Wildbret in der Müllverbrennung

Wildbret in der Müllverbrennung

MITUNTER SIND NATUR- UND ARTENSCHUTZ WEIT WEG VON EINER GANZHEITLICHEN BETRACHTUNGSWEISE. SCHWEDENS JÄGER PROTESTIEREN AKTUELL GEGEN DIE VERNICHTUNG VON FÜNF TONNEN WILDBRET.

Feuer
Feuer

Der Fall erinnert an die Gänse-Vergasung in den Niederlanden: Der Staat übernimmt die Wildtierregulierung mit dem Ergebnis, dass die tonnenweise vergasten Gänse nicht mehr als Lebensmittel taugen. Selbstgerechtigkeit statt Waidgerechtigkeit hat offenbar Konjunktur.

Kein Einzelfall: Schwedens Jägerverband hat aktuell aufgedeckt, dass die staatliche Veterinär-Universität in Uppsala eine eigene Verbrennungsanlage für die Raubtier-Kadaver betreibt, die dort nach der Schutzjagd eingeliefert werden müssen. 71 Bären mit einem Schlachtgewicht von rund fünf Tonnen waren das laut Jäger-Rechnung im vergangenen Jahr.

Der Verband weist darauf hin, dass die Nachfrage nach Bärenfleisch zugleich das Angebot auf dem Wildbretmarkt bei Weitem übersteigt – und dass die Vernichtung der Mangelware rund 70.000 Euro Steuergelder kostete, den Wert von Fleisch und Pelzen mitgerechnet.

Jagdgegner, aufgepasst: Der Verband beklagt auch, dass die Schutzjagd zunehmend die reguläre Lizenzjagd verdrängt, für die kaum noch Bären übrig bleiben, weil der Gesamtbestand nicht unter den günstigen Erhaltungszustand sinken darf. Die Jäger wollen ihre Bären in eigener Regie erlegen und verwerten.

Zur Erinnerung: Wie bei den Wölfen auch hat die schwedische Bären-Schutzjagd den Segen der Europäischen Union. Gestritten wird jedoch um die reguläre Lizenzjagd unter strengen Bedingungen. Gegen einen Bären-Jäger wurde sogar ermittelt, weil er seinen Hund mit dem Auto transportierte, obwohl der Einsatz von Motorfahrzeugen streng verboten ist (wir berichteten).

Bei der Schutzjagd sind hingegen schon mal Hubschrauber im Einsatz. Was viele Jäger ebenso empört wie das Schindluder mit den Bärenschinken. Aber die Proteste zeigen nun offenbar Wirkung: Die Behörden überlegen, ob die Jagdrechtsinhaber künftig wenigstens die bei Schutzjagden erlegten Tiere verwerten dürfen. Ein Gewinn auch für die Steuerzahler: Die Verbrennung kostet fast zwei Euro pro Kilo.