Unsere Jagdhunde (XXIII): Der Deutsch – Drahthaar

Unsere Jagdhunde (XXIII): Der Deutsch – Drahthaar 

Der Deutsch-Drahthaar ist ein sehr vielseitig einsetzbarer Jagdhund, der eigentlich alles kann außer der Baujagd.

Deutsch-Drahthaar liegend
Deutsch-Drahthaar liegend

Der Deutsch-Drahthaar (DD) verdankt seine Existenz der Tatsache, dass es gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Vielzahl rauhaariger Vorstehhundschläge in Deutschland gab. Und natürlich kam es innerhalb dieser Rassen zu gewollten, aber auch „ungewollten“ Kreuzungen, die von keinem der etablierten Zuchtvereine in ihre Zuchtbücher eingetragen wurden.

Da aber ein Großteil dieser „Mischlinge“ sich zu außerordentlich guten und jagdlich überaus brauchbaren Hunden entwickelten, gründeten die Führer dieser Kreuzungsprodukte die „Deutsch-Drahthaar-Bewegung“, die einen in der deutschen jagdkynologischen Geschichte einmaligen Aufschwung nahm.

Beteiligt waren damals der Deutsch-Stichelhaar, der Pudelpointer, der Griffon und auch der Deutsch-Kurzhaar, auf den heute noch manche DD mit sehr kurzem Haar und ohne Bart herausmendeln. Gelegentlich hat sogar der Pointer mitgespielt, die heutigen Schwarzschimmel-DD gehen alle auf eine vor langer Zeit eingekreuzte schwarze Pointerhündin zurück. So ist der Deutsch-Drahthaar wohl die einzige deutsche Jagdgebrauchshundrasse, die relativ inzuchtfrei entstanden ist. Er dominiert heute im Vollgebrauchshundelager Deutschlands gegenüber den übrigen deutschen Vorstehhundrassen deutlich.

Im Jahre 2016 wurden in das Zuchtbuch des Vereins Deutsch-Drahthaar (VDD) rd. 3.000 Welpen eingetragen (Deutsch-Kurzhaar 1.000, Deutsch-Stichelhaar 30, Griffon 70, Pudelpointer 100). 70 % der eingetragenen DD-Welpen erscheinen auf den Prüfungen des Jagdgebrauchshundverbandes (JGHV), das ist ein von kaum einem anderen Vorstehhund-Zuchtvereinen erreichter Wert.Die Zuchtordnung des VDD war lange Zeit sehr liberal: „Züchte wie Du willst, sage uns, wie Du es gemacht hast und zeige uns den Erfolg.“

Natürlich müssen die Zuchthunde in Gesundheit, Formwert und auf den Prüfungen des JGHV gezeigten Anlagen und Leistungen den Anforderungen der heute doch anspruchsvolleren Zuchtordnung des VDD entsprechen. Das Stockmaß des Deutsch-Drahthaar beträgt nach FCI-Standard 57 bis 68 cm. Seine Farben sind Braunschimmel, Schwarzschimmel und einfarbig Braun (weißer Brustfleck erlaubt).

Der Deutsch-Drahthaar ist ein sehr vielseitig einsetzbarer Jagdhund, der eigentlich alles kann außer der Baujagd. Ich habe noch sehr selten eine Bewegungsjagd oder Wasserjagd ohne diese Hunde erlebt. Wegen seiner ausgeprägten Wildschärfe ist er (in Kooperation mit Deutschen Jagdterriern) ein unverzichtbarer Helfer, wenn es darum geht, die Sauen nachdrücklich zum Verlassen ihrer Kessel in Schwarzdorn und Brombeeren zu „bitten“.   

Zum Autor:

Bernd Krewer, Jahrgang 1939, hat jahrzehntelang als Förster gearbeitet, ist ein ausgewiesener Fachmann der Jagdkynologie, Nachsuchespezialist, Richter bei Jagdhundeprüfungen und Sachbuchautor. Er lebt in Kinderbeuern im Alftal, ist verheiratet und hat drei Kinder. 

Eine große Auswahl seiner Bücher rund um die Themen Jagd, Jagdhunde und Rotwild finden Sie in der Altstadt-Buchhandlung in Wittlich: www.altstadt-buchhandlung.biz

Zu den ersten Teilen unserer Jagdhundeserie gelangen Sie hier:
Unsere Jagdhunde (XXII): Der Bayrische Gebrigsschweißhund
Unsere Jagdhunde (XXI): Die Westfälische Dachsbracke
Unsere Jagdhunde (XX): Die Deutsche Bracke
Unsere Jagdhunde (XIX): Der Barbet – Ein treuer Gefährte für Jäger und Familien
Unsere Jagdhund (XVIII): Die Steirische Rauhhaarbracke
Unsere Jagdhunde (XVII): Eleganz in grau – der Weimaraner
Unsere Jagdhunde (XVI): Der Beagle als Jagd- und Familienhund
Unsere Jagdhunde: (XV): Ein kastanienbraunes Temperamentsbündel – Der Irish Setter
Unsere Jagdhunde (XIV): Der Hannoversche Schweißhund
Unsere Jagdhunde (XIII): Versicherung für Vierbeiner
Unsere Jagdhunde (XII): Der Deutsch Kurzhaar

Unsere Jagdhunde (XI): Ambitionierter Apportierhund – der Labrador Retriever
Unsere Jagdhunde (X): Der Jämthund – das schwedische Kraftpaket
Unsere Jagdhunde (IX): Dackel, Teckel, Dachshund – ein verlässlicher Jagdbegleiter
Unsere Jagdhunde (VIII): Die Schweizer Laufhunde – Vier auf einen Streich
Unsere Jagdhunde (VII): Der kleine Münsterländer
Unsere Jagdhunde (VI): Ideal für Jagd und Familie – der Cocker Spaniel
Unsere Jagdhunde (V): Wissenswertes über Zecken
Unsere Jagdhunde (IV): Der Pointer – Sprinter mit Spürnase!
Unsere Jagdhunde (III): Die Alpenländische Dachsbracke
Unsere Jagdhunde (II): Magyar Vizslas – Majestätische Vierbeiner
Unsere Jagdhunde (I): Vom Welpen zum Waidmannsheilbringer

Bernd Krewer / Foto: Manfred Gessinger
Bernd Krewer / Foto: Manfred Gessinger