Gedanken eines Hundeführers nach der Drückjagd-Saison

Gedanken eines Hundeführers nach der Drückjagd-Saison

Zum Ende der Drückjagd-Saison zieht ein engagierter Hundeführer Bilanz und spart nicht mit Kritik. Nachdenklich und bedrückt resümiert er die Erlebnisse der letzten Monate.

Hundeführer der Kopov-Stöberhundgruppe-Sauerland
Hundeführer der Kopov-Stöberhundgruppe-Sauerland

„Jagd ohne Hund ist Schund“ – für viele Jäger ist dies nicht nur ein Leitsatz, sondern Gesetz. Der treue Jagdhelfer ist sowohl nützlich und notwendig für eine tierschutzkonforme Jagd als auch Freund und Familienmitglied. Umso schlimmer ist es, den geliebten Hund zu verlieren. Sei es durch Unfälle, Krankheiten oder Altersschwäche.

Der Verlust mehrerer Jagdhunde in der abgelaufenen Drückjagdsaison hat einen Hundeführer dazu veranlasst, seine Gedanken aufzuschreiben und in die Welt zu setzen. Outfox-World wurde das Schreiben vom Leiter der Kopov-Stöberhundgruppe-Sauerland, Martin Noisten, weitergeleitet. Auch er hat sich seine Gedanken gemacht und wird die AGBs der Hundegruppe für den Einsatz bei Jagden ändern. Denn die Hundeführer mit ihren Gefährten haben einen unglaublich gefährlichen Job. Sie bringen das Wild in Bewegung, schlagen sich durchs Dickicht bei der Nachsuche und erlösen verletztes Wild – nicht selten mit schmerzhaftem oder sogar tödlichem Ausgang für Mensch und Tier, wie mehrere Fälle zeigen, über die Outfox-World berichtet hat:
Nach Wildschwein-Attacke: Verletzter Jäger per Hubschrauber gerettet
50-jähriger stirbt nach Keiler-Attacke
Jagdhund erschossen: Täter offenbar ermittelt
Jagdhunde mit der „Pseudowut“ infiziert

Martin Noisten und die Kopov-Stöberhundgruppe-Sauerland fordern daher bei zukünftigen Jagden, dass ein Rettungspunkt genannt wird. Auch müsse sichergestellt werden, dass die angegebenen Tierärzte auch wirklich erreichbar sind.

Den uns zugesandten Text des Hundeführers veröffentlichen wir anonym und in originalem Wortlaut:

Die Drückjagd Saison liegt hinter uns. Wieder einige Jagden, die Hunde wurden ordentlich gefordert. Ein paar neue Jagden kamen hinzu, es sind sehr schöne wildreiche Reviere mit namhaften Revierpächtern dabei. Sehr reizvoll. Leider gab es auch Wermutstropfen. Man verdrängt es immer wieder, aber bei jeder Jagd, bei der wir unsere Hunde schnallen, ist der Ausgang ungewiss, ein Druck, den die Waidmänner ohne Hund nicht kennen. Gefahren gibt es einige und es werden auch nicht weniger. Angefangen von der Hauptwildart, dem sehr wehrhaften Schwarzwild, über Rotwild und den nicht zu unterschätzenden Waschbären, die die Coonhound-Desease übertragen, an der wir schon beinahe schon einen Hund verloren hätten. Nicht zu vergessen der Aujeszkyschen Krankheit, die sich immer weiter verbreitet, aber in Deutschland kein Impfstoff erhältlich ist.

Diese Saison sollte uns allerdings noch ein anderer Faktor zum Problem werden: Der Straßenverkehr! Die Autofahrer werden immer aggressiver und rücksichtsloser. Man kann es immer häufiger sehen, dass sich immer weniger Fahrer an Geschwindigkeitsbeschränkungen halten und sogar noch schneller fahren, wenn sie „Vorsicht Jagd“-Schilder sehen. Ganz bewusst werden Wildunfälle in Kauf genommen. Dass unsere Hunde Familienmitglieder sind, interessiert in dem Moment nicht. Gleichzeitig ist es auch absolut unverständlich, dass auch bei manchen Jagdveranstaltungen erst gar nicht versucht wird, den Verkehr zu drosseln. Das wurde einem unserer Hunde bei der ersten Jagd zum Verhängnis, als bei der ersten Drückjagd einer unserer Hunde ein Stück Schwarzwild wegbrachte. Ein komplizierter Vorderlaufbruch war die Folge.

Wie kostenintensiv das Ganze ist, kann man sich vorstellen. Eine Tagesversicherung bestand, an Absprachen, die im Vorfeld besprochen wurden, hielt man sich nicht. Sodass die restlichen Tierarztkosten, wie es aussieht, zu Lasten des Hundeführers fallen. Bei einer späteren Drückjagd kam eine meiner Hündinnen auf einer Straße mit heruntergeregelter Geschwindigkeit unter die Räder.

Wie schwer es ist, einem kleinen Kind zu erklären, was mit dem Hund geschehen ist und, dass er nie wieder zurückkommt, kann man sich nicht vorstellen. Wie gesagt, unsere Hunde sind nicht nur Jagdgefährten, sondern auch Familienmitglieder; ich denke dass mir da fast jeder Jagdhundeführer zustimmt.

Wie hoch der Aufwand ist, den man hat, bis dass der Junghund einsatzbereit ist – egal zu welcher Jagdart – ist sehr hoch. Als Hundeführer muss man sich auch mit anderen Kosten, wie Futter, Unterbringung, Impfungen, Hundesteuer und natürlich auch der Ausrüstung wie Schlagschutzwesten und Ortungsgeräten auseinandersetzen. Alleine der tägliche Zeitaufwand an 365 Tagen im Jahr. Es wäre interessant wie viele Jäger keinen Hund haben, weil es ansonsten mit den Urlaubsplänen schlechter aussehen würde. Man bekommt sehr viel von den Hunden und man investiert sehr viel in sie.

Als Hundeführer muss man verrückt sein! Ja, ganz klar!!! Aber: Wir haben Jagdhunde und es ist deren Naturell zu jagen, und für uns ist die Jagd unser Leben.

In Zeiten der näherkommenden Afrikanischen Schweinepest, der steigenden Schwarzwildbestände und den damit steigenden Wildschäden, werden die Hunde immer unverzichtbarer. Leider wird durch steigende Wolfsbestände das Schwarzwild auch immer aggressiver. Meiner Meinung nach wäre jetzt die Zeit reif, auch von Seiten der Politik und auch des DJV, allen Jagdhundeführern im Einsatz Hilfestellung zu leisten. Angefangen vom Aussetzen der Hundesteuer für Jagdhunde über eine Förderung eines Impfstoffes gegen die Aujeszkysche Krankheit – und was schon einige Landesjagdverbände durchführen – eine Jagdhundeunfallversicherung auf Bundesebene, die durch eine geringe Anhebung des Mitgliedbeitrages getragen wird. Siehe auch LJV Bayern, Baden-Württemberg, Hessen….

Vielleicht denkt ja der ein oder andere auch so. Dann teilt oder kopiert den Text.

Danke in unser aller Interesse!