Rüstiger Jagdrentner kann’s nicht lassen

Rüstiger Jagdrentner kann’s nicht lassen

Für die Feuerwehr in Weilheim (Oberbayern) hieß es am vergangenen Samstag wieder einmal: Dackelrettung. Hier lesen Sie die Geschichte aus Sicht des Wiederholungstäters.

Es ist ein sonniger Samstagnachmittag in Weilheim, Oberbayern. Eine ältere Dame geht an der Ammer spazieren, wo sich am anderen Ufer die Badegäste scharen. Es ist der perfekte Tag für einen ausgedehnten Spaziergang. An der Leine hat die Dame ihren treuen Teckel, einen gestandenen Jäger. Seit dem letzten Juni ist er zwar außer Dienst, aber immer noch rüstig. Eigentlich gefällt ihm der Ruhestand gut, wenn da nicht immer noch dieses Kribbeln wäre, sobald ihm die altbekannten Gerüche in die Nase steigen.

Er soll aber nicht mehr auf eigene Faust losziehen, hat Frauchen gesagt. Er soll fein bei Fuß bleiben. Bei den letzten beiden Ausflügen gab’s mächtig Ärger, deshalb lässt er es lieber etwas ruhiger angehen: Links ein bisschen schnüffeln, rechts ein bisschen am Wegesrand buddeln. Doch was ist das plötzlich für ein Geruch, der ihm so bekannt vorkommt? Er nimmt die Witterung auf. Es ist wieder der Feind, ein Dachs! In einem günstigen Moment, als Frauchen kurz wegschaut und die Leine lockerlässt, gibt er Gas.

Fotos: Freiwillige Feuerwehr Weilheim
Fotos: Freiwillige Feuerwehr Weilheim

Dass Frauchen ihm noch hinterherruft, kann er fast nicht mehr hören, als er – die Nase am Boden – der immer stärker werdenden Fährte folgt. Auch die dünne Leine, die er noch hinter sich herzieht, kann ihn nicht aufhalten. Schnell taucht der altbekannte Dachsbau vor ihm auf und voller Eifer gräbt er sich immer tiefer, immer tiefer in den Tunnel, bis – er feststeckt. Mist. Er ist eben doch kein Junghund mehr…

Später, als er mit hängenden Ohren und dreckiger Schnauze von den Feuerwehrmännern seinem Frauchen übergeben wird, schämt er sich schon fast ein bisschen. Schließlich haben die neun Feuerwehrleute über drei Stunden bei gut 30 Grad zunächst vergeblich versucht, ihn mit Schaufel und Pickel bewaffnet aus seiner misslichen Lage zu befreien. Schließlich konnte sogar nur noch ein Bagger helfen, der die gesamte Fläche des Dachsbaus aushob, bevor er endlich wieder das Tageslicht sah.

Stefan Herbst, den stellvertretenden Kommandanten der Feuerwehr, hört er nach dem Einsatz sagen: „Dass der Hund einmal ausbüxt, das kann passieren. Ein zweites Mal ist schon blöd gelaufen, aber ein drittes Mal – das kann man schon fast als fahrlässig bezeichnen.“ „Fahrlässig“? Kann Herr Herbst denn gar nicht verstehen, was Jagdfieber bedeutet?

Für den Feuerwehreinsatz wird Frauchen bald eine Rechnung von mindestens 1000 Euro ins Haus flattern. Dazu kommen noch die Kosten für den Einsatz des städtischen Baggers. Die Gassirunden werden ab jetzt wohl eher am anderen Ufer der Ammer stattfinden, fernab vom Dachsbau und von verlockenden Gerüchen…