Neue Fälle von Beulenpest

Neue Fälle von Beulenpest 

In Nordchina und der Westmongolei infizierten sich mehrere Menschen durch den Verzehr von Murmeltierfleisch an der Beulenpest

Murmeltiere gelten in einigen Teilen der Welt als absolute Delikatesse (Foto: Christian Georg Sulzer)
Murmeltiere gelten in einigen Teilen der Welt als absolute Delikatesse (Foto: Christian Georg Sulzer)

In Bayan Nur, einer bezirksfreien Stadt im Westen der „Autonomen Region Innere Mongolei“ im Norden der Volksrepublik China, wurde am Sonntag (05.07.2020) ein mutmaßlicher Fall von Beulenpest durch die örtlichen Gesundheitsbehörden gemeldet.

Die Bevölkerung wird dazu aufgefordert keine Tiere, insbesondere Murmeltiere, zu jagen und zu essen, die eine Pestinfektion verursachen können, um das Risiko der Infektion von Mensch zu Mensch zu verringern.

Darüber hinaus sollen alle Fälle von erkrankten oder toten Murmeltieren den Behörden gemeldet werden sowie Patienten mit hohem Fieber, bei denen die Ursache dafür nicht abgeklärt ist als auch plötzlich aufgetretene Todesfälle.

Verdacht auf Beulenpest in der Westmongolei

Auch in der westmongolischen Provinz Bayan-Ulgii wurde ein mutmaßlicher Fall von Beulenpest gemeldet, teilte das Gesundheitsministerium des Landes am Montag (06.07.2020) mit.

Bayan-Ulgii ist der westlichste Teil der Mongolei und grenzt an China und Russland.

Ein 15-jähriger Einwohner von „Ulaankhus Soum“ wurde am Sonntag in ein örtliches Krankenhaus gebracht, nachdem er ein von einem Hund gejagtes Murmeltier verspeist hatte.

In der benachbarten Provinz Khovd wurden kürzlich ebenfalls zwei Fälle von Beulenpest bestätigt, die im Zusammenhang mit dem Verzehr von Murmeltierfleisch gestanden haben, teilten die Gesundheitsbehörden des Landes am 1. Juli mit. Daraufhin stellte die Mongolei in der vergangenen Woche die betroffene Region nahe der russischen Grenze unter Quarantäne.

Russland zieht Konsequenzen

Als Konsequenz daraus forderte das russische Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung seine Bürger im Grenzgebiet zur Mongolei ebenfalls auf, keine Murmeltiere zu jagen oder Murmeltierfleisch zu essen und vorbeugende Maßnahmen gegen Insektenstiche zu ergreifen.

Nach Einschätzung der russischen Botschaft in der Mongolei gibt es zurzeit „keinen Grund zur ernsthaften Besorgnis“, da die mongolischen Behörden Reisebeschränkungen auferlegt und infizierte Personen isoliert haben, so die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti.

Das nationale Zentrum für „Zoonosen“ (Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragbar sind) der Mongolei gab letzte Woche nämlich bekannt, 146 Personen identifiziert und getestet zu haben, die mit den beiden infizierten Personen in Kontakt gekommen waren.

Das Zentrum identifizierte darüber hinaus 504 Personen mit sekundärem Kontakt zu den Infizierten in der Provinz Khovd.

Dazu Sergei Diorditsu, ein Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der laut der russischen Nachrichtenagentur „RIA Novosti“ in der Mongolei für die Registrierung saisonaler Pestausbrüche in der Provinz Khovd verantwortlich ist: „In der Mongolei gibt es natürliche Pestherde, und die Krankheit wird von Tarbagans (mongolischen Murmeltieren) übertragen. Das Problem ist, dass die Anwohner, trotz aller Verbote und Empfehlungen der örtlichen Behörden, sie weiterhin jagen und essen, da dies eine lokale Delikatesse ist.“

Im Jahr 2019 starb ein russisches Paar in der Mongolei, nachdem es rohe Murmeltier-Niere gegessen hatte, was eine Quarantäne auslöste, bei der mehrere Touristen, unter ihnen auch Deutsche, Schweden, Niederländer, Schweizer und US-Amerikaner, in der Region gestrandet waren.

Besonders tragisch damals: Der 38-jährige Mann und seine schwangere 37-jährige Frau hinterließen vier Kinder im Alter von zwei bis 13 Jahren. 

Hintergrund

Die Beulenpest, eine der drei Formen der Pest, verursacht schmerzhafte, geschwollene Lymphknoten sowie Fieber, Schüttelfrost und Husten. Sie ist eine bakterielle Krankheit, die von Flöhen übertragen wird, die auf wilden Nagetieren wie Murmeltieren oder Ratten leben. Laut der Weltgesundheitsorganisation kann es einen Erwachsenen in weniger als 24 Stunden töten, wenn es nicht rechtzeitig behandelt wird. Nagetiere gelten zwar als Hauptüberträger der Krankheit auf den Menschen, sie kann jedoch durchaus auch durch Flohbisse direkt übertragen werden.

Laut WHO erkranken jedes Jahr 1.000 bis 2.000 Menschen an der Pest, wobei die Dunkelziffer aufgrund nicht erkannter respektive nicht gemeldeter Fälle höher liegen dürfte.

 

Erstellt mit Material von CNN und Xinhua