Bogenjagd auf Wildschweine scheitert auf der Zielgeraden

Bogenjagd auf Wildschweine scheitert auf der Zielgeraden

Wegen fehlender wissenschaftlicher Begleitung wird die Sondergenehmigung nicht erteilt.

Bogenjagd
Bogenjagd

Die Erteilung einer Sondergenehmigung zur Jagd mit Pfeil und Bogen auf Wildschweine in den brandenburgischen Gemeinden Stahnsdorf und Kleinmachnow ist zum Possenspiel geworden und hat ein unerwartetes Ende gefunden.

Hieß es aus dem Mund des Sprechers des brandenburgischen Umweltministeriums Jens-Uwe Schade vor gut einer Woche noch „Wir sind auf der Zielgeraden“ (wir berichteten), so rudert das Ministerium nun zurück.

Die offizielle Begründung des Ministeriums: „Wichtigste Voraussetzung für die Genehmigung dieses Pilotprojekts war für die Behörde die Begleitung durch eine wissenschaftliche Einrichtung. Hierzu gab es im Vorfeld bereits Kontakte zu Interessenten. Die notwendige Ausschreibung, die in dieser Woche abgeschlossen wurde, hat kein zuschlagfähiges Ergebnis gebracht.“

„Da in der Bundesrepublik im Gegensatz zu anderen EU-Mitgliedsstaaten bislang noch keine eigenen Erfahrungen mit der Jagdbogenjagd vorliegen, sollte der wissenschaftliche Partner insbesondere Fragen des Tierschutzes, der Streckenentwicklung, der Gefährdungssituation, aber auch der öffentlichen Akzeptanz für diese Jagdmethode untersuchen“, heißt es in der Begründung weiter.

Ministeriumssprecher Schade äußerte gegenüber den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ (PNN), dass es womöglich an der „öffentlichen Begleitmusik“ gelegen haben könnte, dass sich keine geeigneten Wissenschaftler für eine Begleitstudie finden ließen. So wären es die tierschutzrechtlichen Gesichtspunkte gewesen, die in den letzten Wochen in den Fokus des öffentlichen Diskurses gerückt seien. Der brandenburgische Landestierschutzbund und die Tierrechtsorganisation Peta hätten darüber hinaus angedroht, Brandenburgs Umweltminister Vogelsänger (SPD) zu verklagen, sollte die Bogenjagd auf Wildschweine genehmigt werden, berichtet PNN weiter.

Der Antragsteller der Sondergenehmigung, Jagdpächter Peter Hemmerden und Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers, der das Vorhaben stets unterstützte, fühlen sich nun vor den Kopf gestoßen. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Bogenjagd politisch nicht gewollt ist – ich fühle mich, als ob mir auf der Zielgeraden ein Bein gestellt wurde“, wird Bogenjäger Hemmerden zitiert.

Aus dem Ministerium heißt es dazu nur: „Die Oberste Jagdbehörde nimmt die Sorgen der Stahnsdorfer und Kleinmachnower ernst und bietet vor Ort weiterhin ihre besondere Unterstützung an, um hier den Problemen mit den großen Wildschweinrotten Herr zu werden. Fachleute der Wildökologischen Forschungsstelle Eberswalde werden mit örtlichen Jägern und Kommunalpolitikern prüfen, wie die seit Jahren wachsende Wildschweinpopulation in Siedlungsbereichen wirksamer reduziert werden kann. So sollen Vorschläge, Jagdwaffen mit modifizierter Munition und Schalldämpfer einzusetzen, nochmals diskutiert werden.“

Ob es sich dabei nur um Lippenbekenntnisse handelt oder ob die Bürger der Gemeinden Stahnsdorf und Kleinmachnow mit ihrem „Wildschweinproblem“ jetzt, da der Medienrummel abflachen wird, wieder allein gelassen werden, wird sich zeigen.

Wir bleiben am Ball und werden Sie auf dem Laufenden halten.