Aggressiver Wolf in Polen wurde möglicherweise angefüttert

Aggressiver Wolf in Polen wurde möglicherweise angefüttert

Der nachweislich erste Wolfsangriff auf Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg sorgte nicht nur in Polen für Aufregung. Auch in die deutsche Diskussion um die Wiederansiedlung der Großraubtiere kommt dadurch Bewegung. Nun zeigt sich, dass menschliche Fehler für den Angriff mitverantwortlich sein könnten.

Wolf mit Beute
Wolf mit Beute

Ende Juni wurden in der Nähe eines kleinen Dorfes in Polen zwei Kinder von einem Wolf angefallen und gebissen (wir berichteten). Das Raubtier hatte bereits knapp zwei Wochen vorher eine Touristin angefallen und ebenfalls verletzt. Örtliche Jäger erlegten den Wolf daraufhin. Für die Aggressivität des Tieres gibt es nun einen neuen Erklärungsversuch.

Gegenüber der Zeitung „Wirtualna Polska“ äußerte die polnische Wolfsforscherin Sabina Nowak den Verdacht, dass der Wolf mit Fraßködern gezielt angelockt worden sei, berichtet die SWP. Das Locken von Raubtieren mit Ködern sei in der Region rund um das Bieszczady-Gebirge ein Geschäft für den Tourismus geworden. Auf Fotosafaris würden „mehrere tausend Euro gezahlt“, um Bär, Luchs und Wolf vor die Linse zu bekommen. Durch die Köder werde die Wahrscheinlichkeit für „gute Fotos“ erhöht –gleichzeitig verlören die Raubtiere aber ihre natürliche Scheu vor dem Menschen.

Einer der von Nowak kritisierten Anbieter widerspreche allerdings diesem Vorwurf, so die SWP. Man sei auf Greifvögel spezialisiert, die in der Tat mit Fleisch gelockt werden. Hin und wieder käme dann natürlich auch mal ein Wolf vorbei. Auf der Internetseite dieses Anbieters wird allerdings explizit eine Waldkarpatenreise mit Wolfsfotos beworben.

In der Debatte rund um die Wiederansiedlung und Gefahr von Wölfen sorgte der Angriff in Polen für Aufsehen. Während sich Kritiker der Wölfe in ihren Befürchtungen bestätigt sehen, argumentieren Befürworter mit Einzelfällen. Diese würden häufig durch menschliches Fehlverhalten erst provoziert – wie etwa im Falle von „Kurti“ (wir berichteten hier).