Von Lusttötern und Realitätsverweigerern

Von Lusttötern und Realitätsverweigerern

Das Loblied unseres Autors Michael Lehner auf die winterliche Fuchsjagd hat Anhängern der Tierrechte-Theorie gar nicht gefallen. Die Antwort bleibt er nicht schuldig.

Fernglas im Hochsitz
Fernglas im Hochsitz

Tierrechtler, die uns Jäger nicht einfach „Mörder“ nennen, sagen gerne „Lusttöter“. Als wäre das Motiv der Jagd die Lust am Töten. Und nicht die Verbundenheit zur Natur und zu einer uralten Tradition menschlichen Nahrungserwerbs. Nach den Regeln der Nachhaltigkeit, auf die Jäger schon lange achteten, bevor dieses Wort in Mode kam.

Wir haben die führenden oder trächtigen Mutterschweine geschont, lange bevor es Peta und Nabu gab. Wir haben uns nur zähneknirschend damit abgefunden, dass das Rotwild aus seinen angestammten Weidegründen vertrieben und in wenige Reservate verdrängt wurde. Und wir haben – vielleicht zu blauäugig – mitgeholfen, die Tollwut auszurotten, die früher Raubwild und Raubzeug kurzhielt.

Heute müssen wir erleben, dass die meisten Tierrechtler nichts dabei finden, wenn Hirsch und Reh bekämpft werden, als wären sie nicht Gaben der Natur, sondern Schädlinge. Wir sollen das Schwarzwild scharf bejagen, auch gegen alle Regeln der Waidgerechtigkeit (wir berichteten). Und es gibt Leute, die eine von Menschen erzeugte Überpopulation der Füchse wichtiger finden als die Reste einer reichen Artenvielfalt.

Die Konsumenten flüchten sich in großer Mehrzahl in die Romantik von Fernseh-Sendungen aus einer scheinbar heilen Welt, in der sich Hasen und Füchse in vermeintlich ungestörter Harmonie eine gute Nacht wünschen. So entsteht ein Bild von der Jagd als Wurzel aller Übel. Obwohl jeder Nachweis fehlt, dass auch nur eine Art von Jägern ausgerottet wurde. Das gilt auch für den Wolf, dessen Verschwinden wohl einem – modisch gesagt – gesamtgesellschaftlichen Konsens früherer Generationen anzurechnen ist.

Was derzeit vielerorts mit dem Schwarzwild passieren soll, erinnert an solche alten Ängste: Wir lieben Natur, aber nicht um den Preis steigender Lebensmittelkosten. Und die zunehmend regellose Hatz nach den Sauen wird in der Tierwohl-Szene wohl auch deshalb weitgehend toleriert, weil die Bestandsexplosion zu einem guten Teil einer nicht zu Ende gedachten Energiewende geschuldet ist.

Die Masse hat offenkundig kein Problem, wenn Lebensmittel zu „Biogas“ verdampft werden trotz all des Hungers in der Welt. Dereinst könnte es sehr gut so weit kommen, dass wir die Schweine als Heimkehrer willkommen heißen wie heute den früher verhassten Wolf. Als Sündenbock bieten sich auch dann die Jäger an – und nicht eine Gesellschaft, die ihre Freizeit-Mobilität und ungehemmte Energieverschwendung weit wichtiger nimmt als allen Klimawandel.

Es ist ja auch bequemer, Fütterungsverbote zu bejubeln, statt zu bedenken, dass auch der Nahrungsmangel unserer Wildtiere ein gutes Stück weit auf das Konto der Menschen geht. Und dass jagdliche Hege den Versuch einer gern diskriminierten Minderheit darstellt, Natur wenigstens ein Stück weit zu bewahren – nicht nur für die Füchse, sondern auch für die Menschen. Sogar für die, die nicht begreifen, dass der Waschbär auch jene Baumbrüter massiv bedroht, die Nabu-Spendern so sehr am Herzen liegen.

Wer Jägern Mordlust unterstellt, hat nicht verstanden, dass Jagd zum menschlichen Dasein gehört wie das Beutemachen zu vielen Tierarten.

Wer Jägerinnen und Jägern Mordlust unterstellt, hat zumindest nicht verstanden, dass Jagd zum menschlichen Dasein gehört wie das Beutemachen zum Überleben zahlreicher Tierarten. Niemand muss Jäger sein, um zum Beutekonkurrenten für andere Geschöpfe zu werden. In Wahrheit gehört der Wettbewerb ums Überleben zur Natur. Aber eine arbeitsteilige Gesellschaft lässt das Unangenehme gern durch Dritte erledigen – von der Nutztiermast bis zum Tieretöten.

Als Dreingabe gibt es Gelegenheit zum altbekannten Pharisäer-Ruf: „Oh Herr, ich danke Dir, dass ich nicht so bin wie dieser!“ Und dann wundern sie sich, wenn sie jemand Gutmenschen nennt. Wohl weil das in einem Wort die ganze Verlogenheit beschreibt. Bis hin zum Versuch, anderen Menschen ohne demokratische Mehrheit ihre Lebensweise zu verordnen. Auch das zu verhindern, ist ein guter Grund, sich zur Jagd und ihren Wurzeln zu bekennen.

Wir Jäger waren jedenfalls vorher da. Als die Menschen noch wussten, dass Bäume gerodet werden müssen, um Getreide zu pflanzen. Und dass Tiere sterben müssen, um uns artgerecht zu ernähren. Und dass die Welt nicht besser wird, wenn wir solche Zusammenhänge leugnen. So wahr Avocados teurer sind als Wildschweinbraten.

Den Stein des Anstoßes, den Kommentar unseres Autors Michael Lehner zur winterlichen Fuchsjagd, können Sie hier nachlesen.