Die moderne Jagd mit Pfeil und Bogen
Der Deutsche Bogenjagd Verband informiert in einer Mini-Serie über die heutige Bogenjagd und die dabei verwendete Ausrüstung
Nach dem Start der Bogenjagd-Info-Reihe des Deutschen Bogenjagd Verband e. V. (DBJV) mit einem kurzen Exkurs über „die Geschichte der Bogenjagd“, folgt nun im zweiten Teil eine Einführung in die moderne Bogenjagd.
Die heutige Jagd mit Pfeil und Bogen wird von Jägern ausgeübt, welche grundsätzlich den „normalen“ Jagdschein besitzen. Darüber hinaus muss jedoch noch eine anspruchsvolle Zusatzprüfung für die jagdliche Nutzung vom Bogen in Verbindung mit Carbon-Pfeilen, welche mit Jagdspitzen ausgestattet sind, abgelegt werden.
Der DBJV bildet seit seiner Gründung Jäger zu Bogenjägern weiter. Die Ausbildung erfolgt nach den Richtlinien des DBJV und der EBF (European Bowhunting Federation) gemäß dem IBEP (international bowhunter education program – Erfahren Sie mehr!) , welches von der NBEF (national bowhunter education foundation) verwaltet wird.
Der Jäger muss u. a. fähig sein, mit jedem Jagdpfeil auf 25 Meter konstant die Fläche eines Bierdeckels zu treffen.
Die Ausrüstung sollte dabei so gewählt sein, dass der Jagdpfeil das in der Kammer (Lunge/Herz) getroffene Tier vollständig penetriert. Hierzu wird seitens des DBJV zu einer Mindestpfeilfluggeschwindigkeit von ca. 240 fps (ca. 73 m/s) und einem Mindestpfeilgewicht von ca. 30 Gramm (ca. 460 grain) geraten.
Die meisten Bogenjäger verwenden Hochleistungs-Jagd-Compound-Bögen. An einem solchen Bogen sind ein exakt einzustellendes Visier und eine kleine Lochscheibe in der Sehne, die im vollen Auszug vor dem Auge des Jägers liegt, montiert. Dies ist mit einem Diopter vergleichbar. Die ähnlich einem Stecher fein einstellbare Abzugsmechanismus löst mit einem Fingerdruck die Sehne aus, wodurch der Jagd-Pfeil perfekt gerade auf etwa 80 bis 90 Meter pro Sekunde beschleunigt wird. Der meist 30 Gramm schwere Pfeilschaft schiebt die rasiermesserscharfen Schneiden der Jagdspitze punktgenau komplett durch die Kammer. Das so beschossene Wild liegt innerhalb von wenigen Sekunden. Die durchschnittliche Fluchtstrecke variiert dabei zwischen etwa 0 und 50 Metern. Die meisten Jäger, welche mit der Büchse jagen, werden beipflichten, dass solche Fluchtdistanzen bei der Verwendung von konventionellen Jagdkugelpatronen und bei entsprechenden Treffersitz adäquat sind.
In weiten Teilen Europas werden von Jägern neben dem Jagdgewehr, anerkanntermaßen zusätzlich Jagdpfeile und Jagdbögen bei der Jagd eingesetzt. Oftmals ist es hilfreich und sinnvoll für den Jäger, für verschiedene Situationen das Jagdmittel wählen zu können. So werden zum Beispiel in Madrid, von speziell dafür ausgebildeten und geprüften Jägern, im Stadtbereich seit mehreren Jahren Wildschweine mit Pfeil und Bogen erlegt – seit 2012 über 400 Wildschweine.
Die Reichweite eines vom Bogen verschossenen Pfeils ist vergleichbar gering. Da kaum Geräusche entstehen, flüchten die restlichen Tiere nicht in Panik und somit ist eine Gefährdung von Dritten nahezu ausgeschlossen. Mittlerweile folgten die spanischen Großstädte Oviedo, Alicante, Vitoria, Vigo und Malaga sowie Mallorca diesem Beispiel.
Die Prüfung für die (Stadt-)Jäger ist sehr umfangreich und anspruchsvoll – Fehler werden nicht geduldet.
Auch in Deutschland ergeben sich immer mehr Situationen, in denen sich Wildschweine in bebauten Gebieten bewegen und es dadurch immer wieder zu Gefährdungslagen für Menschen und Tiere kommt. Zudem richten sie auf öffentlichen und privaten Grundstücken im urbanen Bereich Wildschäden an. Als wenige Beispiele seien hier Stahnsdorf und Kleinmachnow in Brandenburg, Berlin oder auch die rheinland-pfälzische Stadt Kirchen, nahe Siegen genannt.
In Kirchen sammelten die Bürger zahlreiche Unterschriften, damit Jäger die Wildschweine in ihren Gärten mit Pfeil und Bogen erlegen. Die Anfragen vom Bürgermeister bei der zuständigen Umweltministerin wurden freundlich, aber deutlich zurückgewiesen.
In Stahnsdorf und Kleinmachnow machen sich die Bürgermeister für ihre Bürger stark und fordern vom brandenburgischen Umweltminister, dass die zuständigen Jagdpächter zusätzlich die Wildschweine in urbanen Bereichen mit Pfeil und Bogen erlegen dürfen.
2017 wurde der elsässische Bogenjagdverband vom Bürgermeister der französischen Stadt Haguenau um Unterstützung gebeten. Nutrias hatte über die letzten 10 Jahre am Ufer des Baches, welcher um und durch die Stadt fließt, durch das Graben von Bauten in die Uferböschungen 1 Million Euro Schaden verursacht. Aufgrund der in unmittelbarer Nähe befindlichen Häuser waren Pfeil und Bogen zum Erlegen der Nutrias das adäquate Mittel, die Population zu reduzieren. Weitere französische Städte fragten daraufhin bei den Jägern an.
Vielen Orten in Deutschland geht es da nicht anders. Wildtiere drängen immer weiter und zahlreicher in bebaute Gebiete vor und uns Jägern ist es mit den herkömmlichen Jagdmitteln, aufgrund der Gefährdungsreichweiten, nahezu unmöglich, die Tierpopulationen zu reduzieren.