Aufgabe und Revier bestimmen die Hunderasse

Aufgabe und Revier bestimmen die Hunderasse

Hund im Wasser
Hund im Wasser

Die Grundsatzentscheidung ist gefallen: Ein Hund soll ins Haus. Ob Rüde oder Hündin, ist unter rein jagdlichen Aspekten zunächst egal – sieht man einmal davon ab, dass eine Hündin gegebenenfalls wegen der Hitze einige Wochen kaum oder gar nicht eingesetzt werden kann. Und natürlich muss der vierbeinige Gefährte auch optisch gefallen. Wichtiger aber ist, dass dem Jagdbegleiter die richtige Arbeit geboten wird und er ausgelastet ist. Waidmann oder -frau werden sich also kritisch fragen müssen, welche Einsatzmöglichkeiten sie für den Hund haben – sowohl was die Art als auch die Häufigkeit der Aufgabe angeht.

Der Jagdgebrauchshundverband (JGHV) unterscheidet traditionell sechs Kategorien: Vorstehhunde, Stöberhunde, Apportierhunde, Schweißhunde, Erdhunde und jagende Hunde. Ihnen sind Rassen zugeordnet. Auch ältere Bezeichnungen hingegen lassen jagdliche Spezialisierungen erkennen, etwa wenn vom Dachshund die Rede ist, allerdings sind diese (noch) nicht zwangsläufig rassespezifisch.

Wenn heute zunehmend vom Vollgebrauchshund (wir berichteten) gesprochen wird, dann ist das interessengeleitet. Es soll suggeriert werden, es handele sich um Alleskönner. Je spezieller aber die Aufgabe, desto mehr ist ein Spezialist angebracht. Dafür sind diese Rassen über viele Jahrzehnte gezüchtet worden. Was nicht heißt, dass es nicht auch unter Vorstehern etliche Exemplare gibt, die es in einzelnen Aufgabenbereichen zu großer Meisterschaft bringen. Allerdings können Vollgebrauchshunde sowieso niemals alles. Zur Baujagd etwa sind selbst die kleinsten von ihnen zu groß.

In Sachen Vorstehen allerdings sind sie unschlagbar. Es ist schon ein beeindruckendes Bild, wenn ein Draht-, Kurz- oder Langhaar wie zu Stein erstarrt verharrt, bis der Führer herankommt und entweder selbst das Wild aus der Deckung tritt oder dem Hund das Kommando dazu gibt. Wer ein breites Aufgabenspektrum abdecken muss, ist mit ihnen gut bedient, besonders im Feldrevier.

Dort haben sie die Möglichkeit zur weiträumigen Suche, können in Feldgehölzen buschieren, also in Schrotschussentfernung vom Jäger das Wild aufspüren und vielleicht auf Wasserwild eingesetzt werden. Dort sind Vorsteher in ihrem Element. Auch die ein oder andere Totsuche meistert der vielseitig ausgebildete Vorstehhund. Geht es nur um die Arbeit nach dem Schuss, trifft man aber immer öfter auch Apportierhunde, also Retriever, die sich mehr noch als die meisten anderen Jagdhunderassen auch als Familien- und Begleithunde eignen.

Wie Cocker und Springer Spaniel apportieren auch Wachtelhunde gern, besonders am Wasser. Doch ihr Haupteinsatzort ist der Wald. Speziell bei großräumigen Bewegungsjagden können sie ebenso wie Bracken als stöbernde Solojäger ihre Stärken ausspielen. Selbstständig suchen sie nach Wild, jagen es fährtenlaut und bringen es mit verhaltener Geschwindigkeit vor die Gewehre der Jäger. Besonders wenn die Jäger die Vierbeiner von ihrem Stand aus zur alleinigen Arbeit in die Einstände des Wildes schicken, sind die anhaltend auf sich selbst gestellt arbeitenden Vierbeiner gefragt.

Auch wenn es immer weniger Gelegenheit dazu gibt: Ein fest vorstehender Hund ist ein tolles Bild.
Auch wenn es immer weniger Gelegenheit dazu gibt: Ein fest vorstehender Hund ist ein tolles Bild.

In sehr kleinen Revieren und dort, wo sie Gefahr laufen, viel befahrene Straßen kreuzen zu müssen, sind sie daher fehl am Platz. Das gilt bei Bewegungsjagden auf Schalenwild generell für die allermeisten Vorstehhunde. Eine Ausnahme sind gehorsame Exemplare, die ihre Führer in der Treiberwehr begleiten. Denn Vorstehhunde jagen meistens über vergleichsweise kurze Entfernung und zu schnell, sodass das Wild den Schützen hochflüchtig kommt und kaum sicher zu beschießen ist. Bewährt hat sich auch der Einsatz von wildscharfen Meutehunden, etwa Terriern, die sich gezielt in Brombeer- und Schwarzdorndickungen schicken lassen, um dort die Wildschweinrotten auf die Läufe zu bringen und sie dann zu sprengen.

Auch Teckel können auf der Schweißfährte Großes leisten, geraten aber in schwierigem Gelände oder bei höherem Schnee schnell an ihre körperlichen Grenzen. Zu einer Hetze mit anschließendem Stellen des kranken Wildes sind sie nicht in der Lage.
Auch Teckel können auf der Schweißfährte Großes leisten, geraten aber in schwierigem Gelände oder bei höherem Schnee schnell an ihre körperlichen Grenzen. Zu einer Hetze mit anschließendem Stellen des kranken Wildes sind sie nicht in der Lage.

Eine wahre Spezialistenaufgabe ist die schwere Nachsuche, also alles, was über eine von vornherein als solche erkennbare Totsuche hinausgeht. Wachtelhunde und Bracken leisten dabei gute Dienste. Auch Teckel sind zu enormen Leistungen auf der Wundfährte in der Lage. Wer einmal eine Bundessiegersuche ihres Zuchtverbandes besucht, wird es erleben.

Allerdings sind sie wegen ihrer kurzen Läufe zu keiner Hetze mit anschließendem Stellen des kranken Wildes in der Lage und schon bei einer Schneehöhe von einigen Zentimetern gelangen sie an die Grenzen ihrer körperlichen Möglichkeiten. Deshalb werden sie neben Terriern bevorzugt für die Baujagd eingesetzt. Die wahren Experten auf der Rotfährte hingegen sind der Hannoversche Schweißhund und der Bayerische Gebirgsschweißhund. Sie werden ausschließlich für diesen Zweck gezüchtet und ausgebildet.

Nach dem Kauf des Jagdhundes beginnt die Ausbildung, wissenswerte Infos dazu gibt es hier:

Die Jagdhundeausbildung (I): Die jagdliche Brauchbarkeit
Die Jagdhundeausbildung (II): Beurteilung der Anlagen
Die Jagdhundeausbildung (III): Abrichtefächer