ASP in Sachsen: Kein Ende in Sicht

Kerngebiet zur Bekämpfung der Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen erweitert. Fallwildsuche südlich der A 12 intensiviert. Weitere Schwarzwild-Barriere in Höhe Fürstenwalde, Bad Saarow.

Bache mit gestreiftem Frischling (Symbolbild: M W)
Bache mit gestreiftem Frischling (Symbolbild: M W)

Zehn Monate nach dem ersten Fall der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen in Deutschland musste zur Seuchenbekämpfung im Landkreis Oder-Spree ein Kerngebiet erweitert werden. Auslöser dafür waren Fallwildfunde in der angrenzenden Stadt Frankfurt (Oder) und in der Nähe von Biegen (Amt Odervorland), bei denen sich in der amtlichen Untersuchung der ASP-Verdacht bestätigt hat.

Zum Kerngebiet 3 in Oder-Spree gehört jetzt der südlich der A 12 gelegene und unmittelbar an Frankfurt (Oder) grenzende Bereich des Landkreises. Laut der aktuellen Tierseuchen-Allgemeinverfügung, die auf der Webseite des Kreises veröffentlicht und am Dienstag (13. Juli 2021) in der regionalen Tageszeitung abgedruckt wurde, zählen zum Kerngebiet 3 in Oder-Spree die folgenden Gemarkungen und Gemeinden:

  • Gemarkung Biegen,
  • Teile der Gemarkung Pillgram (südlich der A12),
  • Teile der Gemarkung Jacobsdorf (südlich der A12),
  • Teile der Gemeinde Ragow-Merz,
  • Teile der Gemarkung Neubrück,
  • Teile der Gemarkung Neubrück Forst,
  • Teile der Stadt Müllrose,
  • Gemeinde Groß Lindow,
  • Gemeinde Brieskow-Finkenheerd,
  • Gemeinde Wiesenau,
  • Gemeinde Ziltendorf,
  • Teile der Gemeinde Vogelsang,
  • Teile der Gemarkung Rießen,
  • Teile der Stadt Eisenhüttenstadt.

Die neu gefasste Tierseuchen-Allgemeinverfügung listet zudem die bereits bestehenden Restriktionsgebiete im Landkreis Oder-Spree auf und bündelt damit die Festlegungen zur Bekämpfung der Tierseuche in einem Dokument.

In allen Kerngebieten des Seuchengeschehens gelten besondere Restriktionen. Zu den angeordneten Maßnahmen gehört ein Betretungsverbot für den Wald und die offene Landschaft. Dazu zählen Felder, Wiesen und Ackerflächen, alle Bereiche außerhalb geschlossener Ortslagen oder außerhalb von Bebauungszusammenhängen. Zudem gelten
bis auf die in der Allgemeinverfügung geregelten Ausnahmen weitgehende Verbote für den Fahrzeugverkehr. Veranstaltungen, die Flächen des Waldes oder der offenen Landschaft einbeziehen, sind vom Veranstalter beim Veterinäramt mindestens 14 Tage vor Veranstaltungsbeginn formlos unter Angabe des Veranstaltungszwecks, -ortes und der zu erwartenden Teilnehmerzahl genehmigen zu lassen. Darüber hinaus trifft die Anordnung des Landkreises Festlegungen für die Jagd sowie für die Land- und Forstwirtschaft.

Fallwildsuche südlich der A 12 intensiviert

Die bestätigten ASP-Fälle südlich der Autobahn A 12 haben eine Intensivierung der Fallwildsuche in diesem Bereich zur Folge. Ausgehend von den Fundorten suchen Jäger mit speziell für die Kadaversuche ausgebildeten Hunden, Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks, von Freiwilligen Feuerwehren, Mitarbeiter des Landesforstbetriebes und seit Dienstag auch Reservisten der Bundeswehr nach verendeten Wildschweinen. Regelmäßig im Einsatz sind auch Drohnen. Ein Schwerpunkt der Suchtrupps sind Wasserläufe, da die Erfahrungen der vergangenen Monate zeigen, dass sich die mit der Afrikanischen Schweinepest infizierten Wildschweine oft in diese Bereiche zurückziehen.

Weitere Schwarzwild-Barriere in Höhe Fürstenwalde, Bad Saarow

Um die weitere Ausbreitung des Seuchengeschehens nach Westen zu verhindern, wird vorsorglich eine weitere Schwarzwild-Barriere in Höhe Fürstenwalde, Bad Saarow und Wendisch-Rietz errichtet. In einem Schreiben der Amtstierärztin von Oder-Spree, Petra Senger, an die Anwohner des Scharmützelsees und Gäste der Region heißt es: „Der Scharmützelsee stellt aufgrund seiner bebauten Uferzone eine sehr wirksame Barriere dar. Diese wollen und müssen wir nutzen, um im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest eine Chance zu haben!“ Zusätzliche Sicherheit soll ein in unbebauten Uferabschnitten kurzfristig errichteter Elektrozaun schaffen. Auch die weiteren Zaunbaumaßnahmen sollen mit möglichst geringen Beeinträchtigungen für die touristische Nutzung der Region einhergehen. Bislang wurde in näherer Umgebung des Sees kein verendetes Schwarzwild gefunden.

Bitte beachten Sie dazu die gesonderten Informationen zur Afrikanischen Schweinepest am Scharmützelsee.

Zauntore stets wieder verschließen – Kontrollen intensiviert

„Ich habe von Beginn an gesagt, dass die Tilgung der Seuche mit einem Marathon vergleichbar ist. Das Schwarzwild ist schlau und nutzt im wahrsten Sinne des Wortes jede sich bietende Lücke. An Wasserläufen, Bahnlinien und großen Straßen können wir nicht alles absolut dichtmachen“, so Petra Senger. Was sie und ihre Mitstreiter aber enorm ärgert, sind regelmäßig festzustellende Nachlässigkeiten, dort, wo Tore in die bestehenden Zäune eingebaut wurden. „Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht auf offene Tore stoßen. Wir sind den Erwartungen der Landnutzer sehr entgegengekommen und haben an kleineren Wegen hunderte Tore in die Zäune gebaut. Wir haben Null Verständnis dafür, dass diese Zugänge aus Bequemlichkeit geöffnet bleiben. Das konterkariert alle unsere Bemühungen und wirft uns bei der Seuchenbekämpfung zurück“, stellt Petra Senger fest. Der Landkreis werde seine Kontrollen an den ASP-Zäunen verstärken und rufe jeden, der ein offenes Tor entdeckt, dazu auf, dies zu schließen. Schäden an den Barrieren können unter asp@l-os.de oder über die Hotline 03366 35-2035 gemeldet werden. An Stellen, wo es regelmäßig zu Verstößen kommt, muss damit gerechnet werden, dass diese Tore dauerhaft verschlossen werden.

Übergreifen der Seuche auf Nutztierbestände verhindert

Auf der Haben-Seite im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest steht nach zehn Monaten, dass es gelungen ist, ein Übergreifen der für Schweine tödlichen Tierseuche auf Nutztierbestände zu verhindern. Damit es so bleibt, ist eine drastische Reduzierung der Wildschweinpopulation erforderlich. In den Kerngebieten des Seuchengeschehens und den um diese herum eingezäunten „weißen Zonen“ sollen die Bestände auf nahe Null gebracht werden. Seit Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen in Deutschland Mitte September vorigen Jahres wurden allein in Brandenburg 1240 Fälle bestätigt, 646 davon in Oder-Spree (Stand 12. Juli 2021). Betroffen sind auch die Landkreise Spree-Neiße, Dahme-Spreewald, Märkisch-Oderland und die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder).

Tierseuchenallgemeinverfügung zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen vom 9. Juli 2021

 Quelle: Landkreis Oder-Spree, 13. Juli 2021

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