Gämsen reagieren auf Klimawandel

Bergwälder werden immer wichtiger für das Alpenwild

Eine Gämse (Symbolbild: Jacky Barrit)
Eine Gämse (Symbolbild: Jacky Barrit)

„Gämsen zeigen sich bei veränderten Klimabedingungen besonders flexibel“, sagt Professor Dr. Klaus Hackländer, Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung und Mitautor einer aktuellen Veröffentlichung im Fachjournal Global Change Biology. „Wird es in der Felsregion zu warm, verlagern sie ihre Aktivitäten in tiefere Waldregionen“, so Hackländer. Arten, die in extremen Lebensräumen wie den Hochgebirgsregionen leben, sind an die jahreszeitlichen Umweltbedingungen sehr gut angepasst. Dadurch gelten sie aber auch als besonders empfindlich, wenn es um den Klimawandel geht. Die neue Studie belegt, dass die Erwärmung hochalpiner Lagen für Gämsen weniger dramatisch ist als bisher angenommen. „Wir konnten beobachten, dass Gämsen, die in den kühleren Bergwäldern leben, viele Vorteile im Vergleich zu ihren in den Hochlagen lebenden Artgenossen haben“, erläutert Hackländer. Wichtig für die Tiere sei dann allerdings, dass sie dort nicht von Menschen gestört werden.

Die Studie des Instituts für Wildtierbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien und des Nationalparks Berchtesgaden basiert auf Untersuchungen an über 20.000 einjährigen Gämsen, die zwischen 1993 und 2019 in den Österreichischen Alpen beobachtet wurden. Ein wichtiges Kriterium der Untersuchungen war dabei der Ernährungszustand (Body-Mass-Index = BMI) der Tiere: Während Junggämsen in höheren, waldfreien Gebieten eine Verschlechterung des BMI aufwiesen, waren in Bergwäldern lebende Junggämsen konditionell bessergestellt. „Die Schlussfolgerung aus den Beobachtungen ist, dass Wälder wie ein Puffer den Klimaeffekt bei großen Pflanzenfressern abfedern können“, fasst Hackländer die Ergebnisse der Langzeitstudie zusammen.

Die Anpassungsfähigkeit der Gämsen ist erstaunlich, doch sie kann nur dort beobachtet werden, wo menschliche Störungen im Wald gering sind. Ganz entgegen dieser Notwendigkeit existieren im Bayerischen Bergwald großflächig sogenannte Schonzeitaufhebungsgebiete, in denen Gämsen unerwünscht sind und ganzjährig gejagt werden dürfen. Seit Kurzem stehen Gämsen sogar auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Tiere Deutschlands. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher seit langem, Wildruhe- bzw. Jagdschongebiete in den Bayerischen Alpen auszuweisen, wie sie in vielen europäischen Nachbarländern bereits existieren.

 

Eine Studie zu den Lebensräumen der Gämsen in den Bayerischen Alpen finden Sie hier.

https://www.deutschewildtierstiftung.de/naturschutz/gaemse-der-konflikt-in-bayern/ergebnissen-der-studie-gamslebensraeume-in-den-bayerischen-alpen/gams-bayerische-alpen.pdf

 

Details zur Studie über die Reaktion der Gämsen auf klimatische Veränderungen finden Sie hier: https://doi.org/10.1111/gcb.15711

 

Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung (DWS), Hamburg

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