Im Notfall müssen Jäger Erste Hilfe für Hunde leisten können
Der Hund ist unverzichtbar für die Jagd. Dennoch birgt das Jagen auch Gefahren für die Vierbeiner. Schneller als man denkt, kann ein Hund im Wald Hautwunden, Zerrungen, Dehnungen oder Knochenbrüche erleiden. Hinzukommen auch Beißereien mit Artgenossen bei einer gemeinsamen Jagd und Wildangriffe. In solchen Situationen ist der Jäger oftmals auf sich alleine gestellt und muss den Hund richtig verarzten können. Wir zeigen, worauf es bei der Ersten Hilfe für Jagdhunde ankommt.
Wer Erste Hilfe am Jagdhund in der Praxis erlernen oder sein Wissen auffrischen möchte, kann dies in speziellen Erste-Hilfe-Kursen für (Jagd-)Hunde tun. Solche Kurse werden von verschiedenen Landesjagdverbänden und Hilfsorganisationen angeboten. Dort erlernt man die wichtigsten Hilfemaßnahmen und kann diese direkt an Lernhunden üben. Auch detaillierte Bücher informieren über die Erste Hilfe am Hund. Des Weiteren bieten einige Internetseiten Verbandskästen zum Kauf an, die auf die Bedürfnisse von Hunden abgestimmt sind. Dort kann man sich außerdem informieren, welche Ausstattung in der Hundeapotheke vorhanden sein sollte.
Erste Hilfe: Was gilt es zu beachten?
Auch wenn es schwer ist, den eigenen Hund verletzt zu sehen, sollte immer Ruhe bewahrt werden. Hunde spüren Veränderungen im menschlichen Gemütszustand. Daher ist es wichtig, dass man beruhigend auf den verletzten Hund einwirkt. Bereits aus der Ferne lässt sich durch Zurufen oder Händeklatschen einschätzen, ob und wie der Hund reagiert. Selbstschutz ist dennoch unerlässlich. Verletzte Hunde können unberechenbar sein und zubeißen. Um dies zu verhindern, ist es sinnvoll, dem Hund einen Maulkorb oder eine -schlinge anzulegen. Jedoch sollte man dies unterlassen, wenn der Hund Atemnot, Herz-Kreislaufbeschwerden, Verletzungen im Maulbereich oder einen Hitzeschlag erlitten hat. Auch bei Erbrechen und Nasenbluten ist Vorsicht geboten.
Wie beim Menschen auch, gilt es den Hund bei Schock und starken Blutungen in die stabile Seitenlage zu bringen. Hier eignet es sich, eine Decke oder ein Handtuch mitzuführen, um diese als Unterlage zu verwenden. Um festzustellen, ob der Hund einen Schock hat, drückt man auf das Zahnfleisch des Hundes. Im schockfreien Zustand sollte es nach zwei Sekunden wieder rosa sein. Ist dies nicht der Fall, leidet der Hund an Kreislaufversagen und muss dringend zum Tierarzt.
Bei Blutungen sollte man immer zuerst die Wunde mit Desinfektionsmittel reinigen; danach Druck auf die Wunde ausüben und eine Mullkompresse anlegen. Ein Handtuch eignet sich gut, um den Schmutz vom Hund und von der Wunde zu entfernen. Sollte zudem eine Fraktur bestehen, kann man mithilfe eines Stocks und einer Mullbinde den Knochenbruch provisorisch stabilisieren.
Genug Trinkwasser mit sich zu führen, ist wichtig, da bei ausgiebigen Jagden im Sommer der Jagdhund einen Hitzeschlag erleiden kann. Die Symptome eines solchen Hitzeschlags reichen von starkem Hecheln über Herzrasen bis hin zu Bewusstlosigkeit.
Am besten misst man anhand eines Thermometers die Körpertemperatur des Hundes. Die Normaltemperatur beträgt 38 bis 39° Celsius. Alles über 41° Celsius ist lebensgefährlich. Mit nassen Wadenwickeln und feuchten Tüchern kann man den Hund kühlen. Sollte sich die Körpertemperatur innerhalb von zehn Minuten nicht verändern, muss der Vierbeiner sofort zum Tierarzt.
Wenn der Ernstfall eintritt, sollte man auch die Wiederbelebung beherrschen. Hier gilt die ABC-Regel; A = Atmung, B = Bewusstsein, C = Kreislauf. Zuerst wird die Atmung am Brustkorb des Hundes geprüft: Ist sie regulär oder erschwert? Als nächstes muss festgestellt werden, ob der Hund noch bei Bewusstsein ist. Außerdem sollte die Herz-Kreislauf-Situation anhand des Herzschlages im Brustkorb überprüft werden. Der Puls sollte bei großen Hunden 70 bis 100 Schläge betragen, bei kleinen Hunden 90 bis 120. Sollten entweder Atmung und/oder Herzschlag ausgesetzt haben, muss der Hund mit einer Mund-zu-Nase-Beatmung wiederbelebt werden.
Hilfsmittel zum Schutz der Hunde
Besonders gegen Wildangriffe kann man Hunde mit sogenannten Hundeschutzwesten schützen. Diese decken die vitalen Körperregionen des Hundes – Hals und Rumpf – mit reißfestem Gewebe ab und schützen sie somit gegen Schläge von Wildschweinen. Viele der Schutzwesten besitzen außerdem reflektierende Streifen, die den Hund besser sichtbar machen.
Auch leuchtende Warnhalsbänder können dem Vierbeiner Sicherheit geben. Vor allem abends und nachts ist der Jagdhund meist schwer zu erkennen, sowohl für Jäger als auch Autofahrer. Halsbänder mit Reflektoren oder LED-Leuchten helfen, den Hund sichtbar zu machen.