Nächste Runde im Wisent-Streit

Nächste Runde im Wisent-Streit

Wisent-Streit und kein Ende: Vier Waldbauern kämpfen unbeirrt gegen die Auswilderung der Vorzeit-Rinder, von denen sich Tierschützer und Touristiker eine Bereicherung der Natur im Sauerland versprechen.

Wisente
Wisente

Vergangene Woche gab´s mal wieder einen Gerichtstermin. Vor dem Verwaltungsgericht in Arnsberg ging es vor allem um die Frage, ob sich das Land Nordrhein-Westfalen und der Landkreis Olpe überhaupt an einem Projekt beteiligen dürfen, das dem Eigentum der Waldbesitzer schadet.

Klar scheint: Beim breiten Publikum kommen die Urviecher bisher bestens an. So gut, dass sich Anlieger des Auswilderungsgebiets bereits bitter über Natur-Touristen beklagen, die mit ihren Autos kreuz und quer über die Felder preschen, um die Wisente aufzuspüren.

50.000 Besucher hat die Aussicht auf einen Wisent-Anblick letztes Jahr in die Region um Berleburg gelockt, schätzt der Landrat. Auch Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) ist nach wie vor begeistert.

Das wohl erst vorläufig letzte Gerichtsurteil wird den Streitparteien in den nächsten Tagen schriftlich zugestellt. Zugleich beschäftigt sich auch der Bundesgerichtshof weiter mit dem Artenschutzprojekt, das sich der Trägerverein jährlich bis zu 50.000 Euro zum Ausgleich von Schäden kosten lässt.

Das Argument der Waldbesitzer, dass sich die Wisente nicht an die Grenzen des 4.800 Hektar großen Auswilderungsgebietes halten, liegt wohl in der Natur der Sache und erinnert irgendwie an die Debatte um Deutschlands Rotwild-Gebiete. Und lässt ahnen, was Enkelgenerationen erwartet, wenn eines Tages die Hirsche ausgerottet sind und Menschen auf die Idee kommen, ihnen eine neue Chance zu geben.

Der erste Vorsitzende des Wisent-Vereins, Bernd Fuhrmann, sagte dem „Spiegel“ zur nächsten Verhandlungsrunde vor dem Bundesgerichtshof: „Wir sind der festen Überzeugung, dass wir sehr gute Argumente für die Fortführung des einzigartigen Artenschutzprojektes im Rothaargebirge haben.“

Für den Fall, dass es bei der rechtlichen Klärung im Sauerland doch noch gut für den Wisent ausgehen sollte, haben Biologen bundesweit bereits neun weitere Regionen ausgeguckt, in denen sich die urigen Tiere wohlfühlen könnten. Und Vereinschef Fuhrmann erinnert daran, dass die Konflikte nicht mit denen zu vergleichen seien, die mit der Heimkehr der Wölfe verbunden sind.