Eine starke Stimme für unser Wild

Eine starke Stimme für unser Wild

Netzwerk Wald mit Wild: Ökonomische Interessen rechtfertigen nicht das Töten heimischer Wildtiere. Zusammenschluss von Jägern, Waldbesitzern, Unternehmern und Tierschützern kritisiert Entwurf zum BJG scharf.

Ricke mit Rickenkitz im Fadenkreuz (Foto: Julia Schwab)
Ricke mit Rickenkitz im Fadenkreuz (Foto: Julia Schwab)

Denen eine Stimme geben, die nicht für sich selbst sprechen können – dazu haben sich Jäger, Waldbesitzer, Wissenschaftler, namhafte Unternehmer und Tierschützer bereits 2020 zum „Netzwerk Wald mit Wild“ zusammengeschlossen. Bisher eher hinter den politischen Kulissen agierend, wendet sich das Netzwerk nun mit einem Brief hinsichtlich der Novellierung des Bundesjagdgesetzes an die Abgeordneten des deutschen Bundestags, um ihnen ihre Verantwortung nicht nur gegenüber den heimischen Wäldern und den ökonomischen Interessen der Waldbesitzer, sondern auch gegenüber den heimischen Wildtieren bewusst zu machen.

Denn rein ökonomische Interessen dürfen nie ein hinreichender Grund für das Töten von Tieren sein. Weder das Grundgesetz, das Tierschutzgesetz noch das bisherige Bundesjagdgesetz lassen dies zu. Doch genau das will der vorgelegte Entwurf legitimieren, indem etwa Vegetationsgutachten der Forstbehörden zum Alleinmaßstab erklärt werden und der faire Umgang mit Tieren, auch und gerade mit den heimischen Wildtieren, der Vergangenheit angehören soll. Die gravierenden forstwirtschaftlichen Fehler, die in den vergangenen Jahrzehnten beispielsweise mit einer einseitigen, ausschließlich ökonomischen Kriterium folgenden Baumartenwahl oder einer stetigen Personalreduktion gerade in staatlichen Forstbetrieben gemacht worden sind, werden bewusst verschwiegen.

Die Lösung für die durch die globale Erwärmung, die Trockenheit der letzten Jahre und die damit im Zusammenhang stehenden käferbedingten Schäden entstandenen Probleme, so wird der Eindruck erweckt, soll nun vor allem durch eine noch intensivere Bejagung des Wildes unter Vernachlässigung elementarer Nachhaltigkeitskriterien gefunden werden. Fakt ist jedoch, dass sich Wildverbiss nicht durch eine immer intensivere Bejagung vermeiden lässt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien und Beispiele aus der jagdlichen Praxis zeigen deutlich, dass der Verbiss vermeidbar oder zu minimieren ist, wenn Lebensraumverbesserungen erfolgen, Wildruhezonen geschaffen werden und die Bejagung nach wildtierökologischen Grundsätzen erfolgt. Förderlich in den aktuellen Diskussionen wäre demzufolge, wenn forstliche Interessengruppen tragfähige Konzepte für einen gesunden Wald mit Wild ausarbeiten müssten, die nicht ausschließlich auf wirtschaftlichen Interessen und immer höheren Abschusszahlen basieren.

„Nicht-heimischen Pflanzenarten wie der libanesischen Pappel und der Douglasie wird durch den Gesetzesentwurf der Bundesregierung eine höhere Daseinsberechtigung eingeräumt als Hirsch, Reh und Co. Unter dem Deckmantel eines ökologisch vermeintlich richtigen Handelns für einen zukunftsfähigen Wald sollen dessen Probleme allein mit der Kugel und immer höheren Abschusszahlen gelöst werden“, sagt Martin Neulinger-Heck, Gründer des Netzwerkes. „Die ständigen Angriffe auf Reh-, Hirsch- und Gamspopulationen sollen nur davon ablenken, dass die Probleme unserer Wälder von Menschen selbst verursacht wurden. Sofern auch für spätere Generationen heimische Wildtiere als Kulturgut erhalten bleiben sollen, muss das Gesetz einen ethisch angemessenen Umgang mit heimischem Wild sicherstellen.“

In der jetzigen Form stigmatisiert die Bundesjagdgesetz-Novelle unsere wiederkäuenden Schalenwildarten als schiere Schädlinge und schafft so aus rein wirtschaftlichen und forstlichen Interessenlagen heraus die Voraussetzungen dafür, einzelne Wildarten an den Rand der Ausrottung zu schießen. Das kann und will das Netzwerk, auch und gerade im Hinblick auf die Verantwortung für nachfolgende Generationen, nicht tatenlos hinnehmen.

 

Quelle: Netzwerk Wald mit Wild, Benediktbeuern, Februar 2021 – kontakt@netzwerk-wald-mit-wild.de

 

Anmerkung der Redaktion: „Die Jägerstiftung natur+mensch ist Teil des „Netzwerkes Wald mit Wild“. Der Stiftungsratsvorsitzende der Jägerstiftung Michael Storm sowie die Stiftungsratsmitglieder Dr. Florian Asche und Dr. Jens-Jürgen Böckel haben das Schreiben mitgezeichnet. Mit „Natürlich Jagd“ werden wir auch zukünftige Aktionen des Netzwerks unterstützen und medial begleiten.“

Marco Leinz, Geschäftsführer der Jägerstiftung natur+mensch und Chefredakteur von Natürlich Jagd, dem Infoportal der Jägerstiftung

 

Hier für Sie das gesamte Anschreiben nebst Anlagen zum Nachlesen:

Anschreiben S. 1
Anschreiben S. 1
Anschreiben S. 2
Anschreiben S. 2
Anschreiben S. 3
Anschreiben S. 3
Anschreiben_S._4
Anschreiben_S._4
Anlage_1_1
Anlage_1_1
Anlage_1_2
Anlage_1_2
Anlage_2_1
Anlage_2_1
Anlage_2_2
Anlage_2_2
Anlage_2_3
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