Wald vor Wild: Grüner Politiker fordert mehr Abschüsse

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Wald vor Wild: Grüner Politiker fordert mehr Abschüsse

„Wald vor Wild“ spaltet Jäger und Förster in ganz Deutschland. Das Dogma führt bundesweit des Öfteren zu Unstimmigkeiten und Auseinandersetzungen zwischen Förstern und Jägern. Die einen fordern immer höhere Abschusszahlen von Rehwild, um den Wald zu schützen, die anderen wollen sich, zu Recht, nicht zu Schädlingsbekämpfern degradieren lassen. Jetzt hat der Grünen-Politiker und Förster Markus Ganserer die Diskussion in Bayern aufs Neue entfacht und den Zorn vieler Jäger auf sich gezogen haben. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sagte Ganserer: „Es darf nicht sein, dass der Freistaat jedes Jahr viel Geld ausgeben muss, nur weil die Jäger nicht genug Wild schießen.“

Wie aus einer Antwort des Forstministers Helmut Brunner (CSU) auf eine Landtagsanfrage des Grünen Ganserer hervorgeht, geben Waldbesitzer in Bayern jährlich tatsächlich Millionen für den Schutz des Waldes vor den Wildtieren aus. Die Bayerischen Staatsforsten allein haben seit 2011 rund zwölf Millionen Euro investiert, um die Bäume und Setzlinge vor Verbissschäden durch Rehwild zu schützen. Dabei entfielen in den vergangenen Jahren etwa 3,7 Millionen Euro auf den Bau von Schutzzäunen und 8,5 Millionen auf Einzelschutz.

Ob derart hohe Summen jedoch nur deshalb abgerufen werden müssen, da, wie Ganserer es formuliert, „die Jäger nicht genug Wild schießen“, darf mehr als bezweifelt werden. Es stellt sich außerdem die Frage, welchen Wert unsere Wildtiere bei Ganserer genießen, wenn er ganz nüchtern die Ausgaben für Schutzmaßnahmen betrachtet und daraus schließt, dass die Jäger mehr Wild schießen müssten.

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Dass Jäger eben nicht schießwütig auf alles ballern wollen, was sich bewegt, dürfte für jeden, der sich auch nur etwas mit der Jagd beschäftigt, keine wahnsinnige Neuigkeit sein. Auch wenn die mediale Berichterstattung in manchen Fällen einen anderen, eindeutig falschen, Eindruck erweckt. Bei der hitzigen Diskussion rund um „Wald vor Wild“ zeigt sich jedoch glücklicherweise, was den Jägern wirklich wichtig ist. Bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Mindelheim (Bayern) kritisierte beispielsweise der zweite Vorsitzende, Wolfgang Dreher, die hohen Abschusspläne in der Region scharf: „Wir werden gezwungen mehr zu schießen, als wir wollen.“ Niemand könne „rehfreie Reviere“ wollen. Daher werde man „um jedes Stück Rehwild ringen“, betonte Dreher laut einem Bericht der Augsburger Allgemeinen.

Die Haltung der Jäger gegen „Wald vor Wild“ und gegen eine Abwertung der Jagd zeigt sich bundesweit bei Versammlungen und Hegeschauen. Der Kreisvorsitzende der Kreisgruppe Fürstenfeldbruck, Gerhard von Hößlin, beschwerte sich ebenso über die Abschussforderungen. Diese würden den Jägern vom Staat aufgedrückt, dabei wolle man das gar nicht. Viel mehr sei „Wald mit Wild“ die richtige Einstellung, findet der Presseobmann Michael Pöllmann, laut merkur.de. Auch von der Wildtierbiologin Christine Miller gibt es Zustimmung für die Ansichten der Jäger. Sie spricht sich unter anderem für ein besseres Miteinander von Jägern und Förstern aus und mahnt, man müsse sich „von überzogenen Wunschvorstellungen verabschieden“. Miller zeigt aber kein Verständnis für die schlichte Erhöhung der Abschusszahlen von Jahr zu Jahr, denn dies sei zu billig und ebenfalls nicht ganz legal. Außerdem betonte sie: „Wälder, die viel Nahrung und Deckung bieten, vertragen auch viele Rehe.“

So schön es auch ist, dass sich die Jägerschaft nicht zu Schädlingsbekämpfern für die Grünen machen lassen. So traurig ist es, dass dieser Umstand der Politik, insbesondere in Bayern, offensichtlich egal ist und das Rehwild damit auch in Zukunft nicht den Stellenwert genießt, den es verdient hätte.