Die Geschichte der Bogenjagd

Die Geschichte der Bogenjagd

Die Jagd mit Pfeil und Bogen ist eine der ältesten Jagdarten der Menschheitsgeschichte und wird auch heute noch in vielen Ländern praktiziert.

Steinzeitliche Wandmalerei einer Jagdszene (Foto: Asatira)
Steinzeitliche Wandmalerei einer Jagdszene (Foto: Asatira)

Die Jagd mit Pfeil und Bogen ist einer der ältesten Jagdarten der Menschen überhaupt. Erste Belege für diese Art des Waidwerks lassen sich ca. 22.000 Jahre bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen. Hier traten erstmalig Pfeilspitzen aus Feuerstein auf den Plan. Die moderne Archäologie vermutet die Ursprünge dieser Form zu jagen aber noch sehr viel früher und datiert diese auf einen Zeitraum von über 64.000 Jahren. Das älteste als Bogen interpretierte archäologische Fundstück stammt aus einer Kiesgrube in Mannheim-Vogelstang aus der Zeit der letzten großen Eiszeit in Europa. 

Zunächst aus der heute bei Naturvölkern noch verwendeten Speerschleuder (Altatl) entwickelt, stellte die Jagd mit Pfeil und Bogen einen echten Quantensprung für alle Jäger dar und darf zweifellos als epochaler Fortschritt in der Menschheitsgeschichte angesehen werden. Große Beutetiere konnten aus sicherer Distanz bejagt werden und durch das Speichern der Energie in den Wurfarmen des Bogens, wurde die Jagd sehr viel effizienter.

Buschmann aus Botswana mit Speer und Speerschleuder (Foto: hbieser)
Buschmann aus Botswana mit Speer und Speerschleuder (Foto: hbieser)
Höhlenmalerei als Beleg einer Gruppenjagd mit Pfeil und Bogen auf Cerviden (Foto: Klaus Hausmann)
Höhlenmalerei als Beleg einer Gruppenjagd mit Pfeil und Bogen auf Cerviden (Foto: Klaus Hausmann)

Der Bogen als Jagdgerät taucht daher immer wieder in unterschiedlichster Ausprägung bei vielen Völkern der Erde auf. Er ist auch heute noch wesentlicher Bestandteil des kulturellen Erbes, aber auch integraler Bestandteil der heutigen Jagd. Zur Geschichte des Bogens und damit auch der Bogenjagd finden sich diverse Belege, wie Höhlenmalereien die Jagdszenen darstellen, in denen nicht nur einzeln, sondern auch in der Gruppe gejagt wird. Also eine sehr frühe Form unserer heutigen Gesellschaftsjagd. 

Die Jagd mit Pfeil und Bogen, ist im Wesentlichen ein Abschnitt der Geschichte der Jagd und deren vielfältigen Evolutionsstufen und Varianten.

Allerdings ist die Ausübung der urtümlichen Form der Bogenjagd durch die Naturvölker zur Nahrungsbeschaffung, aufgrund der Verbreitung von Feuerwaffen, aber auch wegen des massiven Rückgangs von Lebensraum, rückläufig. Die Bogenjagd heute noch jagender Naturvölker, ist mit ihren Jagdstrategien und mit der Technik des Jagdgerätes in sehr vielen Aspekten vergleichbar mit der Bogenjagd frühzeitlicher Menschen.

Über die Zeitalter hinweg wurde der Bogen stets als Hilfsmittel für die Nahrungsbeschaffung verwendet. Nach den Bögen und Jagdspitzen der Frühsteinzeit, entstanden mit dem Aufkommen der Metallurgie die ersten Jagdklingen aus Bronze oder Eisen, der erste Langbogen und die ersten befiederten Pfeile. Diese boten in Kombination einen erneuten Vorteil für den Jäger in Sachen Präzision und Tötungswirkung.

Bogenschütze bei der Schussabgabe mit einem Recurvebogen (Foto: Paul Barlow)
Bogenschütze bei der Schussabgabe mit einem Recurvebogen (Foto: Paul Barlow)
Armbrust, Langbogen und Pfeile, wie sie im Mittelalter Verwendung fanden (Foto: EdrialStar)
Armbrust, Langbogen und Pfeile, wie sie im Mittelalter Verwendung fanden (Foto: EdrialStar)

Durch die Völkerwanderung der frühen Neuzeit, gelangten die ersten Kompositbögen aus Holz, Metall und Tiersehnen nach Europa. Viele dieser Bögen werden zumindest in ihrer äußeren Form heute noch für die moderne Jagd verwendet. Wir kennen sie als Recurvebögen. Durch den erneuten Wissenstransfer aus dem Nahen Osten durch die rückkehrenden Kreuzfahrer, gelangten unter anderem auch die ersten Armbrüste nach Europa. Diese spielte jedoch durch das alleinige Jagdprivileg des Adels in der Jagdausübung, eine untergeordnete Rolle und fand hauptsächlich in der Kriegsführung ihren Platz. Bis ins späte Mittelalter wurden auf der Pirsch hauptsächlich Lang- und Recurvebögen verwendet.

Die Entwicklung des Bogens gipfelte schließlich 1969 in der Erfindung des Compoundbogens in den USA durch Holless Wilbur Allen. Hier wird die Kraft über Exzenterrollen an den Enden der Wurfarme gesteuert und ermöglicht so in Verbindung mit modernsten Materialien wie Karbon, Stahl und eine am Bogen montierte Zieleinrichtung einen maximal präzisen und für das Wild in kürzester Zeit tödlichen Schuss. Die Tötungswirkung der Jagdspitzen gleicht dem Abfangen mit der kalten Waffe, welche im Jagdlichen Betrieb heute auch noch breite Anwendung findet. Die Pfeile durchdringen hierbei die Körper von z. B. Wildschweinen oder Hirschen vollständig. 

In vielen Ländern weltweit gehört die moderne Jagd mit Pfeil und Bogen heute fest zum dortigen Waidwerk. In Frankreich Belgien, Spanien und Ungarn ist diese fest in den jagdlichen Alltag integriert und stellt eine optimale Ergänzung zur Jagd mit der Büchse dar, wo deren Einsatz entweder nicht möglich oder zu gefährlich ist.  Viele Jäger üben hier beide Formen der Jagd aus und passen sie so bestmöglich an die jeweilige Situation auf der Jagd und deren Umgebung an.

Jäger mit einem modernen Compoundbogen auf der Pirsch (Foto: Ran Riedel)
Jäger mit einem modernen Compoundbogen auf der Pirsch (Foto: Ran Riedel)