Unsere Jagdhunde (XIV): Der Hannoversche Schweißhund

Unsere Jagdhunde (XIV): Der Hannoversche Schweißhund – Spezialist auf der Wundfährte

für die Arbeit auf der alten, kaum noch oder gar nicht mehr schweißenden Wundfährte kranken Schalenwildes ist der Hannoversche schweisshund wie gemacht.

Hannoverscher Schweißhund
Hannoverscher Schweißhund

Der Hannoversche Schweißhund ist ein direkter Nachfahre des legendären Leithundes, der schon zu Zeiten Karls des Großen (also um 800 nach Christus) und des Nibelungenliedes existierte und rund 1000 Jahre der Jagdhund des hirschgerechten Jägers war. Mit der Erfindung der Feuerwaffen und ihrer Verwendung bei der Jagd verlagerte sich sein jagdliches Aufgabengebiet von der Arbeit auf gesunden Hirschfährten zum Einsatz auf Wundfährten krank geschossenen Hochwildes. Jetzt wurden auch Hetzfreudigkeit und Hetzlaut notwendig, die dem „alten“ Leithund genetisch abhanden gekommen war. So kreuzte man um das Jahr 1800 die (als Rasse ausgestorbene) rote Hannoversche Haidbracke ein und schuf so den Hannoverschen Schweißhund (HS), wie wir ihn heute kennen.

Durch Kreuzung mit der roten Tirolerbracke entstand der Bayerische Gebirgsschweißhund (BGS), weil man im Hochgebirge einen leichteren und wendigeren Hund brauchte und der bisweilen schwere und „leithundförmige“ HS den Gebirgsjägern zu schwer und dadurch vor allem bei Nachsuchen auf Gams zu gefährdet war.  

Der Hannoversche Schweißhund ist kurz- bis stockhaarig, hirschrot oder gestromt, jeweils mit oder ohne dunkle Maske. Sein Stockmaß beträgt 48 bis 55 Zentimeter. Er ist der Spezialist für die Arbeit auf der alten, kaum noch oder gar nicht mehr schweißenden Wundfährte kranken Schalenwildes. Die Leistungen des seriös gezüchteten und gerecht abgeführten HS sind von den auf Vielseitigkeit gezüchteten und entsprechend eingesetzten Jagdhunden anderer Rassen auf dem Spezialgebiet „Nachsuche“ nur selten zu erreichen. Gleiches gilt für den Bayerischen Gebirgsschweißhund. 

Eingearbeitet und abgeführt wurde der Hannoversche Schweißhund bis in die jüngere Zeit auf der beobachteten gesunden Fährte einzeln gezogenen Hochwildes. Diese als „Hirschmannschule“ bezeichnete Einarbeitungsmethode wurde infolge der schwieriger gewordenen Beobachtungsmöglichkeiten (undurchsichtiger gewordene Wälder) durch die Arbeit auf der schweißlosen Fährtenschuh-Übernachtfährte weitgehend abgelöst. Dies gilt auch für die früher als „Vorprüfung“ bezeichnete, heute „Schweißhundeprüfung“ genannte Anlagenprüfung. Bei der Hauptprüfung soll der HS (früher wie heute) seine Leistungsfähigkeit auf der „echten“ Wundfährte zeigen. Dazu werden die auf den zahllosen Bewegungsjagden anfallenden Nachsuchen genutzt.

In Deutschland ist der „Verein Hirschmann“ als einziger von Jagdgebrauchshundverband (JGHV) und dem Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) anerkannter Verein für die Zucht des HS zuständig. Daneben gibt es in Deutschland noch einige nicht von den kynologischen Dachverbänden anerkannte Dissidenz-Vereine, deren Zuchtprodukte daher auch nicht zu Prüfungen des Vereins Hirschmann (und auch nicht des JGHV) zugelassen werden.

Der in den 1930er-Jahren gegründete Internationale Schweißhundverband (ISHV) hat Mitgliedsvereine in vielen europäischen Ländern. Der HS wird in allen Mitgliedsländern nach einheitlichen Kriterien (Gesundheit, Wesen, jagdliche Leistungsfähigkeit und Formwert) gezüchtet.

Der Hannoversche Schweißhund ist kein reiner Liebhaberhund! Wer seinem Tier nicht ein Mindestmaß an natürlichen Wundfährten „anbieten“ kann, der ist mit einem vielseitig einsetzbaren Jagdhund einer anderen Rasse besser bedient. Daraus erklärt sich auch die restriktive Zucht des HS im Verein Hirschmann. Als „Statussymbol“ ist er zu schade.

Wer jedoch die notwendige Konstitution, die Passion und die Zeit hat, einen Hannoverschen Schweißhund gerecht zu führen, der wird auch vom Verein Hirschmann einen Welpen bekommen. 

Tiefergehende Einblicke in das Thema geben die Bücher „Der Hannoverschei Schweißhund – ein Rasseportrait“ und „Rund um die Nachsuche“. Beide erschienen im Neumann-Neudamm Verlag. 

Zu den ersten Teilen unserer Jagdhundeserie gelangen Sie hier:

Unsere Jagdhunde (XIII): Versicherung für Vierbeiner
Unsere Jagdhunde (XII): Der Deutsch Kurzhaar

Unsere Jagdhunde (XI): Ambitionierter Apportierhund – der Labrador Retriever
Unsere Jagdhunde (X): Der Jämthund – das schwedische Kraftpaket
Unsere Jagdhunde (IX): Dackel, Teckel, Dachshund – ein verlässlicher Jagdbegleiter
Unsere Jagdhunde (VIII): Die Schweizer Laufhunde – Vier auf einen Streich
Unsere Jagdhunde (VII): Der kleine Münsterländer
Unsere Jagdhunde (VI): Ideal für Jagd und Familie – der Cocker Spaniel
Unsere Jagdhunde (V): Wissenswertes über Zecken
Unsere Jagdhunde (IV): Der Pointer – Sprinter mit Spürnase!
Unsere Jagdhunde (III): Die Alpenländische Dachsbracke
Unsere Jagdhunde (II): Magyar Vizslas – Majestätische Vierbeiner
Unsere Jagdhunde (I): Vom Welpen zum Waidmannsheilbringer