Ein Forst-Rebell zeigt Herz fürs Rotwild

Ein Forst-Rebell zeigt Herz fürs Rotwild

Der oft grausame Umgang mit dem Rotwild stößt auf unerwarteten Widerstand: Wilhelm Bode, unbequemer Top-Forstwissenschaftler und prominenter ÖJV-Jäger, hat für Sachsens Hirsche Schutzzonen von 20 Prozent der Landesfläche vorgeschlagen. Und das auf einer NABU-Veranstaltung.

Rotwild im Wald
Rotwild im Wald

Seit Monaten ist in Sachsen eine offene Feldschlacht um die Rotwild-Bewirtschaftung ausgebrochen – bis hin zu Drückjagden im Staatsforst, bei den Knallkörper eingesetzt wurden, um das Wild zu hetzen. Nun lud der NABU zum Thema „Der Rothirsch im Erzgebirge – Naturschützer oder Waldschädling?“.

Noch spannender: Ausgerechnet ein Forstmann, noch dazu ein renommierter, stellte ein modisches Förster-Motto infrage. „Wald vor Wild ist genauso Quatsch wie Wild vor Wald“, zitiert die „Freie Presse“ den ehemaligen Leiter der saarländischen Landesforsten Wilhelm Bode. Und der sieht im Hirsch nicht den Täter, sondern ein Opfer: „Das Rotwild ist eine arme Sau.“

Eigentlich in offenen und halboffenen Landschaften daheim, werde unser größtes Säugetier in die Wälder zurückgedrängt und durch massiven Jagddruck in ständige Todesangst versetzt. Dass dies logisch zu vermehrten Schäl- und Verbissschäden führt, das sagen nicht nur Hobby-Jäger, und nicht nur in Sachsen. Eben erst hatte auch Wildmeister-Legende Dieter Bertram ähnliche Zustände im hessischen Staatsforst massiv kritisiert.

Wie Bertrams Zwischenruf (wir berichteten) sorgt auch die Widerrede des Öko-Jägers Bode für Schnappatmung bei einem Teil der Forstpartie. Einer, der Laubholz und Wildwuchs predigt und zugleich für die Hirsche kämpft: So was gibt’s nicht mehr so oft.

Und dann auch noch Professor Sven Herzog, Jäger, Wildbiologe und Hassfigur der Jagdgegner: Fast unisono mit dem Öko-Förster Bode verlangt er auf derselben Veranstaltung mehr Ruhe fürs Rotwild. Und warnt auch noch vor der Erwartung, dass der Wolf den Wald retten wird. Ziemlich viel starker Tobak für einen NABU-Abend.