Kaum Rückhalt für die Schalenwildbekämpfung

Kaum Rückhalt für die Schalenwildbekämpfung

„Das Reh – der neue Borkenkäfer“: Peter Wohllebens Waldgipfel lässt eine Peta-Expertin auf die Jäger los

Rehbock auf einem Waldweg (Symbolbild: Artur Pawlak)
Rehbock auf einem Waldweg (Symbolbild: Artur Pawlak)

Bei Peter Wohllebens „Waldgipfel“ gibt es kaum Rückendeckung für die Forderung nach radikalem Schalenwild-Abschuss. Auch das Verbiss-Problem, lautet der Tenor, könnte die Natur von selber lösen. Und ganz ohne Jäger, wenn es nach der Wildtier-Expertin der Peta-Tierrechtler geht.

Torsten Reinwald, Wildbiologe und Pressesprecher beim Deutschen Jagdverband, ist für seine  Gelassenheit zu bewundern. Nadja Michler, laut Ansage Wildtierexpertin bei Peta, fordert bei Fernseh-Förster Wohlleben nicht nur die Abschaffung der Jagd, sondern wiederholt auch vielfach widerlegte Argumente. Dass sich Wildtiere unter Jagddruck immer stärker vermehren. Nicht nur Sauen, sondern auch Füchse, Waschbären – und Rehe.

Die Frau erzählt auch die Geschichte vom Kanton Genf, der die Jagd verboten hat. Und angeblich kein Problem mit Sauen. Bis der Mann vom DJV ganz trocken einwirft, dass die staatlich bezahlten „Ranger“ im Kanton Genf auf die Fläche umgerechnet mehr Schwarzwild schießen als Brandenburgs Jäger. Frau Michler (laut Peta „Magister in Historischer Ethnologie, Kulturanthropologie und Vor- und Frühgeschichte“) tut so, als hätte sie´s gewusst. Macht aber munter weiter. Zum Beispiel damit, dass die zugewanderten Waschbären kein Problem seien für bedrohte Brutvögel.

Eigentlich sollte es auf dem Podium ja um die Frage gehen, ob Jäger nicht viel mehr schießen müssen. Um den Wald zu retten: „Das Reh – der neue Borkenkäfer“ lautete das Thema. Und am Ende sind irgendwie alle einig, dass ein wenig Wildverbiss und ein bisschen Borkenkäfer einem gesunden Wald eigentlich nicht schaden – vorausgesetzt, es ist jener (Nat)urwald, den sich (fast) alle in Peter Wohlebens „Waldakademie“ wünschen.

Auch deutsche Nationalparks sind aus solcher Sicht viel zu klein, um Natur Natur sein zu lassen. Von Peta kommt die Idee, wo der Platz dafür herkommen könnte: Bei „bioveganer“ Ernährung werde genug Ackerfläche frei für solche Experimente. Womöglich wie im holländischen Experimentierfeld Oostvaardersplassen, wo die Tiere den Hungertod sterben – bei totalem Jagdverbot und ohne Feldfrucht aus der Landwirtschaft.

DJV-Mann Reinwald versucht Widerrede. Etwa mit dem Argument, dass die Schwarzwildbestände explodieren, weil der Maisanbau binnen 30 Jahren auf das 26fache zugenommen hat – vor allem für die Energiewende, die das Klima retten soll. Und dass der Fichtenwald zu wenig Platz fürs natürliche Grünfutter lässt, so dass Reh und Hirsch an Bäumen knabbern, um zu überleben. Vor allem dann, wenn manche Staatsforsten tief in den Winter hinein Drückjagden veranstalten zur Schalenwildbekämpfung.

Spannend, dass Jörg Nitsch vom Bund Naturschutz (nicht zu verwechseln mit dem Nabu) das Podium um Sachlichkeit bereichert. Ohne plumpe Hetze gegen Jäger und mit Gesprächsbereitschaft. Zumal über den besseren Wald, den sich auch die Jäger für die Wildtiere wünschen – und für ihre Passion. Da könnten sich Interessen treffen. Mit der Rückkehr von Tieren, die wie der natürliche Mischwald selten geworden sind. ohne die Zumutung, auf bewährte Regeln der Waidgerechtigkeit zu pfeifen – nur um einen Wald zu retten, der nach Peter Wohllebens Überzeugung mit herkömmlichen Forst-Methoden ohnehin kaum noch zu retten ist.

 

Dazu passt:

„Eine Kampfansage an den Traditionsforst“ – Wie Fernseh-Förster Wohlleben den Wald durch Nichtstun retten will: Auch totes Holz soll gut fürs Klima sein. Sein alternativer „Waldgipfel“ ist so umstritten wie seine Thesen….