Gehirnentzündung durch West-Nil-Virus bei Person aus Sachsen

Logos des Friedrich-Loeffler-Instituts, des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin und des Robert Koch-Instituts
Logos des Friedrich-Loeffler-Instituts, des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin und des Robert Koch-Instituts

„Das Risiko weiterer Fälle nimmt derzeit ab, da die Zahl der Mücken im Herbst zurückgeht. In den kommenden Sommern müssen wir jedoch mit weiteren West-Nil-Virus-Infektionen rechnen. Glücklicherweise verläuft der Großteil der Fälle mild“,

Gemeinsame Pressemitteilung des Friedrich-Loeffler-Instituts, des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin und des Robert Koch-Instituts vom 27. September 2019, Greifswald – Insel Riems/Hamburg/Berlin

Gehirnentzündung durch West-Nil-Virus bei Person aus Sachsen

Erste durch Mücken übertragene West-Nil-Virus-Erkrankung beim Menschen in Deutschland.

sagt Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts.

Stechmücke der Gattung Culex  Foto: Mark Minge
Stechmücke der Gattung Culex Foto: Mark Minge

Erstmals ist eine in Deutschland durch Mücken übertragene Infektion und Erkrankung mit dem West-Nil-Virus (WNV) bekannt geworden: Die Person aus Sachsen war an einer Gehirnentzündung erkrankt, wurde im Klinikum St. Georg in Leipzig behandelt und ist inzwischen wieder genesen.

Das Nationale Referenzzentrum für tropische Infektionserreger am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) wies eine Infektion mit WNV nach.

Hintergrund:

West-Nil-Viren stammen ursprünglich aus Afrika. Die Erreger werden von Stechmücken zwischen Vögeln übertragen, aber auch Säugetiere (vor allem Pferde) und Menschen können durch Mückenstiche infiziert werden. Übertragungen sind auch durch Bluttransfusionen möglich.

Infektionen beim Menschen verlaufen zu ca. 80 % ohne Symptome, bei knapp 20 % mit meist milder und unspezifischer Symptomatik wie Fieber oder Hautausschlag. Nur bei unter 1 % aller Betroffenen – in der Regel bei Älteren mit Vorerkrankungen – kommt es zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder seltener zu einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), die tödlich enden kann. Impfstoffe oder eine spezifische Therapie für Menschen gibt es bislang nicht. Infektionen lassen sich durch persönlichen Mückenschutz vorbeugen.

Durch Zugvögel und Stechmücken ist das Virus in nördlichere Regionen gelangt und kann dort während der Mückensaison verbreitet werden. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Ausbrüche in Süd- und Zentraleuropa sowie den Schwarzmeer-Anrainerstaaten. 2018 und 2019 haben Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und des BNITM mehr als 70 an WNV-Infektionen verendete Wild- und ZooVögel in Deutschland festgestellt (Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg), besonders betroffen ist Ostdeutschland.

„In diesem Jahr sind vermehrt auch Pferde betroffen, weshalb die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin am FLI Pferdebesitzern in betroffenen Gebieten empfiehlt, ihre Tiere impfen zu lassen“, erläutert Martin Groschup, Leiter des Instituts für Neue und Neuartige Tierseuchenerreger am FLI.

WNV wird von heimischen Stechmücken der Gattung Culex übertragen. „Offenbar haben die durch den Klimawandel bedingten ungewöhnlich warmen Sommer der letzten beiden Jahre dazu beigetragen, dass sich WNV nördlich der Alpen etabliert hat“, sagt Jonas Schmidt Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am BNITM.

Das Robert Koch-Institut erforscht zusammen mit dem BNITM die Infektionshäufigkeit von WNV und Risikofaktoren in der Bevölkerung. Seit Juli 2019 beispielsweise werden in Regionen, in denen Tiere mit WNV gefunden wurden, systematisch Blutspenden auf die Viren untersucht. Bislang waren die mehr als 2.000 getesteten Spenden negativ. An der Studie sind auch mehrere überregionale Blutspendedienste beteiligt.

Infektionen mit dem West-Nil-Virus sind meldepflichtig. Seit 2018 empfiehlt das RKI Ärzten in den betroffenen Regionen, Patienten mit Enzephalitiden unklarer Herkunft auf West-Nil-Viren untersuchen zu lassen. Auch bei vermehrtem Auftreten von Fiebererkrankungen mit und ohne Hautausschläge muss das Virus als Auslöser in Betracht gezogen werden. Die Labordiagnostik sollte möglichst ein Speziallabor übernehmen.

Weitere Informationen unter:

www.rki.de/westnilfieber,

zum Vorkommen von WNV bei Tieren unter www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/west-nil-virus.

Hinweise zur WNV-Diagnostik sind unter www.bnitm.de/zentrumfuerinfektionsdiagnostik/nationales-referenzzentrum-fuertropische-infektionserreger/ abrufbar.