Wie das Birkwild doch noch überlebte
Einst war das Birkhuhn in der Rhön fast ausgestorben. Dass daraus doch noch eine kleine Erfolgsgeschichte entstand, ist vor allem den Jägern in der Region zu verdanken.
„Die Natur reguliert sich von selbst“ – das behaupten Jagdgegner immer wieder, um ihre Position zu untermauern. Dass dieses Argument häufig genug nicht stimmt und der Mensch für den Schutz bedrohter Arten Verantwortung trägt, zeigt ein deutliches Gegenbeispiel: Die Geschichte des Birkwilds in der Rhön. Die seltene Vogelart überlebt vor allem durch die Hilfe von Jägern.
Ein Rückblick: Vor 50 Jahren schien das Schicksal der selten gewordenen Vögel im Grenzland von Bayern, Hessen und Thüringen besiegelt. Die Bestandsentwicklung im Mittelgebirge kannte nur eine Richtung: nach unten.
350 balzende Hähne wurden zum Ende der 1960er Jahre in der Rhön gezählt. 2009 waren alle Hähne verschwunden, es gab gerade noch zwei Hennen – und über Jahre keinen Nachwuchs.
Ein Wettlauf mit der Zeit
Über die möglichen Gründe – Luftverschmutzung, Massentourismus, Verlust von Brachflächen – wird anhaltend gestritten. Aber angepackt hat das Problem vor allem die Wildlandstiftung als Naturschutzorganisation der Jäger.
Es ist ein Wettlauf mit der Zeit: Seit 2010 fahren Freiwillige jedes Jahr nach Schweden, um dort Birkwild einzufangen und in die Rhön zu bringen – bislang 68 Vögel. Es gibt dort nun wieder natürliche Reproduktion. Mühsam und spärlich zwar, aber immerhin.
Erhalt der Lebensräume ist auch eine Geldfrage
Neben Jäger-Geld aus der Jagdabgabe fließen auch Mittel der Europäischen Union, von Sponsoren und von Bund und Ländern – insgesamt rund eine Million Euro jährlich. Das meiste Geld kostet der Erhalt der natürlichen Lebensräume. Dazu gehören einerseits Ameisen, ohne deren Puppen die Jungvögel nicht überleben könnten und andererseits der Nadelwald. Auch offene Landschaftsteile, das traditionelle Weideland der Rhönschafe, sind für die Vögel ein wichtiger Lebensraum. Um den Erhalt dieser alten Haustierrasse kümmert sich übrigens der BUND in seinem Rhönschaf-Projekt vorbildlich.
Ohne Raubwildjagd kein Vogelschutz
Projektleiter Torsten Kirchner, studierter Biologe und bekennender Jäger, macht sich auch mal unbeliebt fürs Überleben des Birkwilds. Zum Beispiel, als er der hessischen Umweltministerin Priska Hinz für die Rhön Ausnahmen von der höchst umstrittenen Schonzeitverlängerung für Füchse und Waschbären abhandelte (wir berichteten).
Für den Wildland-Ranger ist klar, dass die Raufußhühner ohne Bejagung der Räuber keine Chance haben. Und dass es keinen Sinn macht, immer neue Vögel aus Schweden zu holen, denen es dann am richtigen Lebensraum fehlt: Von 12 000 Hektar mit Birkwildvorkommen im Jahr 1970 waren 2009 nur noch 1400 Hektar übrig.
Birkwild unterliegt dem Jagdrecht
Nachdenklich stimmt, dass der Niedergang bedrohlich wurde, als man schon viel über Umwelt-und Artenschutz redete. Und dass im schwedischen Ljusdal, wo die Rhöner ihre Hühner gefangen haben, Kahlschläge im Forst an der Tagesordnung sind. Birkwild gibt’s dort aber noch so reichlich, dass die Schweden der Wildlandstiftung die bisher 68 umgesiedelten Vögel kostenlos spendierten. Am Rande: Birkwild unterliegt dem Jagdrecht und hat in Deutschland keine Schusszeit.