Wölfe um jeden Preis

Wölfe um jeden Preis

Mit zunehmender Einkreuzung von Hunden wird der Schutz „echter“ Wölfe schnell zur Farce.

Wolf
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Im Lager der Raubtier-Fans trennt sich zunehmend die Spreu vom Weizen. Zum Beispiel an der absurden Frage, ob Wolfsmischlinge in die freie Wildbahn gehören.

Sicher ist: Je emotionsgeladener die Hardcore-Fans argumentieren, desto mehr schwindet deren Rückhalt in der Bevölkerung, auch unter bisher wohlmeinenden Politikern. Das Super-Wahljahr befördert dort offenbar das Realitätsbewusstsein. Jüngstes Beispiel: Niedersachsens SPD-Ministerpräsident Stephan Weil und seine Pläne, die Wolfspopulation auf ein erträgliches Maß zu begrenzen.

Selbst in einschlägigen Internet-Foren wird Lagerbildung erkennbar. Auf der einen Seite kompromisslose Forderungen nach ungehindertem Zuwachs, auf der anderen Seite das Argument, keinen Stimmungsumschwung in der breiten Bevölkerung zu provozieren. Typisch für diese Debatten ist der aktuelle Streit um die Wolf-Hund-Mischlinge im deutsch-tschechischen Grenzraum (wir berichteten). Ausgewiesene Fachleute fordern die Entnahme gegen den heftigen Widerstand der restlichen Szene.

Klar ist: Mit zunehmender Einkreuzung von Hunden wird der Schutz „echter“ Wölfe schnell zur Farce. Auch wenn der strenge Artenschutz bis zur fünften Mischlingsgeneration gilt, ist die Debatte um den Abschuss verwilderter Wolfshunde unter solchen Umständen ebenso nicht aufzuhalten wie die fortschreitende Degeneration der Wolfspopulation.

Biologisch gehören Wolf und Hund zwar zur selben Art. Dennoch gehen die Unterschiede weit über den Umstand hinaus, dass echte Wölfe nicht bellen. Realistisch ist auch die Sorge, dass auch die geringe Menschenscheu sogenannter Problemwölfe mit Hunde-Erbgut zusammenhängt. Und damit, dass auf Mannschärfe gezüchtete Mischlinge in den Ostblock-Wendejahren ihre „Freiheit“ bekamen.

Wahr scheint zudem, dass solche Auswilderungen das genetische Inzucht-Problem der echten Wölfe nicht lindern, sondern eher verschärfen. In Skandinavien schon abzusehen: Zunehmend wandern Wölfe aus dem dünn besiedelten norwegisch-schwedischen Grenzland in die Großstadt-Region um Stockholm. Dass dabei Mischlingsblut im Spiel sein könnte, wird ebenso offen diskutiert wie die Frage, ob sich der natürliche Bestand bereits durch Nahrungsmangel und Seuchen von alleine reguliert.

Mischlingswölfe finden sich in einer überwiegend von Menschen geprägten Umwelt besser zurecht als ihre wilden Verwandten.

Klar scheint: Mischlingswölfe finden sich in einer überwiegend von Menschen geprägten Umwelt besser zurecht als ihre wilden Verwandten. Wie sich die Menschen mit halbzahmen Wölfen zurechtfinden, muss sich wohl erst weisen. Dass in Tschechien mit seiner weit längeren Wolfserfahrung auch Naturschützer für den Abschuss der Mischlinge einsetzen, sollte auch Tierschützern Anlass zu einem Nachdenken sein, das in der Politik bis ins rot-grüne Lager hinein längst begonnen hat.

Weltweit betrachtet ist der Grauwolf nicht vom Aussterben bedroht. Daran, dass sich das ändern könnte, sind auch jene Natur- und Tierfreunde beteiligt, denen jedes Mittel recht ist auf dem Weg in eine vermeintlich intakte Natur, von der sie vielfach keine Ahnung haben. So wahr zum erfolgreichen Raubtier-Management in Zweifelsfällen auch die Büchse gehört – möglichst bevor Volkes Stimme Massenabschüsse einfordert.

Einen umfangreichen Überblick über das Thema Wolf finden Sie auch hier in unserem Wolfsticker: Hier klicken!