Pseudowut in Niedersachsen

Pseudowut in Niedersachsen

Eine weitere Bedrohung wird die Rufe nach verschärfter Schwarzwildbejagung noch lauter werden lassen.

Keiler
Keiler

Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab. In Niedersachsen wurde bei Schwarzwild die Pseudowut nachgewiesen. Das Virus ist für nahezu alle Säugetiere tödlich – bis auf Affen und Pferde. Menschen sind ebenfalls nicht gefährdet, aber Wölfe.

Die schlauen Kommentare, dass die Jagd Ursache aller Übel sei, werden nicht ausbleiben. Dabei hängt auch die neu aufgetretene Bedrohung für Wild- und Haustiere eng mit der regional explosionsartigen Schwarzwildvermehrung im Zeichen von Klimawandel und ausuferndem Energiepflanzenanbau zusammen.

Die Natur, die bekanntlich alles irgendwie regelt, hat sich – um im Sprech der Pseudo-Ökologen zu bleiben – was Neues einfallen lassen, um die Wildbestände zu regulieren. Anders als die Schweinepest bedroht die Aujeszkysche Krankheit (AK) aber nicht nur Sauen, sondern nahezu alle Säugetiere, auch den Wolf und seine hundeartigen Verwandten.

Fakt ist: Bei einem Wildschwein aus dem Raum Soltau wurden bei der routinemäßigen Blutprobenuntersuchung AK-Antikörper gefunden – der erste Fall im Heidekreis seit 15 Jahren. Die Sau hatte also Kontakt mit dem gefürchteten Virus. Und nachdem Schwarzwild als Hauptüberträger der Krankheit gilt, haben die Veterinärbehörden die Jäger zu besonderer Vorsicht aufgerufen. Sie sollen zum Beispiel keinen Aufbruch an Hunde verfüttern.

Während die Pseudowut bei Wildtieren in normalen Zeiten kein großes Problem darstellt, wäre ein Übergreifen auf Nutztierbestände ähnlich fatal wie bei der Schweinepest. Rechtlich rangiert die Krankheit bei Nutztieren als Seuche mit den bekannten Konsequenzen. Nachdem Deutschland wie Österreich und die Schweiz bisher als „pseudowutfrei“ gilt, droht der Landwirtschaft nach ASP das nächste Problem.

Die Forderungen nach verschärfter Schwarzwild-Bejagung dürften also noch lauter werden. Und zunehmend ins Leere laufen: Aus allen Teilen Deutschlands mehren sich die Meldungen über stark reduzierte Strecken. Vor allem wohl, weil sich die Sauen zu immer größeren Rotten zusammenschließen, heimlicher werden und – auch unter der Wolfsbedrohung – immer wehrhafter auftreten.

So hat die unter ASP-Angst massiv verschärfte Bejagung auch die wohl unerwünschte Nebenwirkung, dass die Jagd zur eher stumpfen Waffe gegen die Überpopulation zu werden droht. Die Pseudowut wird das Ihre dazu beitragen: Auch für (Jagd)Hunde in aller Regel tödlich und ein guter Grund, den Hund an der Leine zu lassen. Wo der Wildpret-Preis doch ohnehin im Keller ist.