Studie zur Chronischen Auszehrungskrankheit

Jagdverband unterstützt FLI-Wissenschaftler, die herausfinden wollen, ob heimische Wiederkäuer empfänglich sind. Dafür werden Proben aus der gesamten Bundesrepublik benötigt. Der DJV bitte die Jägerschaft, das Projekt zu unterstützen.

Die Chronische Auszehrkrankheit befällt Rot-, Reh und Sikawild, Elche oder auch Rentiere. (Quelle: Kapuhs/DJV)
Die Chronische Auszehrkrankheit befällt Rot-, Reh und Sikawild, Elche oder auch Rentiere. (Quelle: Kapuhs/DJV)

Der Deutsche Jagdverband (DJV) ruft Jägerinnen und Jäger auf, ein Forschungsprojekt des Friedrich-Loeffler-Institutes (FLI) zur Chronischen Auszehrkrankheit (CWD) zu unterstützen. Die in Nordamerika seit den 1960er Jahren bekannte Krankheit haben Wissenschaftler 2016 erstmals in Europa nachgewiesen – und zwar bei skandinavischen Hirscharten. Trotz Eindämmungsversuchen hat sich CWD in Nordeuropa weiter verbreitet. FLI-Wissenschaftler wollen nun herausfinden, in welchem Maß heimische Hirscharten für CWD genetisch empfänglich sind. Hierfür wird Probenmaterial benötigt. Der DJV bittet alle Jägerinnen und Jäger das Forschungsprojekt zu unterstützen, das vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert wird.

Die Wissenschaftler benötigen von Rot-, Reh- und Sikawild bundesweit Proben – jeweils etwa ein Gramm Gewebe. Organe wie Milz, Niere oder Herz eignen sich am besten. Gehirn (verlängertes Mark) und tiefe Halslymphknoten sind ebenfalls von Interesse. Aus den Proben wird die DNA präpariert und eine Genotypisierung durchgeführt.

CWD ist verwandt mit BSE und Scrapie

Der Erreger der Chronischen Auszehrungskrankheit – oder englisch Chronic Wasting Disease – ist ein infektiöses Prion-Protein, ein fehlgefaltetes Eiweiß. Die Krankheit betrifft Rot-, Reh und Sikawild aber auch Elche. Damwild ist nicht betroffen. Ähnlich wie BSE bei Rindern oder Scrapie bei Schafen ist CWD eine Erkrankung des Gehirns, eine sogenannte Transmissible Spongiforme Enzephalopathie (TSE). Erkrankte Tiere wirken apathisch, appetitlos, magern ab und sterben letztendlich an den Folgen. Tiere infizieren sich durch direkten Kontakt mit Artgenossen oder über kontaminierte Futterstellen. Die Empfänglichkeit für derartige Erkrankungen hängt von genetischen Faktoren ab, die bei Hirschen in Nordamerika nachgewiesen werden konnten. Da diese Informationen für die heimischen Hirsche fehlt, setzt hier das Forschungsprojekt an.

Prion überlebt Jahrzehnte im Boden

Der CWD-Erreger ist extrem umweltresistent. Das infektiöse Prion-Protein überlebt Jahrzehnte im Boden. Ist der Erreger einmal auf der Jagdkleidung, überlebt er sämtliche Waschgänge und übliche Desinfektionsmittel. Abkochen ist unwirksam. Lediglich eine mehr als einstündige Behandlung in hochkonzentrierter Natronlauge oder eine Behandlung mit Hitze und Druck über mehrere Stunden können das Eiweiß vernichten. 

Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein bietet zusammen mit der Leiterin des Nationalen Referenzlabors für BSE/TSE am Friedrich-Loeffler-Institut, Frau Dr. Christine Fast am 28. April 2021 eine Onlineveranstaltung über die neuesten Erkenntnisse zur CWD und das angedachte Forschungsprogramm in Deutschland an. Weiter Infos unter https://ljv-sh.de/event/cwd/

Hier sind Informationen, wie Jägerinnen und Jäger das Projekt unterstützen können

 

Quelle: Deutscher Jagdverband (DJV), 06. April 2021, Berlin

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