Wo das Wild noch willkommen ist

Wo das Wild noch willkommen ist

Sehenswerte arte-Reportage über Elche in Schweden

Elch
Elch

Während sich unsere Leser mit Recht über Andreas Kieling ärgern, gibt es auch Lichtblicke aus der Tierfilmer-Szene. Heiko De Groot zum Beispiel, der mit seinem arte-Beitrag zu den schwedischen Elchen ein Musterbeispiel für sauberen Journalismus abliefert. Wer sich ein eigenes Urteil bilden will: Ein paar Tage noch steht „Der Elchdetektiv von Öland“ in der arte-Mediathek.

Das Anschauen lohnt sich nicht nur wegen der schönen (und obendrein echten) Tier- und Landschaftsbilder. Das Stück ist zudem hoch informativ (altmodisch hieße es wohl „sehr lehrreich“) und – vor allem – ohne ideologische Scheuklappen. Und ohne üble Hetze gegen Jagd und Jäger.

Der Hamburger Filmemacher De Groot liefert genau das, was Jäger bei Kieling, Wohlleben & Co. vermissen: sachliche Information und wissenschaftliche Erkenntnisse, die Natur und Tiere wirklich weiter bringen. Wo sonst erfahren wir im Blabla-Fernsehen, warum die Fuchsräude den Elchbestand gefährdet? Wo sonst kommen Jäger fair zu Wort, ebenso wie Landwirte mit ihren berechtigten Interessen?

Es mag ja auch an Schweden liegen. Noch (!) hat dort eine große Bürgermehrheit ein entspanntes Verhältnis zu Jagd und bäuerlicher Landwirtschaft. Und es gibt die in Europa ziemlich einmalige Landwirtschaftsuniversität (SLU), deren Wissenschaftler nicht nur Natur und Klimawandel erforschen, sondern ganz selbstverständlich auch dem Menschen und seiner Kultur ihren angestammten Platz in dieser Natur lassen.

Als Beispiel die Sache mit den Elchen und den Füchsen: Im Film stellen die SLU-Forscher sehr nachvollziehbar ihre These dar, dass mit der Räude und dem nahezu vollständigen Verschwinden der Füchse der Rehwildbestand auf Öland so massiv angestiegen ist, dass den Elchen die Nahrung ausgeht.

Und dann wird’s spannend: Statt oberflächlich brutalen Rehwildabschuss und ein Jagdverbot auf Füchse zu propagieren, lässt der Filmemacher auch einen Schafhalter und Jäger zu Wort kommen. Der empfindet den Rückgang der Fuchsbestände als Segen für seine Lämmer und verweist darauf, wie gut sich seltene Vogelarten entwickeln, seit die Füchse seltener geworden sind.

Es geht also um Zusammenhänge, die im TV-Mainstream sonst untergehen nach der Devise: Fakten verwirren, Beleidigungen laufen. Da darf doch tatsächlich ein Jäger sagen, wie sehr ihm Bekassine und Brachvogel am Herzen liegen. Und das ohne hinterhältige Kommentare. Und da leistet sich eine Nation einen ganzen Wissenschaftler-Trupp, um den Elchen zu helfen. Klingt wie aus einer anderen Welt hier im Heimatland von „Wald vor Wild“.

Womöglich liegt es ein wenig daran, dass auch Schwedens König Elche jagt – und genau weiß, wie wichtig die Jagd für die Kultur und den Zusammenhalt im Land ist. Wie die Landwirtschaft, die den Norden trotz widriger Klimabedingungen zur Kulturlandschaft gemacht hat. Und zugleich zu einem Sehnsuchtsort der Naturfreunde auch aus Deutschland.

Heiko De Groot schafft es ohne hoch erhobenen Kieling-Zeigefinger, dass sogar Naturferne ahnen, wie sehr Natur und Kultur zusammengehören in einer Welt, die auch dem Menschen gerecht wird. Und Schweden schafft es, im Schalenwild nicht vor allem den Schädling zu sehen, sondern ein nationales Markenzeichen. Obwohl auch dort die Holzindustrie ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor ist.