Rohe-Rücktritt: Symptom für Probleme der Rüdemänner

Kommentar: Rohe-Rücktritt  Symptom für Probleme der Rüdemänner

Jagdhund
Jagdhund

Am vergangenen Sonntag hat Werner Rohe während der Vertreterversammlung der Jagdkynologischen Vereinigung Nordrhein-Westfalen (JKV NRW) in Selm sein Amt als Vorsitzender niedergelegt – mitten in seiner zweiten Amtszeit. Mit Mehrheit wurde Peter Wingerath in geheimer Abstimmung zum Nachfolger gewählt. Rohe bleibt zwar weiter Hundeobmann des Landesjagdverbandes (LJV). Der Versuch, den Jagdgebrauchshundverband (JGHV) mit dem LJV NRW durch die Bündelung beider Ämter in einer Person zu verzahnen, muss aber als endgültig gescheitert gelten.

Dies hat Signalwirkung über das einzelne Bundesland hinaus. Denn der Rücktritt von Rohe ist ein Symptom für die Probleme der Rüdemänner. Er ist gescheitert an den Hardlinern der Zuchtvereine im Vorstehhundelager, die das Geschehen im JGHV bestimmen. Aus ihrer Ecke waren schon kurz nach der Verabschiedung des Ökologischen Jagdgesetzes im vergangenen Mai erste Rücktrittsforderungen laut geworden.

Auslöser ist der Streit über die richtige Ausbildung und Prüfung der Jagdhunde an der lebenden Ente

Die Vertreter der Zuchtvereine beharren auf der Methode nach Prof. Müller, mit der die Ente kurzzeitig flugunfähig gemacht wird. Die Politik der Landesregierung unter Führung des grünen Umweltministers Johannes Remmel hätte am liebsten jede Arbeit der Hunde am lebenden Wild verboten. Da erscheint es LJV und Rohe mit Recht als Erfolg, wenigstens die flugfähige Ente nach dem Muster Schleswig-Holsteins als akzeptable (Not-)Lösung gerettet zu haben. Sie ist nun der Maßstab, den die Politik in NRW für die Anerkennung eines brauchbaren Jagdhundes gesetzt hat.

Wer etwas anderes möchte, mag dem längst blühenden Prüfungstourismus über Ländergrenzen hinweg frönen. Er verkennt, dass dessen Zeit endlich ist, weil auch andere Bundesländer die Müller-Ente verbieten werden. Er zeigt zugleich ein zutiefst undemokratisches Verhalten, weil er vom Wähler getroffene Entscheidungen im Kern nicht akzeptiert. Und er schadet der Sache der Hundearbeit im Niederwildbereich. Denn wer sie fördern will, muss politisch kompromissfähig sein.

Die Betonköpfe mögen es auf die Spitze treiben. Sie verkennen, dass der JGHV auch nur ein Verein unter vielen ist und den Gesetzgeber das Zuchtgeschehen nicht interessiert. Ihm geht es einzig um die Brauchbarkeit der Hunde, die zur Jagd eingesetzt werden. Die Kriterien dafür schreibt allein die Politik fest. Die Landesregierung hat die Feststellung der Brauchbarkeit den LJV-Kreisgruppen gemeinsam mit den JGHV-Mitgliedsvereinen übertragen. Wer die Schleswig-Holstein-Ente als ungeeignet bezeichnet, riskiert, dass andere – vielleicht äußerst jagdkritische Vereinigungen – mit der Ausrichtung der Brauchbarkeitsprüfungen betraut werden. Vielleicht sogar, dass die eigenen Prüfungen überhaupt nicht mehr als Brauchbarkeitsnachweis anerkannt werden oder die Jagd auf Wasserwild gleich vollständig verboten wird. Rohe hat diese Gefahr frühzeitig gesehen und beharrlich bekämpft – mit einigem Erfolg. Müde war er letztlich die Auseinandersetzung mit den Wiedersachern in den eigenen Reihen. Schade. Aber vielleicht lernen Verantwortliche in anderen Bundesländern daraus.