„Hundewelpe“ entpuppt sich als Wolf

Wolfsgebiet Schermbeck: Neue Informationen zum Wolfsrudel „Schermbeck“

Wolfswelpe in einem hohlen Baumstamm (Symbolbild: Lynn_Bystrom)
Wolfswelpe in einem hohlen Baumstamm (Symbolbild: Lynn_Bystrom)

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bestätigt neue Wolfsnachweise aus dem Kreis Wesel.

Am 27. Juni 2021 wurde im Territorium des Wolfsrudels „Schermbeck“ ein Welpe von Spaziergängern aufgegriffen, der irrtümlich für einen Hundewelpen gehalten worden war. Der Fund wurde der zuständigen unteren Naturschutzbehörde des Kreises Wesel gemeldet. Mit Hilfe von Fotos wurde der Welpe vom LANUV als Wolf angesprochen; diese Einschätzung wurde von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) bestätigt. Da der Welpe im Territorium Schermbeck gefunden wurde, in dem die Wölfin GW954f und der Rüde GW1587m als Paar bestätigt sind, war davon auszugehen, dass es sich um einen Welpen aus dieser Verpaarung handelt. Die Wölfin GW954f war zuletzt am 04. Juni 2021 durch einen Kotfund im Territorium genetisch nachgewiesen worden, der Wolfsrüde GW1587m am 07. Juni 2021 über den Fund eines Wildtierkadavers.

Der weibliche Wolfswelpe wurde von einem Tierarzt untersucht; es wurde nur eine unbedeutende Wundstelle am Ohr festgestellt. Wenige Stunden nach dem Aufgreifen wurde der Welpe durch die zuständige Behörde am Auffindeort ausgewildert. Im Rahmen der veterinärmedizinischen Untersuchung wurde der Welpe genetisch beprobt. Das Ergebnis der genetischen Untersuchung durch das Senckenberg Forschungsinstitut liegt jetzt vor. Es handelte sich zweifelsfrei um einen Welpen des territorialen Wolfspaares mit der Kennung GW2307f. Da Wolfswelpen einen ausgeprägten Eigengeruch und die Elterntiere über einen hervorragenden Geruchssinn verfügen, besteht nach Einschätzung von LANUV und DBBW die Aussicht, dass der Welpe von den Eltern gefunden und versorgt wurde.

Im Vorjahr 2020 hatte das territoriale Wolfspaar im Territorium „Schermbeck“ erstmals Nachwuchs. Auf Fotos war immer maximal ein Welpe abgebildet; durch einen Kotfund vom 14. März 2021 im Bereich der Gemeinde Hünxe konnte schließlich ein männlicher Welpe mit der Kennung GW2089m identifiziert werden. Es blieb der einzige genetische Nachweis dieses Welpen im Wolfsgebiet Schermbeck. Offensichtlich war der junge Wolfsrüde wenig später Richtung Westen abgewandert. Er wurde nämlich zwischen dem 03. und 19. April 2021 mehrfach im belgischen Flandern nordöstlich von Antwerpen und dann am 24. April 2021 im niederländischen Nord-Brabant südlich von Rotterdam genetisch erfasst. Wölfe verlassen bis spätestens dem Ende des zweiten Lebensjahres das elterliche Rudel und wandern dann weit umher, z.T. mehrere hundert Kilometer weit. Durch die enge Zusammenarbeit von Behörden und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen, die Proben von Wölfen nach einheitlichen Standards gewinnen und untersuchen, werden Daten zur Populationsentwicklung und zum Wanderverhalten einzelner Wolfsindividuen nicht nur in den verschiedenen Bundesländern sondern auch über Staatsgrenzen hinweg erhoben und ausgetauscht (siehe auch https://www.senckenberg.de/de/institute/senckenberg-gesellschaft-fuer-naturforschung-frankfurt-main/abt-fliessgewaesseroekologie-und-naturschutzforschung/das-cewolf-konsortium/).

Weitere Informationen zu den Wolfsgebieten in Nordrhein-Westfalen, zur Förderrichtlinie Wolf, zu Wolfsnachweisen in Nordrhein-Westfalen sowie die Kontaktmöglichkeiten der jeweiligen Bezirksregierungen sind zu finden unter https://wolf.nrw/wolf.

Weitere Informationen zum Wolf sowie zum Vorkommen und Management in Deutschland sind auf der Homepage der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) zu finden: https://www.dbb-wolf.de

Informationen zum genetischen Wolfsmonitoring des Senckenberg Forschungsinstituts Gelnhausen: https://www.senckenberg.de/de/presse/wolfsmonitoring-faq/

 

Quelle: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV)

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