Bewegungsjagden – waid- und tierschutzgerechter Hundeeinsatz

In Meuteformation sind solche Saupacker in unseren Revieren einfach nicht zu akzeptieren.

Bewegungsjagden mit Hunden – waid- und tierschutzgerecht?

Wir haben hervorragende Rassen bzw. Hunde, mit deren Hilfe wir die notwendige Reduktion der Schwarzwildbestände mit waid- und tierschutzgerechten Mitteln erreichen können.

Bewegungsjagden laufen nur dann tierschutzkonform ab, wenn das Wild die jagenden Hunde akustisch orten kann!

Laiki und weitere hunderassen in Meuteformation für Bewegungsjagden – für den jadkynologischen Experten Bernd Krewer eine weder tierschutzkonforme noch waidgerechte Art des Jagens!

Jagdhunde
Jagdhunde

Bernd Krewer

Bernd Krewer

Bernd Krewer

Die afrikanische Schweinepest steht vor unserer Haustür und lässt bei vielen Jägern und auch der Politik alle Hemmungen beim Reduzieren unserer Schwarzwildbestände dahinschwinden (wir berichteten). Künstliche Lichtquellen, bisher absolut tabu, sind plötzlich erlaubt (wir berichteten) und auch der Mutterschutz wird nicht mehr ganz so eng gesehen wie eigentlich selbstverständlich (wir berichteten).

Die Bewegungsjagden scheinen zum Allheilmittel gegen die explodierten Schwarzwildbestände geworden zu sein. Und für deren erfolgreiche Durchführung braucht man selbstverständlich Hunde, möglichst in aufeinander eingespielter Meuteformation.

Anerkannte Papiere, erfolgreich abgelegte Prüfungen, Lautjagernachweis – alles Quatsch, wenn die Hunde nur die Sauen vor die Schützen bringen und Frischlinge vielleicht sogar ohne menschliche Einwirkung gleich in den Einständen totbeißen.

Die Jagd mit der Hundemeute ist bei uns seit vielen Jahrzehnten aus Tierschutzgründen verboten. Diese Tatsache gehört offensichtlich nicht mehr zum jagdlichen Grundwissen. Wie sonst ist es zu verstehen, dass sich bei uns eine „Vereinigung der Meuteführer Deutschland e.V.“ gegründet und mittlerweile fest etabliert hat, die standhaft behauptet, die Jagd auf Schwarzwild mit der Meute sei nicht nur erlaubt, sondern sogar zwingend notwendig.

Im Internet findet der erstaunte Betrachter auf den entsprechenden Portalen neben undefinierbaren Terrier-Kreuzungen und Pitbull-Mischlingen oft auch Laiki als „tragende Säulen“ dieser „bestens bewährten und jederzeit zu buchenden“ Saumeuten.

In Meuteformation sind solche „Saupacker“ in unseren Revieren einfach nicht zu akzeptieren. Wer es dennoch tut, macht sich nicht nur strafbar, sondern ignoriert dazu auch noch all das, was mit waidgerechtem Jagen auch nur entfernt zu tun hat.

Um bei den Laiki zu bleiben: Sie jagen absolut stumm, sowohl auf der Fährte wie auch auf Sicht und geben allenfalls Standlaut, wenn sie ihre Zähne und ihre Fänge gerade frei haben. Aber das machen Möpse und frisch frisierte Malteser auch… Dazu sind die Laiki sehr schnell und ausgesprochen wildscharf und nicht nur im Exterieur den Wölfen verdammt ähnlich…

Wenn man schon vor Beginn einer solchen Treibjagd sehen kann, wie der Meuteführer seinen Hunden Glöckchen um die Hälse bindet, dann weiß man schon, was mit diesen Hunden „los ist“.

Hat man schon einmal eine Laika in einem Schwarzwildgatter erlebt? Wenn die Bewegungsjagden mit der Zielwildart Schwarzwild das jagdliche Haupteinsatzgebiet der Laiki sind, warum werden diese Hunde nicht in großer Zahl – als Voraussetzung für den jagdpraktischen Einsatz – im Schwarzwildgatter geprüft? Die Erfahrungen langjähriger Gattermeister mit diesen Laiki wäre sehr interessant, sofern sie solche Hunde schon mal an ihren halbzahmen Sauen erlebt und diese den Laika-Einsatz überlebt haben sollten…

Dabei ist die als Solohund eingesetzte Laika wahrscheinlich nicht so sehr das Problem, sondern die aufeinander „eingespielte“ Meutehierarchie beim Einsatz einer Meute, die ständig in einem Zwinger zusammenlebt. Hier bildet sich schnell eine Art „Arbeitsteilung“, die durchaus an die der Wölfe erinnert.

Gewiss, auch Deutsch-Drahthaar oder Jagdterriern gelingt es gelegentlich, gesunde Frischlinge oder auch Rehe zu reißen. Das aber meist an Kulturgattern, die das Wild an der Flucht hindern, so jedenfalls meine Beobachtungen. Stumm und schnell jagende Hunde fallen ohne jede akustische Vorankündigung über Rudel und Rotten her und veranlassen das Wild zu panischer Flucht. „Vorbei“ und „Krankschüsse“ sind dabei vorprogrammiert und gewiss weitaus häufiger als bei verhältnismäßig langsam anwechselndem Wild vor fährtelaut (und meist weit hinter dem Wild) jagenden Hunden. Der fährtelaute Hund kann gar nicht so schnell sein wie der Stummjager, weil er ja einen Teil seiner Luft eben für das Lautgeben benötigt.

Sichtlaut alleine genügt keinesfalls! Im „Dichten“ verläuft bei dem nur sichtlaut jagenden Hund die größte Strecke der Hetze beziehungsweise des Jagens stumm – mit dem gleichen Ergebnis für das gejagte Wild und die „draußen“ wartenden Jäger wie beim reinen Stummjager.

Bewegungsjagden laufen nur dann tierschutzkonform ab, wenn das Wild die jagenden Hunde akustisch orten kann! Nur dann kann es seine Flucht überlegt planen und wird daher kaum einmal den „draußen“ wartenden Jägern in panischer Flucht entgegenstürmen. Daher ist der nachgewiesene Spur- und Fährtelaut für alle bei solchen Jagden eingesetzten Hunde eine „conditio sine qua non“.

Nur bei fährtelauten jagenden Hunden bleiben Rudel- und Rottenstrukturen (meist) erhalten und erlauben dem Jäger das Erkennen etwaiger Mutter- und Leittierfunktionen.

Noch vor ein paar Jahren haben wir über die „BIVI“-Hunde diskutiert, also die Hunde bis 40 cm Stockmaß, und es gab nicht wenige Jäger, die damals meinten, nur mit so kleinen (und daher langsamen) und verlässlich auf Spur und Fährte laut jagenden Hunden sei eine waid- und tierschutzkonforme Bewegungsjagd auf Schalenwild zu verantworten.

Heute schicken wir bunt zusammengewürfelte „Saumeuten“ in Kompaniestärke in die Dickungen und Bormbeer- und Schwarzdornverhaue und wundern uns (oder auch nicht), dass wir häufiger Sauen klagen als Hunde bellen hören.

Vor dem drohenden Gespenst der Afrikanischen Schweinepest ist uns offenbar jede Sensibilität abhandengekommen.

„Lebende Ente“ und Schliefenfuchs hat uns die Politik in vielen Bundesländern auf Druck der Tierschutzverbände genommen. Erfolglos haben wir argumentiert, dass beide Ausbildungsmethoden keine Verstöße gegen den Tierschutz darstellen. Sie sind es auch absolut nicht, jeder Hunde führende Jäger weiß das. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sich der organisierte Tierschutz der Problematik der Meuten bei den Gesellschafts-Bewegungsjagden annimmt. Und dann haben wir schlechte Karten, weil uns Jägern unsere Selbstreinigungskräfte offenbar abhandengekommen sind.

Wenn es uns nicht gelingt, die Jäger davon zu überzeugen, dass noch so hohe Schwarzwildbestände keine Begründung für einen tierschutzrelevanten Einsatz vielköpfiger hochläufiger und womöglich noch stumm jagender Hundemeuten sein dürfen, dann werden wir diese Jagdart verlieren. Man muss keine prophetische Gabe haben, das vorauszusagen.

Wir haben hervorragende Rassen bzw. Hunde, mit deren Hilfe wir die notwendige Reduktion der Schwarzwildbestände mit waid- und tierschutzgerechten Mitteln erreichen können.

Alle unsere Brackenrassen, die Stöberhunde, die Terrier und auch die Teckel (sofern sie genügend Luft unter der Brust haben) und auch erwiesen fährtelaute Vorstehhunde als Solojager – mit diesen Hunden könnten wir waidgerecht und tierschutzkonform und auch auf Sauen erfolgreich jagen. Das sind wir unserem Wild, auch unseren Sauen, schuldig.

Einen ausführlichen Kommentar von Bernd Krewer zum Einsatz der Laika als Jagdhund können Sie hier nachlesen.

Über den Autor:

Bernd Krewer, Jahrgang 1939, hat jahrzehntelang als Förster gearbeitet, ist ein ausgewiesener Fachmann der Jagdkynologie, Nachsuchespezialist, Richter bei Jagdhundeprüfungen und Sachbuchautor. Er lebt in Kinderbeuern im Alftal, ist verheiratet und hat drei Kinder. 

Eine große Auswahl seiner Bücher rund um die Themen Jagd, Jagdhunde und Rotwild finden Sie in der Altstadt-Buchhandlung in Wittlich: www.altstadt-buchhandlung.biz

Hier finden Sie die Portraits unserer Jagdhundeserie:
Unsere Jagdhunde (XXII): Der Bayerische Gebirgsschweißhund
Unsere Jagdhunde (XXI): Die Westfälische Dachsbracke
Unsere Jagdhunde (XX): Die Deutsche Bracke
Unsere Jagdhunde (XIX): Der Barbet – Ein treuer Gefährte für Jäger und Familien
Unsere Jagdhund (XVIII): Die Steirische Rauhhaarbracke
Unsere Jagdhunde (XVII): Eleganz in grau – der Weimaraner
Unsere Jagdhunde (XVI): Der Beagle als Jagd- und Familienhund
Unsere Jagdhunde: (XV): Ein kastanienbraunes Temperamentsbündel – Der Irish Setter
Unsere Jagdhunde (XIV): Der Hannoversche Schweißhund
Unsere Jagdhunde (XIII): Versicherung für Vierbeiner
Unsere Jagdhunde (XII): Der Deutsch Kurzhaar

Unsere Jagdhunde (XI): Ambitionierter Apportierhund – der Labrador Retriever
Unsere Jagdhunde (X): Der Jämthund – das schwedische Kraftpaket
Unsere Jagdhunde (IX): Dackel, Teckel, Dachshund – ein verlässlicher Jagdbegleiter
Unsere Jagdhunde (VIII): Die Schweizer Laufhunde – Vier auf einen Streich
Unsere Jagdhunde (VII): Der kleine Münsterländer
Unsere Jagdhunde (VI): Ideal für Jagd und Familie – der Cocker Spaniel
Unsere Jagdhunde (V): Wissenswertes über Zecken
Unsere Jagdhunde (IV): Der Pointer – Sprinter mit Spürnase!
Unsere Jagdhunde (III): Die Alpenländische Dachsbracke
Unsere Jagdhunde (II): Magyar Vizslas – Majestätische Vierbeiner
Unsere Jagdhunde (I): Vom Welpen zum Waidmannsheilbringer

Bernd Krewer / Foto: Manfred Gessinger
Bernd Krewer / Foto: Manfred Gessinger