„Plädoyer für den echten Wolf“

„Plädoyer für den echten Wolf“

„Derartige Bastarde mit großem Aufwand von Steuer- und Spendengeldern unter Schutz zu stellen ist ein wissenschaftlicher Hohn, in keiner Weise ökosystemgerecht und schlichtweg Betrug an einer gutgläubigen und an Naturschutz interessierten Bevölkerung.“

„Das Problem in Europa ist, dass man alles im Entferntesten Wolfsähnliche gleich als Wolf bezeichnete und in die genetische Datei mit eintrug. Und das stimmt nicht nur für die Flachlandwölfe Deutschlands, sondern auch für die erbarmenswürdigen Kreaturen, die mir in Italien als Wölfe vorgestellt wurden.“

Neue Aufregung um einen alten Aufsatz des Biologie-Professors VALERIuS Geist.

Drei Wölfe
Drei Wölfe

In der Wolfsdebatte gibt es neue Aufregung um einen drei Jahre alten Aufsatz – „Plädoyer für den echten Wolf“. Noch immer spannend sind daran die Versuche, den Autor Valerius Geist madig zu machen. Dabei ist die Sachkompetenz des Biologie-Professors schwerlich zu bestreiten. Hingegen bleiben Kritiker die Beweise gegen die Geist-These schuldig, dass in Europa echte Wölfe nur selten vorkommen. Und in Wahrheit die Ausbreitung von Mischlingen betrieben wird – auch zum Schaden einer unverfälschten Population. 

Wichtig ist in diesem Zusammenhang zuallererst ein Blick auf den Werdegang des Wissenschaftlers: Zoologiestudium an der University of British Columbia in Vancouver. Dann Doktorand am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie unter Konrad Lorenz. Danach kehrte Valerius Geist zurück nach Kanada. Als Gründungsmitglied und erster Direktor des Programms Umweltwissenschaften an der Universität Calgary gehört er bis heute zu den renommiertesten Wildbiologen Nordamerikas. 

Zur Ironie der Fakten zählt ein pikantes Detail: Im Seewiesen-Institut des legendären Konrad Lorenz kreuzten sich die Wege zweier Gallionsfiguren, die bis heute die Wolfsdebatte prägen. Nicht nur Valerius Geist forschte dort, sondern auch Erik Zimen, später maßgebliche Kraft der Wiederansiedlung von Wölfen in Deutschland und Schweden. 

Während Zimen mit seinen Wolfsmischlingen vom Starnberger See in den Bayerischen Wald umzog, weil Professor Lorenz um seine Gänse fürchtete, lebte sein Studienkollege Geist fortan unter wilden Wölfen. In British Columbia, 60 Kilometer entfernt von den nächsten Nachbarn, zweier Familien der Tahltan-Indianer. Dort in der Wildnis sammelte der geborene Russlanddeutsche Geist Erfahrungen, die später zu seinem bis heute heftig diskutieren 10 Stufen-Modell der Annäherung von Wölfen an menschliche Siedlungen führten. Zimen dagegen experimentierte mit Kreuzungen von Wolf und Pudel und sorgte für Schlagzeilen, als seine Gehege-Wölfe entkamen und Kinder auf einem bayerischen Spielplatz attackierten. Er starb 2003 im Alter von 62 Jahren. 

Im Streit um die Heimkehr der Wölfe nach Europa spielen Geist und Zimen bis heute eine wichtige Rolle: Zimen, weil er in seiner Zweitheimat Schweden massiv für die Auswilderung von Import-Wölfen geworben hat. Geist, weil er in Deutschland und in Skandinavien als Kronzeuge für die Gefahren dieser Raubtier-Politik wahrgenommen wird.  

Soweit die Fakten. Zur Vollständigkeit noch Zitate aus dem Geist-Aufsatz, der die Pro-Wolf-Szene nachhaltig erbost:

Valerius Geist

Valerius Geist

Gemeint ist damit der Umstand, dass Deutschlands heimgekehrte Wölfe offiziell mit der Genetik von Artgenossen verglichen werden, die aus der Zeit um die vergangene Jahrtausendwende stammen. Für Kritiker der deutschen Wolfspolitik sind diese also untaugliches Referenzmaterial. 

Professor Geist teilt die Bedenken:

Kritik und Ausblick:

„Der Wolf kann sich in besiedelter Landschaft auf lange Sicht nicht halten, weil er zunehmend mit Hunden verbastardisiert wird. Und Hund und Wolf sind sehr verschiedene Tiere, trotz großer genetischer Ähnlichkeit, so wie Mensch und Schimpanse grundverschiedene Arten trotz enormer genetischer Ähnlichkeit sind. Die Unkenntnis über Epigenetik ist bedauernswert, also die Steuermechanismen, welche aus ganz ähnlicher Genetik, grundverschiedene Arten hervorbringt. Wale und Schweine sind sich genetisch sehr nahe, aber durch grundverschiedene Steuerung der gleichen Gene, auch grundverschiedene Arten. Man erhält den Wolf nicht indem man Mischlinge schützt.

Hundegene in der Genetik der Wölfe sind somit eine ganz böse Sache, denn sie vernichten den Wolf als Art. Und das ist nicht nur aus dieser Sicht unverantwortlich, sondern besteht auch darin, was man der menschlichen Bevölkerung durch diese unheilvolle Wolfpolitik auferlegt. Mit Ethik ist dies nicht zu vereinbaren! Wehe, was da noch alles in Deutschland auf die Bevölkerung zukommt! Wollen wir den Wolf als Art erhalten, müssen wir ganz anders vorgehen, als es jetzt in Europa und Nordamerika der Fall ist.“

Die Redaktion dankt Herrn Peter Brandt von der Interessengemeinschaft Sichere Weidewirtschaft für die Zusendung des „Plädoyers für den echten Wolf“.