modellprojekt Loisach als Einstieg in den flächendeckenden Ausbau der Energiegewinnung aus letzten frei fließenden Gewässern, nicht nur in Bayern.