40 Jahre Biber in Nordrhein-Westfalen

Fachtagung zum Jubiläum der erfolgreichen Wiederansiedlung

Ein von einem Biber umgelegter Baum (Symbolbild: Michael Schwarzenberger)
Ein von einem Biber umgelegter Baum (Symbolbild: Michael Schwarzenberger)

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Biber bei uns ausgerottet, denn ihr Fell war begehrt und ihrem Drüsensekret wurde heilende Wirkung zugesprochen. Vor 40 Jahren haben Forstleute mit wenigen Bibern und künstlich angelegten Biberburgen einen Auswilderungsversuch in der Eifel gestartet. Eine Erfolgsgeschichte, denn heute ist die Eifel wieder Biberland.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Biber bei uns ausgerottet, denn ihr Fell war begehrt und ihrem Drüsensekret wurde heilende Wirkung zugesprochen. Vor 40 Jahren haben Forstleute mit wenigen Bibern und künstlich angelegten Biberburgen einen Auswilderungsversuch in der Eifel gestartet. Eine Erfolgsgeschichte, denn heute ist die Eifel wieder Biberland.

Mit einer Fachtagung hat Wald und Holz NRW das gelungene Naturschutzprojekt am 17. September 2021 im Hürtgenwald gefeiert. In einer Festschrift zur Tagung erinnern Wegbegleiter des Projektes an wichtige Meilensteine.

Dr. Gerhard Naumann, Forstdirektor im Ruhestand schilderte anschaulich den schwierigen Start der Biberansiedlung vor 40 Jahren. Die zahlreichen Bedenkenträger waren nur ein Problem von vielen. Geeignete europäische Biber zu finden, die sich auch in der kühlen Eifel wohlfühlen, war nicht leicht. Sechs polnische Biber aus den Masuren waren geeignet. Aber die gab es vor 40 Jahren nur gegen harte Devisen. Nauman berichtete, dass die polnischen Biberzüchter 2.000 $ pro Biberpaar verlangten. Zahlbar in Bar vor Ort in Polen. Für eine Behörde erschien es zunächst unmöglich, so viele Devisen in US-Dollar aufzutreiben, bevor eine Lieferung und Rechnungstellung oder Quittierung erfolgte.

Auch Robert Jansen, Leiter des Regionalforstamtes Rureifel-Jülicher Börde, den der Biber schon sein gesamtes Berufsleben begleitet, erinnert sich an den schwierigen Start: „Zu Beginn waren es Forstleute, die durch Beharrlichkeit und Engagement die Wiederansiedlung ermöglicht haben. Seitdem hat sich daraus über die Jahre ein Gemeinschaftsprojekt von Forst und Naturschutz entwickelt. Das Regionalforstamt Rureifel-Jülicher Börde und die Biologische Station im Kreis Düren haben erreicht, dass der Biber in der Region wieder heimisch geworden ist und die anfänglichen Bedenken in der lokalen Bevölkerung zerstreut werden konnten.“

Hubert Kaiser, Abteilungsleiter Forsten, Naturschutz im Umweltministerium NRW: „Der Biber ist als eine der ersten verschwundenen heimischen Arten wieder aktiv vom Menschen angesiedelt worden und steht somit sinnbildlich für erfolgreichen Artenschutz in unserem Land.“

In den Anfängen kannten nur wenige Forstleute die genauen Standorte der abgelegenen Biberburgen. Strenge Geheimhaltung sollte gerade in den ersten Jahren das ambitionierte Naturschutzprojekt und die scheuen Tiere schützen. Scheu sind die stattlichen Nager mit dem platten Schwanz, der so genannten Kelle immer noch. Aber immerhin sind sie inzwischen so zahlreich, dass man im Hürtgenwald auch vom Biberland spricht. Heute können Naturliebhaber mit etwas Glück von einer Aussichtsplattform in der Abenddämmerung Biber beobachten.

„Wanderer können im Hürtgenwald hautnah erleben, dass Waldbewirtschaftung und Naturschutz keine Gegensätze, sondern zwei Seiten einer Medaille sind.“ betonte Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW und ergänzt: „In der Klimakrise Wälder zu erhalten und neue, klimastabile Wälder zu entwickeln, wo Borkenkäfer und Dürre für großflächige Zerstörung gesorgt haben, ist für die Forstleute eine gewaltige Herausforderung für die nächsten Jahrzehnte. Funktionierende Waldökosysteme sind nicht nur für die Biber überlebenswichtig, sondern auch für uns Menschen.“

Über den Biber als bemerkenswerten Ökosystemingenieur berichtete Dr. Lutz Dalbeck, Diplom-Biologe und stellvertretender Leiter der Biologischen Station im Kreis Düren. Mit den Biberteichen sind wertvolle Amphibiengewässer entstanden, die auch Nahrungsbiotop für den seltenen Schwarzstorch sind, der in die Eifel zurückgekommen ist. Dr. Dalbeck: „Auch auf Libellen haben Biber einen enorm positiven Effekt. Im Hürtgenwald erhöhte sich die Zahl der in den kleinen Waldbächen vorkommenden Libellenarten nach der Wiederansiedlung des Bibers von vier auf 29 Arten, darunter zahlreiche Seltenheiten.“

Dr. Gero Hütte von Essen, Leiter des Fachbereichs Hoheit Schutzgebiete Umweltbildung bei Wald und Holz NRW: „Der Biber gestaltete durch die von ihm geschaffene Teich-Kaskaden-Landschaft ein Ökosystem, das sehr erfolgreich und preiswert Wasser im bewaldeten Oberlauf der Bäche zurückhält. Ein wichtiger Beitrag zur Hochwasservermeidung im Klimawandel.“

40 Jahre Wiederansiedlung der Biber in Nordrhein-Westfalen ist für Robert Jansen, den Leiter des Regionalforstamtes eine besondere Erfolgsgeschichte, für die er sich vor allem eins wünscht – Nachahmer: „Diese vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Akteure und die Einbeziehung der Menschen in der Region sind Vorbild für den Schutz der biologischen Vielfalt in Nordrhein-Westfalen – unter anderem für weitere Heimkehrer wie Luchs oder Wolf.“

 

Quelle: Wald und Holz NRW, 20. September 2021, Hürtgenwald

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