Massensterben in der Lachs-Industrie

Massensterben in der Lachs-Industrie

Während große Öko-Verbände noch mit Plastikmüll nach Spenden fischen, bleibt ein akutes Drama ein paar umweltbewussten Reportern überlassen: In Norwegen sind in kurzer Zeit mindestens sechs Millionen Zuchtlachse verendet. Ganz natürlich, durch giftige Algen.

Lachse
Lachse

Dabei ist das Problem bekannt: Bereits vor einem Vierteljahrhundert sorgte die eingeschleppte Algengattung Chatonella für große Fischsterben im Nordmeer. Aber bald beschäftigte das Thema allenfalls noch die Fachwelt und die in Öko-Kreisen so gern angefeindeten Hobby-Angler.

Dass jetzt auch in den überregionalen Medien Panik aufkommt, hat vor allem einen Grund: Viel Geld und die Sorge um preisgünstige Luxus-Häppchen. Zuchtlachse sind – nach Erdöl und Erdgas – Norwegens wichtigstes Exportgut. Eine ganze Industrie lebt davon. Bis hin zu den Fabriken, die aus den Schlachtabfällen hochpreisige Nahrungsergänzungsmittel produzieren.

Sicher scheint jetzt schon: Das Lachsfilet für Weihnachts- und Silvester-Feiern wird es im kommenden Winter nicht zu Spottpreisen beim Discounter geben. Ein schlimmer Schlag für Leute, die immer noch glauben, dass ihr Fischkonsum kein Tierleid und keine Umweltschäden anrichtet.

In Wahrheit tickt eine Zeitbombe, vor der Wissenschaft und Fischer seit vielen Jahren ebenso warnen, wie vor der Biotop-Vernichtung für die vermeintlich umweltfreundliche Wasserkraft – auch im Öko-Mekka Norwegen mit seiner rigiden Politik gegen Auto-Abgase.

Wahr ist, dass der „ökologische Fußabdruck“ der Lachsindustrie so kräftig ist wie bei anderen Formen der Massentierhaltung: Soja-Futter aus Übersee in riesigen Mengen, Anfälligkeit für Parasiten, Verdrängung natürlich vorkommender Arten.

Ebenso wahr: Die schlimmsten Verursacher sind nicht die Norweger, sondern die Chinesen mit ausgeprägtem Heißhunger auf Meeresfrüchte und mit riesigen Fangflotten. Obendrein noch mit der Perversion, wahllos Fische zu fangen, um daraus Futter für Zuchtlachse zu produzieren. So wie auf dem Höhepunkt des Rinderwahnsinns erkrankte Wiederkäuer nicht beim Abdecker landeten, sondern zu Tierfutter verarbeitet wurden – auch für die Fischmast.

Derweil geben die klassischen Fischerei-Betriebe in einem gnadenlosen Konkurrenzkampf massenhaft auf. Freizeit-Angler investieren riesige Summen fürs Überleben bedrohter Fischarten. Und zur Realität gehört leider auch, dass das erst richtig interessiert, wenn „Graved Lachs“ plötzlich kein Schnäppchen mehr ist. Obwohl es sogar Vegetarier geben soll, die mit einem Fischbrötchen ab und an keine Probleme haben.