Estland halbiert den Wolfsbestand

Estland halbiert den Wolfsbestand

Raubtier-Hotspots lösen auch in Schweden eine neue Lizenzjagd-Debatte aus 

Bis zu 140 Wölfe sollen in diesem Winter in Estland erlegt werden (Beispielbild: iStock.com)
Bis zu 140 Wölfe sollen in diesem Winter in Estland erlegt werden (Beispielbild: iStock.com)

Was in der Europäischen Union so möglich ist: Estland hat angekündigt seinen Wolfsbestand in diesem Winter zu halbieren. Schwedens Regierung stellt die erneute Zulassung der regulären Lizenzjagd auf Wölfe zur Debatte.

Klar ist: Wie alle baltischen Republiken hat sich Estland bei den EU-Beitrittsverhandlungen das Recht ausbedungen, über die Raubtierpolitik souverän zu entscheiden. Das passiert jetzt: Im laufenden Winter soll die Hälfte der dort lebenden Wölfe geschossen werden.

Offizielle Begründung: Es gilt die natürliche Scheu der Raubtiere vor dem Menschen zu bewahren und Schaden von Haus- und Nutztieren abzuwenden. Bis zu 140 Tiere sollen dafür ihr Leben lassen – die bisher höchste Abschussquote seit Estlands EU-Beitritt.

Die Umweltbehörde begründet das Vorhaben mit Rissschäden in besonders betroffenen Regionen. Und damit, dass die Wölfe dort, wo sie Menschen und ihre Siedlungen meiden, ihre Ruhe haben sollen. Im vergangenen Jahr töteten Wölfe in Estland laut offizieller Statistik 477 Schafe, 15 Rinder und 12 Hunde.

Am anderen Ufer der Baltischen See hat Schwedens rot-grüne Minderheitsregierung eine neue Debatte um die reguläre Lizenzjagd auf Wölfe angestoßen: Die Stockholmer Staatskanzlei verweist in einem Diskussionspapier auf die vom Reichstag nach einer Expertenanhörung festgelegten Bestandsgrößen, die einen „günstigen Erhaltungszustand“ der Wolfspopulation garantieren sollen.

Auch in Schweden liegen die Bestandszahlen deutlich über diesem Richtwert von 270 Wölfen, der mittlerweile unter dem Druck einschlägiger Verbände in der Praxis auf 300 Tiere angehoben wurde. Auch im vergangenen Winter wurde die Lizenzjagd trotz noch höherer Bestände abgesagt. Aber nun wächst offenbar der Gegendruck, vor allem aus der Landwirtschaft.

Das aktuelle Regierungspapier verweist auf die Schwierigkeiten mit regional sehr hohen Wolfsdichten und die in solchen Gebieten sinkende Akzeptanz. Das gilt nicht nur für die Rentiergebiete, die mit dem Segen der EU wolfsfrei gehalten werden sollen, sondern auch für dichter besiedelte Bereiche, etwa um die Städte Borlänge und Örebro.