Lehrstück für Hardcore-Wolfsliebhaber(innen)

Lehrstück für Hardcore-Wolfsliebhaber(innen)

Eine Fernseh-Doku bestätigt eindrucksvoll die auch an dieser Stelle schon lange geäußerte Sorge: Die größte Gefahr für die Wölfe ist die hemmungslose Wolfsverehrung. Auch wegen der Mode, Mischlinge zu halten.

Wolfsmischling
Wolfsmischling

Das Bayerische Fernsehen weist nach, was gern verschwiegen wird: Es gibt einen florierenden und kaum kontrollierten Handel mit möglichst wolfsnahen Mischlingshunden. Oft aus dunklen Kanälen und gerne auch aus Übersee. Ebenfalls klar: Die Halter dieser Hybriden sind oft überfordert. Der Verdacht, dass die sogenannten Hybriden dann in der freien Natur landen, ist real.

Nebenbei bringt der Film zudem Erhellendes zum Konflikt zwischen dem offiziellen Wolf-Referenzlabor am Senckenberg-Institut und anderen anerkannten Genetik-Labors. Auch das nährt den Verdacht, dass Teile der Szene nicht so genau wissen wollen, wie echt unsere Wölfe tatsächlich sind. Der Senckenberg-Laborchef macht dabei, nebenbei bemerkt, keine besonders gute Figur.

Erschütternd aber sind vor allem die Bilder von Tieren, die aus Wolfsliebe für viel Geld gekauft und dann alleine gelassen werden. Solchen „Tierfreunden“, berichten Szene-Kenner vor laufender Kamera, kann gar nicht genug Wolf drin sein im neuen Familienmitglied. Je „wölfischer“, desto besser und teurer.

Der Zuschauer erlebt Models, die sich Mischlinge als Staffage für ihre Exposé-Fotos holen. Er sieht den Besitzer eines spanischen Wolf-Parks, der von Besuchern berichtet, die gleich eine Hündin zum Decken durch einen seiner Wolfsrüden mitbringen und dafür stattliche Geldsummen anbieten. Der Mann bietet Wetten an, dass immer wieder Mischlinge in die Natur entsorgt werden, weil ihre Besitzer schlicht überfordert sind.

Für weite Strecken der Sendung gibt es nur eine Schlagzeile: Tierquälerei. Wölfe und auch Mischlinge sind Rudeltiere, die in Einzelhaltung verkümmern. Ihr Freiheitsdrang ist so groß, dass sie die Wohnungen ihrer Besitzer förmlich zerlegen und sogar solides Mauerwerk zerbeißen.

Das Ende vom Lied: Die allermeisten Tierheime nehmen keine solchen Mischlinge an, wenn die Besitzer kapitulieren. Dann bleiben nur noch die wenigen Auffangstationen für die armen Kreaturen. Der Film zeigt dazu Mischlinge, die aus Bayern bis nach Schleswig-Holstein gebracht wurden, um einigermaßen artgerecht ihr restliches Dasein zu fristen.

Auch spannend: Die Behörden schauen dem gewinnträchtigen Treiben ziemlich hilflos zu. Welcher Flughafen-Tierarzt kann schon sagen, ob der Mischling im Transportkäfig aus Amerika tatsächlich schon Hund genug im Blut hat, um als solcher durchzugehen? Erst ab der fünften Generation nach der Wolf-Hund-Paarung dürfen Hybriden gehandelt werden. Davor sind sie vor dem Gesetz wie Wölfe zu behandeln, stehen also unter Artenschutz und dürfen nur unter strengen Auflagen gehalten werden.

Andererseits schreibt die Berner Artenschutzkonvention vor, dass Mischlinge umgehend der Natur entnommen werden müssen. Hauptsächlich, um die echten Wölfe zu schützen. Aber das ist wohl nicht bei jenem Teil der Wolfsliebhaber angekommen, die mit nahezu allen Mitteln dafür kämpfen, dass auch Hybriden ihre Freiheit unbehelligt genießen dürfen.

Hier der Link zur BR-Doku:

https://www.br.de/nachrichten/wissen/zwischen-wolf-und-hund-wie-gefaehrlich-sind-wolfshybriden,RNACVWR