Leinen los im Hundewald

Leinen los im Hundewald

Der Verein „Hunde-Freilauf Lübeck e.V.“ hat für Zwei- und Vierbeiner eine einzigartige Freilauffläche geschaffen, mit positiven Nebeneffekten für Wald und Wild. Wir haben mit Tatjana Bauer aus dem Vereins-Vorstand über das Projekt gesprochen.

Hunde im Hundewald Lübeck
Hunde im Hundewald Lübeck

Wer seinen Hund richtig beschäftigen will, steht nicht nur in der Stadt vor einer großen Herausforderung. Im Wald lässt der verantwortungsbewusste Halter seinen Vierbeiner nicht von der Leine (wir berichteten), ebenso wenig in der Fußgängerzone oder an einer Hauptstraße. Doch Hunde permanent an der Leine zu führen, ist auch kein Dauerzustand. Die Lösung: ein umzäunter Wald, in dem Hunde ohne Leine rennen, schnüffeln und toben können.

„Die Möglichkeiten, sich mit Hunden frei zu bewegen, sind vor allem im städtischen Bereich eingeschränkt“, weiß die Lübeckerin Tatjana Bauer aus eigener Erfahrung. Daher ist man dort vor gut fünf Jahren auf eine zündende Idee gekommen: ein eingezäuntes Waldstück, in dem Hunde sich frei in der Natur bewegen können, ohne zur Gefahr für Wildtiere oder Jogger zu werden.

Zu diesem Zweck wurde im November 2012 der Verein „Hunde-Freilauf Lübeck e.V.“ gegründet. Hundehalter sollten die Möglichkeit haben, ihre Vierbeiner artgerecht und naturnah zu beschäftigen. Doch nicht bei allen stieß die Idee damals auf Begeisterung. Tatjana Bauer, zweite Vorsitzende des Vereins, erinnert sich noch gut: „Als wir damals bei der Stadt wegen eines Geländes angefragt haben, haben die zunächst abgelehnt. Aber einer der Senatoren, der selbst Angst vor Hunden hatte, hat schließlich eingelenkt. Er hat wohl erkannt, dass freilaufende Hunde in Wäldern ein Problem sind.“

Die Freilauffläche, ein gut sechs Hektar großes Areal, ist 2013 entstanden. Ein Waldstück, das schon immer den Namen „Hundewald“ trug, wurde komplett eingezäunt. Finanziert hat es der Verein allein über Spenden, Mitgliedsbeiträge und Sponsoren. Um die Erhaltung des Waldes kümmert sich ein Förster: „Die Zusammenarbeit zwischen Förster und Verein funktioniert super“, freut sich Bauer.

Die Hundehalter in der Region sind begeistert vom Hundewald. „Hier ist eigentlich immer etwas los. Viele kommen direkt vor oder nach der Arbeit vorbei, um ihre Hunde zu beschäftigen.“ Und die Hunde? „Wenn sie auf das Gelände kommen, sind sie wie ausgewechselt. Man spürt richtig, wie sie sich freuen, sich ohne Leine frei zu bewegen und einfach nur Hund zu sein.“ Natürlich gebe es auch Regeln, an die man sich halten müsse – „da haben wir aber fast ausschließlich positive Erfahrungen gemacht“, erzählt Vorsitzende Bauer.

Der Hundewald hat auch noch weitere positive Effekte. So werden die umliegenden Wälder geschont, weil die Menschen mit ihren Hunden lieber in den Hundewald gehen, anstatt sie woanders ohne Leine laufen zu lassen. In dem geschützten Areal können die Hunde keine Wildtiere wie Rehe hetzen oder gar reißen, weil es vollständig umzäunt ist. Somit können die Hunde auch während der Brut- und Setzzeit frei laufen, ohne dass es zu Konflikten kommt. „Manchmal schaffen es allerdings Wildschweine, den Zaun zu durchbrechen. Wir müssen dann den Wald absperren und rufen den zuständigen Jäger, der die Wildschweine entweder vertreibt oder notfalls auch schießt“, erklärt Tatjana Bauer. Das Wildschwein-Problem habe man aber immer schnell wieder im Griff.

Durch die Zusammenarbeit von Hundehaltern, Förster und Jäger ist in Lübeck ein „echtes Erfolgsprojekt“ entstanden, das Zweibeinern, Vierbeinern und der Natur gleichermaßen zugutekommt. Dies macht sich laut Tatjana Bauer auch an der großen Nachfrage in der Bevölkerung bemerkbar. Mittlerweile ist der Verein dabei, das zweite Gelände zum Hundewald auszubauen.