Grünen-Politiker fordert: Mit Militärtechnik „Feuer frei auf Rehe“

„Jäger sollten nicht aufrüsten müssen, um Fehler in der Forstwirtschaft auszubaden“

Pressemitteilung der Deutschen Wildtier Stiftung vom 14. August 2019, Hamburg

Grünen-Politiker fordert: Mit Militärtechnik „Feuer frei auf Rehe“

Die nächtliche Jagd auf das Tier des Jahres 2019 – so wollen es die bayerischen Grünen.

Hochsitz am frühen Morgen. Das Nachtjagdverbot wird von der Behörde festgelegt. Gejagt werden darf (mit Ausnahme von etwa Schwarzwild) 90 Minuten vor Sonnenaufgang und 90 Minuten nach Sonnenuntergang. Foto: Deutsche Wildtier Stiftung
Hochsitz am frühen Morgen. Das Nachtjagdverbot wird von der Behörde festgelegt. Gejagt werden darf (mit Ausnahme von etwa Schwarzwild) 90 Minuten vor Sonnenaufgang und 90 Minuten nach Sonnenuntergang. Foto: Deutsche Wildtier Stiftung

Zur Erinnerung: Nach § 19 Abs. 1 Nr. 4 BJG (Sachliche Verbote) ist die Nachtjagd verboten und dient nicht dem Tierschutz! Denn gerade nachts sollte der Jagddruck verringert werden. Als Nachtzeit gilt die Zeit von eineinhalb Stunden nach Sonnenuntergang bis eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang (§ 19 Abs. 1 Nr. 4 Bundesjagdgesetz).

Das Tier des Jahres 2019, das Reh, jetzt auch mit Militärtechnik verfolgen und eliminieren – so stellen sich die bayerischen Grünen die Lösung für das aktuelle Fichtensterben in den deutschen Wäldern vor. Nur so ist die Forderung des Fraktionsvorsitzenden Ludwig Hartmann zu verstehen: Rehe zukünftig auch in der Nacht jagen und dabei Nachtzieltechnik einsetzen. Beides ist zurzeit in Deutschland verboten.

„Die bayerischen Grünen offenbaren mit ihrer neuesten Forderung nicht nur völlige wildbiologische Ahnungslosigkeit, sondern auch schamlose Profilierungsversuche auf dem Rücken der Wildtiere!“, sagt Dr. Andreas Kinser, Forst- und Jagdexperte der Deutschen Wildtier Stiftung.

Wildbiologisch gesehen völlig unsinnig

Landauf, landab wird derzeit über die Konsequenzen aus dem zum Teil dramatischen Absterben vor allem der Fichte in den Wäldern Deutschlands diskutiert. Zu Recht, denn ein „weiter so“ mit Fichtenmonokulturen, dem Brotbaum des Forstwirtes und Paradies des Borkenkäfers, darf es nicht geben. „Die forstwirtschaftlichen Fehler vergangener Jahrhunderte werden aber nicht durch die kurzfristige Aufrüstung der Jäger und einen großangelegten Feldzug gegen die pflanzenfressenden Wildtiere behoben“, kritisiert Kinser und ergänzt: „Im Gegenteil: Wer nachts jagt, drückt das Wild auf der Suche nach Nahrung immer tiefer in den schützenden Wald, wo es dann noch häufiger an den Bäumen knabbern muss.“

Tierschutzgerechte Reh-Bejagung geht anders!

„Wald mit Wild muss die Devise sein“, so Kinser. Hohe Populationen an Rehen verhindern in der Regel das zügige Wachstum junger Bäume und sind damit ein Problem für den Holzertrag der Forstwirtschaft. Deshalb werden schon jetzt bundesweit Jahr für Jahr weit über eine Million Rehe und damit mehr als je zuvor auf der Jagd geschossen. Erfahrene Jagdpraktiker wissen sehr genau, wie man im Rahmen der bestehenden Gesetze die notwendige Anzahl an Rehen unter konsequenter Beachtung des Tierschutzes erlegen kann. 

„Wir brauchen jetzt keinen Ökopopulismus, sondern eine waldbauliche Debatte darüber, wie wir unsere über Jahrhunderte entstandenen forstlichen Monokulturen langfristig in stabile Wälder umbauen können, in denen auch Hirsch und Reh ihren Lebensraum finden“, so Kinser.